Deutsche Ausgabe des wöchentlichen Pressedienstes lateinamerikanischer Agenturen vom 22. Oktober 2002
Inhalt
ECUADOR
URUGUAY/BRASILIEN
BRASILIEN
COSTA RICA
COSTA RICA/NICARAGUA
NICARAGUA
PANAMA/GUATEMALA
GUATEMALA
MEXIKO
ARGENTINIEN
VENEZUELA
ECUADOR
Aufschwung für Basisbewegungen durch linken Wahlsieg
Von Andreas Behn
(Berlin, 21. Oktober 2002, npl).- In Ecuador hat die Linke und insbesondere die Indígena-Bewegung bei der Präsidentschaftswahl am vergangenen Sonntag einen weiteren Erfolg errungen. Wie bereits in Bolivien und auch in Brasilien büßten die traditionellen, wirtschaftsliberal ausgerichteten Parteien viele Stimmen ein. Ihre Kritiker stammen zumeist aus verschiedenen sozialen Bewegungen, die seit Jahren an Einfluss gewinnen und inzwischen auch an den Urnen Erfolg haben.
Entscheidende politische Kraft in den Basisbewegungen sind die Indígenas, die über 40 Prozent der Bevölkerung Ecuadors ausmachen und am meisten unter der Armut im Land leiden. Ihre Organisationen mobilisieren Zehntausende zu Protestdemonstrationen, sie blockieren Straßen im ganzen Land und belagern die Hauptstadt Quito, mit Ausdauer und greifbaren Ergebnissen: Zwei Präsidenten stürzten sie in den vergangenen sechs Jahren.
Schon 1997 hatten die Indígenas großen Anteil daran, dass der populistische Präsident Abdalá Bucaram zum Abdanken gezwungen wurde. Beim Protest gegen Präsident Jamil Mahuad und seine neoliberale Wirtschaftspolitik waren die Indígenas bereits federführend: Im Januar 2000 zwangen sie, zusammen mit Gewerkschaften und einigen linken Militärs, Mahuad zum Rücktritt und stellten für kurze Zeit die Regierung.
Zu dem Führungstrio der Protestbewegung gehörte damals der junge Oberst Lucio Gutiérrez, der kurze Zeit später aus dem Militär austrat und die Partei „Patriotische Gesellschaft 21. Januar“ (Sociedad Patriótica 21 de Enero) gründete. Jetzt hat er die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Ecuador mit über 20 Prozent der Stimmen gewonnen.
Auf Platz zwei kam der in Umfragen favorisierte Unternehmer Alvaro Noboa mit gut 17 Prozent. Erst dahinter liegen die Kandidaten der traditionellen Parteien, der Sozialist León Roldós sowie der Sozialdemokrat Rodrigo Borja mit jeweils rund 15 Prozent und der Christsoziale Xavier Neira mit knapp 13 Prozent. Die einzige Kandidatin, Ivonne Baki, wie auch der erste indigene Kandidat in der Geschichte des Landes, Antonio Vargas, konnten kaum mehr als ein Prozent auf sich vereinen. Vargas war selbst bis vor kurzem Teil der Indígena-Bewegung, die nach internem Streit jedoch fast einhellig die Kandidatur von Lucio Gutiérrez unterstützte. So werden überraschenderweise der linke Gutiérrez und der rechte Noboa am 24. November in einer Stichwahl um die Nachfolge des scheidenden konservativen Präsidenten Gustavo Noboa antreten.
Internationale Beobachter stimmten darin überein, dass der Urnengang ohne größere Unregelmäßigkeiten verlaufen ist. Von den über acht Millionen Ecuadorianern, die neben dem neuen Staatsoberhaupt auch 100 Abgeordnete des Einkammernparlaments und viele lokale Parlamentarier neu bestimmen sollten, enthielten sich trotz der geltenden Wahlpflicht rund 35 Prozent ihrer Stimme.
Es ist offensichtlich, dass die Ecuadorianer einer politischen Klasse, die Korruption, Misswirtschaft und zunehmende Verelendung tatenlos hinnimmt oder gar befördert, einen Denkzettel verpasst hat. Profitiert haben dadurch zwei Kandidaten, die auch als Populisten bezeichnet werden können. Beide haben im Wahlkampf aus ihren politischen Programmen eher ein Geheimnis gemacht und in ihren Reden immer wieder Gott und das Vaterland bemüht. Die Tatsache, dass Noboa als rechts außen und Gutiérrez als engagierter Linker gilt, lässt befürchten, dass sich die Stimmung im Land vor der Stichwahl polarisieren wird.
Alvara Noboa ist Bananenunternehmer und gilt als der reichste Mann des Landes. Der 52-jährige gründete für seine Kandidatur eine eigene Partei und sagt, er wolle Ecuador als Unternehmer regieren. „Die Ecuadorianer müssen sich zwischen dem Kommunismus und dem Freien Unternehmertum entscheiden,“ erklärte der gelernte Rechtanwalt Noboa mit Blick auf seinen direkten Kontrahenten, den er gerne als „Putschist“ betitelt.
Diesen Vorwurf weist Lucio Gutiérrez vehement von sich. Der Sturz von Präsident Mahuad sei kein Putsch, sondern Ergebnis einer gerechten Protestbewegung gegen eine korrupte Regierung gewesen, so der 45-jährige Ex-Militär. Dennoch wird er oft als „Hugo Chávez Ecuadors“ bezeichnet, in Anspielung auf den linkspopulistischen Präsidenten Venezuelas, der wirklich einen Putschversuch unternommen hatte.
Lucio Gutiérrez, der als brillanter Militär gilt und mehrere universitäre Abschlüsse hat, ist es gelungen, mit seiner Kampagne gegen Armut, Korruption und Straflosigkeit die große Mehrheit der sozialen Bewegungen sowie die klassischen linken Strömungen des Landes hinter sich zu vereinen. Zu ersteren gehört unter anderem die multikulturelle Bewegung Pachakutik, die bereits bei mehreren Wahlen auf lokaler Ebene erfolgreich war, sowie die Indígena-Dachverbände CONAIE und FENOCIN. Aber auch wichtige Gewerkschaften aus Bereichen wie Erdöl, Elektrizität und Telekommunikation unterstützen seine Kandidatur.
„Wir haben gelernt, dass es nicht genügt, einen Präsidenten zu stürzen. Es war notwendig, in den Gemeinden und Dörfern eine alternative Macht aufzubauen, um das Land wirklich zu verändern,“ kommentiert Auki Tituaña, Bürgermeister der Stadt Cotacachi und Sprecher der Bewegung Pachakutik, den Wahlerfolg der Linken. Im Vorfeld der Brasilienwahl mit dem gemäßigt linken Lula als wahrscheinlichem Sieger und angesichts eines linksnationalistischen Präsidenten Chávez in Venezuela, der fester im Sattel sitzt als erwartet, kommt der Wahl im kleinen Andenland Ecuador plötzlich strategische Bedeutung zu. So sprach die große Zeitung „La Hora“ am Montag in Quito von „einer populistischen Achse zwischen Venezuela, Brasilien und Ecuador, die gemeinsam Front gegen den Weltwährungsfonds IWF und die Rückzahlung der Auslandsschulden“ machen könnte.
URUGUAY/BRASILIEN
Neoliberales Wirtschaftsmodell steht auf dem Prüfstand
Von Roberto Roa
(Berlin, 15. Oktober 2002, npl).- In Lateinamerika steht die Glaubwürdigkeit der neoliberalen Wirtschaftpolitik auf dem Prüfstand. Seit über einem Jahrzehnt stehen die Regierungen fast aller Länder des Subkontinents zu dem liberalen Dogma, dass der Markt alleine den Wohlstand bringe und der Staat sich möglichst aus allem, also auch aus den sozialen Belangen der oft verarmten Bevölkerung heraushalten solle. Kritiker dieses Modells betonen immer wieder, dass diese Politik die Schere zwischen arm und reich vergrößert und vor allem die Industrieländer, allen voran den USA, davon profitieren.
Lange Zeit war der Protest gegen die Regierungen, die dieses neoliberale Modell umsetzen, auf Indígena- und Bauernbewegungen, wenige Gewerkschaften und seit den Weltsozialforen im brasilianischen Porto Alegre auch auf die lateinamerikanischen Antiglobalisierungsbewegung beschränkt. Doch angesichts immer größerer Verelendung und der jüngsten Finanzkrisen in Argentinien und Uruguay haben die Kritiker der freien Marktkräfte immer mehr Zulauf auch in Parlamenten: In Bolivien sind linke Parteien um den Sprecher der Kokabauern, Evo Morales, überraschend zur zweitstärksten Fraktion geworden, in Venezuela gewann der Populist Hugo Chávez mit einem linksnationalistischen Diskurs gleich mehrere Wahlen und in Argentinien ist das rechte politische Establishment nach dem Bankrott der Banken und des Landes völlig diskreditiert.
Fehlte nur noch Brasilien, das größte und wichtigste Land Lateinamerikas. Hier hat der gemäßigt linke Kandidat der Arbeiterpartei Lula die erste Runde der Präsidentschaftswahlen klar gewonnen und ist Favorit für die Stichwahl am 27 . Oktober. Die Abstimmung über den scheidenden Präsidenten Fernando Henrique Cardoso, ebenfalls ein Vertreter des neoliberalen Dogmas, fiel noch klarer aus: 76,8 Prozent der Stimmen entfielen auf Kandidaten, die sich – zumindest im Wahlkampf – gegen diese Art von Wirtschaftspolitik, gegen Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und gegen die von den USA vorgeschlagene Gesamtamerikanischen Freihandelszone ALCA ausgesprochen haben.
Kein Wunder, dass Vertreter der Wirtschaft, der reichen Eliten und auch der Industrieländer gegen Lula und eine mögliche linke Koalitionsregierung in Brasilien mobil machen. Mit Lula, so die ständigen Warnungen, werde es mit dem Land und der Wirtschaft steil bergab gehen.
Ein Blick zum südlichen Nachbarn Uruguay zeigt, wie verlogen diese Horrorszenarien in Wirklichkeit sind. Hier hatte die linke Partei Frente Amplio Ende 1999 die Präsidentenwahl nur knapp verloren. Der Ökonom und Berater der Frente Amplio, Daniel Olesker, legt dar, dass viele jener Schreckensprognosen, die für einen linken Wahlsieg vorausgesagt wurden, inzwischen unter der konservativen Regierung von Jorge Batlle zur bitteren Realität geworden sind – eine Analyse, die den Wahlkämpfern von Lula in Brasilien wie gerufen kommt.
Daniel Olesker erinnert an Voraussagen, die im Wahlkampf 1999 von Politikern wie auch renommierten Wissenschaftlern kamen: Produktionsrückgang, zunehmendes Haushaltsdefizit angesichts steigender Staatsausgaben und Mehrbelastung für Rentner und Arbeitnehmer wegen höherer Steuern. Hinzu komme dann die Abwertung der Landeswährung und zusätzliche Probleme für diejenigen, die sich in US-Dollar verschuldet hatten. Nicht zuletzt würden mangels Vertrauen in die Wirtschaft ausländische Investoren ausbleiben und Kapitalflucht einsetzen.
Heute, nach zweieinhalb Jahren konservativer Regierung, die dem neoliberalen Dogma treu ergeben ist, lässt sich Batlle nur ungern an die damaligen Versprechen erinnern. Produktionsrückgang: Unter Batlle sank das Bruttoinlandsprodukt von 4,1 Prozent im Jahr 2000 auf 3,5 Prozent im Jahr 2001. Die Prognose für 2002, angesichts des Quasi-Bankencrashs im Sog der Argentinien-Krise: Ein Minus von sage und schreibe acht Prozent. Ähnlich schlecht erging es dem Staatsdefizit, das von vier Prozent am Bruttoinlandsprodukt im Jahr 1999 auf 5,2 Prozent 2001 anstieg.
Ähnlich ungerechtfertigt war die Panikmache bei der Gleichsetzung „linke Regierung ist gleich Abwertung“. Zwischen März 2000 bis Juni 2002 betrug die Abwertung der Landeswährung ganze 82 Prozent, während die Inflation nur bei 17 Prozent lag, sprich in 27 Monaten stieg der US-Dollar real um 56 Prozent an. Auch den Rentnern, um die sich Batlle im Wahlkampf so sorgte, geht es jetzt nicht gerade besser, da es bereits mehrere Steuererhöhungen gab, die ihre Kaufkraft beeinträchtigen.
Sogar Investoren und Auslandskapital, das angeblich nur Angst vor linken Regierungen hat, scheinen der Regierung Batlle nicht unbedingt zu vertrauen. Bilanz von Regierungsantritt bis heute: 35 Prozent der Unternehmen sind in Konkurs gegangen und neue Auslandsinvestitionen fließen nur sehr sporadisch. Geradezu dramatisch hingegen nahm die Kapitalflucht zu, die schon 1999 vier Milliarden US-Dollar betrug. In den 27 Regierungsmonaten von Batlle sanken die Bankguthaben in Uruguay von 15 auf acht Milliarden US-Dollar.
„Die Frente Amplio hat die Wahl nicht gewonnen, doch all das, was den Uruguayern für einen linken Wahlsieg vorausgesagt wurde, ist jetzt unter der konservativen Regierung Wirklichkeit geworden,“ fasst der Ökonom Daniel Olesker zusammen. Der manipulative Wahlkampf, mit dem das Batlle-Team den zweiten Wahlgang für sich einscheiden konnte, kommt aus Oleskers Sicht einem Wahlbetrug gleich – eine Erfahrung, die die Brasilianer schon machen konnten, denn Arbeiterpartei-Kandidat Lula war bereits mehrfach in die Stichwahl gelangt und wurde auf den letzten Metern von einer konservativen Medienkampagne gestoppt. Doch sollte es Lula gelingen, im vierten Anlauf Präsident Brasiliens zu werden, wäre dies ein herber Rückschlag auch für jene, die die Wirtschaftspolitik dem Markt überlassen wollen.
BRASILIEN
Über die Wahl zwischen „Zwei Brasilien: Serra und Lula“
Von Leonardo Boff*
(Rio de Janeiro, 20. Oktober 2002, alai- poonal).- Die zweite Runde der Präsidentschaftswahl macht den einzigartigen Charakter dieser Wahl deutlich. Zwei völlig verschiedene Projekte stehen einander gegenüber: Das Brasilien, das immer von den Eliten bevormundet wurde, zuletzt vom Präsidenten Fernando Henrique Cardoso. Eliten, die von außen nach innen, von oben nach unten ein Land schufen, das von der schlimmsten Ungerechtigkeit auf diesem Planeten zerrissen wird. Eliten, die der Bevölkerung im Land den Rücken zukehrten und sogar daran gingen, die Nation aufzulösen. Und das andere Brasilien, das von unten nach oben und von innen nach außen neu geschaffen wird, ausgehend von den sozialen Bewegungen, den libertären Parteien und der ökumenischen Befreiungskirche.
Das erste Projekt wird vom Kandidaten José Serra repräsentiert. Er steht für den Status quo von gestern und von heute, mit all seinen Widersprüchen. Auf internationalem Parkett tritt er mit den Herren des Weltwirtschaftforums von Davos auf, für die die Wirtschaft und der Markt das Zentrum der Welt darstellt.
Für das zweite Projekt steht Lula. Mit ihm kommt der Aufbruch: Er verkörpert den Traum eines Brasiliens, in dem alle einen Platz haben, unterstützt von all den Kräften, die sich in Opposition zu jenem perversen Erbe gebildet haben. Sein Bezugspunkt in der Welt sind die Menschen des Weltsozialforums von Porto Alegre, für die eine gerechte Gesellschaft im Mittelpunkt steht.
Auch wenn beide Kandidaten die gleichen Worte gebrauchen, sind ihre Inhalte doch verschieden, weil sie sich auf unterschiedliche Projekte beziehen. Serra sprich von Veränderungen, ohne dabei die Frage der Macht und die Gestaltung des Staates mit einzuschließen. Bei Lula geht es um die Veränderung der Gesellschaft insgesamt, es geht um die Interessen der entmachteten Mehrheit und um die soziale Beschaffenheit des Staates, wobei die Gesellschaft und die Nachhaltigkeit im Zentrum stehen.
Serra spricht von Entwicklung und denkt dabei in der Logik des herrschenden kapitalistischen und globalisierten Systems, das die bekannten Ungleichheiten verursacht. Wenn Lula von Entwicklung spricht, denkt er an das Projekt „Null Hunger“, an die Interessen der einfachen Menschen und an einen Zentralbankpräsidenten, der etwas von Hunger versteht. Es ist, als lebten beide auf zwei verschiedenen Sternen, nur die Worten sind gleich, die Inhalte aber verschieden.
Doch ein Unterschied ist wesentlich. Lula bringt Hoffnung, Serra Resignation. Lula ist das Neue, Serra das Vergangene. Lula ist Charisma, Serra ist die Macht. (…) Lula ist, ähnlich wie Nelson Mandela, zu einem Symbol für viele in der Welt geworden. Es geht ihm nicht um Worte, sondern um Dinge. Er vermittelt Glaubwürdigkeit, weil er am eigenen Leib erfahren hat, was die Tragödie und die Chance Brasiliens ist. Lula ist viel mehr als seine Partei, die Arbeiterpartei PT. Er ist das Brasilien, das, ausgehend von einer anderen Machtkonstellation, neu erfunden wird und Teil einer neuen Hoffnung ist.
* Leonardo Boff (64) ist brasilianischer Theologe und einer der bekanntesten Vertreter der Befreiungstheologie. Der Autor von über 60 Büchern wurde vor zehn Jahren wegen seiner politischen Interpretation der Religion vom Vatikan aus dem Priesteramt gedrängt und unterrichtet seitdem an staatlichen Universität von Rio de Janeiro.
Die Launen des Marktes
Von Frei Betto*
(Sao Paulo, 20. Oktober 2002, alai-poonal).- Der Markt spielt eine gewichtige Rolle bei dieser Wahl. Der Markt – einige meinen, er existiere nur virtuell. Oder er sei das Ergebnis einer Wirtschaft, die auf Luxus und nicht auf dem Wohlstand der Mehrheit basiere. Und es gibt welche, die gar behaupten, der Markt sei eine ökonomische Kategorie, die das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bezeichnet.
Wie auch immer, der Markt existiert, aber wie die großen Kriminellen zeigt er sich nicht gerne. Sein wichtigstes Merkmal ist, dass er ungeheuer launisch ist. Es ist leicht zu irritieren, wird instabil, nervös; und plötzlich, von einer Sekunde zur anderen, beruhigt er sich, wirkt ausgeglichen, lächelt.
Wenn ihm nicht gefällt, was in seiner Umgebung passiert, dann steigt der Dollar, das Länderrisiko Brasiliens nimmt zu und die Börse sackt ab. Aber wenn sein Ego gelobt wird, dass passiert genau das Gegenteil.
Wir alle wissen, dass es diesen Markt gibt, doch niemand weiß, wo er wohnt oder ist ihm schon einmal begegnet. Nur die bekannten Wirtschaftskommentatoren und einige Minister scheinen mit ihm Kontakt zu haben. Oder besser gesagt, der Markt kennt die Handy-Nummer dieser Leute. Und jeden Morgen, nachdem er die Zeitungen gelesen und die jüngsten Äußerungen der beiden Präsidentschaftskandidaten José Serra und Lula im Radio gehört hat, ruft er seine Sprecher an und verrät ihnen seine momentane Laune.
Wenn Lula sagt, seine Regierung werde mit dem Hunger in Brasilien Schluss machen, erschrickt sich der Markt, wird richtig böse, schreit ins Telefon und nimmt Beruhigungsmittel. Wenn Serra verspricht, die Gewinne der Banken nicht zu beschneiden und die ausländischen Investoren nicht zu verschrecken, wird der Markt ruhig, freut sich und fordert seine Sprecher auf mitzuteilen, heute sei er gut gelaunt erwacht.
Der Markt hat nicht die geringste soziale Sensibilität. Es kümmert ihn nicht, wenn irgendwo in Brasilien Kinder des Hungers sterben oder die Zahl der Arbeitslosen in Sao Paulo zunimmt. Sein Interesse ist es, mit allen erdenklichen Mitteln die wenigen Reichen zu schützen. Unter ihnen vor allem die ausländischen Investoren, denn der Markt mag Brasilien und die Brasilianer eigentlich gar nicht. Außerdem spricht er nur Englisch.
Richtig gut gefällt dem Markt ein armes Land, das seine Schulden bezahlt, auch wenn dort Millionen im Elend Leben. Ja, das darf nicht erschrecken. Seine Logik ist eine andere. Er hat weder Religion, Ethik noch Herz. Er kennt nur Interessen. Und gar nicht gefällt ihm, provoziert zu werden. Nur gut dass, immer wenn sich seine Laune verändert, seine Sprecher in den Medien auftauchen, um uns über seinen Gemütszustand zu informieren.
Also Achtung, der Markt wählt zwar nicht, aber es könnte ihm missfallen, wie am 27. Oktober in Brasilien gewählt wird.
*Der brasilianische Theologe Frei Betto (58) ist Autor von über 40 Büchern und als Vertreter der Befreiungstheologie und politischer Aktivist in ganz Lateinamerika bekannt.
COSTA RICA
Abkommen über die Patentierung genetisch manipulierter Samen
Von Laura González
(San José, 22. September, sem-poonal).- Unter größter Geheimhaltung haben Parlamentarier des Auswärtigen Ausschusses des costaricanischen Kongresses einen internationalen Vertrag auf den Weg gebracht, der eine Ausweitung der Patente auf in Laboratorien produzierte Pflanzensamen vorsieht. Gleichzeitig erheben sich erste Stimme von einigen Ökologiegruppen, Wissenschaftlern sowie Vertretern kleiner und mittelständischer Bauern, die sich gegen die Privatisierung der Pflanzenarten stellen.
Dem „aufreizenden“ Name entsprechend, der, wie die Kritiker finden, nichts mit dem wirklichen Hintergrund zu tun hat, soll der Vertrag dem „Schutz der Beschaffenheit der Pflanzenwelt“ dienen. So sieht es der Internationale Verband zum Schutz von Pflanzenzüchtungen (UPOV) vor, der zur Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) und zur Welthandelsorganisation (WHO) gehört.
Der Antrag versucht, das Recht des geistigen Eigentums auf neue Pflanzenvarianten anzuwenden. Die Absicht: es soll ein international gültiges Instrumentarium geschaffen werden, mit dem Forscher oder Firmen neue Lebensmittelvarianten oder Nutzholz liefernde Arten registrieren können.
Gleichzeitig sollen die Rechte der Forscher durch ein Patent geschützt werden. Dadurch soll garantiert werden, dass jede Person oder Firma, die sich für Pflanzenarten interessiert, über eine Erlaubnis verfügen und für die Verwendung der bearbeiteten Pflanzensamen eine Lizenzgebühr zahlen muss.
Für Vertreter des Internationalen Verbandes zum Schutz von Pflanzenzüchtungen, der 1961 gegründet wurde und seinen Sitz in Genf hat, ist die Patentierung der Pflanzenarten wichtig und notwendig. Die Gründer, in ihrer Mehrheit europäische Länder, bestehen darauf, dass die Patentierung der Pflanzensamen die Forschung fördern und die Entwicklung und Investitionen anregen werde.
Dieser Position widersprechen die costaricanischen Bauernorganisation. So beispielsweise die größte des Landes, die Union der nationalen Produzenten (UPANACIONAL). Auch die Wissenschaftler der staatlichen Nationaluniversität (UNSA), der zweitwichtigsten Universitätsinstitution dieses zentralamerikanischen Landes, stellen sich gegen den Vertrag.
Die Präsidentin der gesetzgebenden Kommission des Auswärtigen Ausschusses, Rocío Ulloa, erklärte, dass die „einzigen“, die sich der Initiative widersetzten, Bauern und Dozenten der UNSA seien. Zuvor hatte sie herausgestellt, dass sie über die Unterstützung von Umweltschützern, Forschern und den Ministerien für Agrikultur und Vierzucht und für Umwelt und Energie von Costa Rica verfüge.
Sie wird jedoch auch nicht von Ökologiegruppen wie der Föderation der Konservierung (FECON) unterstützt. Diese beschuldigte die Kommission, ihnen im Vorfeld der Beratung die Möglichkeit verweigert zu haben, das Dokument einer Überprüfung unterziehen zu können.
„Erst am 18. September konnten wir das von den Abgeordneten erarbeitete Dokument einsehen. Wir wurden angewiesen, unsere Anmerkungen schriftlich einzureichen“, sagte der Vertreter der Föderation, Isaac Rojas.
Nach Ansicht von Rojas ist das Verhalten der Abgeordneten, die Zustimmung zu diesem Internationalen Vertrag dermaßen zu forcieren, befremdlich. Es verdeutliche den Druck, den nordamerikanische Firmen ausübten, die sich der Produktion genetisch manipulierter Samen widmen.
„Es erscheint uns befremdlich, welche Geschwindigkeit die Abgeordneten bei diesem Projekt vorlegen, denn erst am 12. September hat eine von der britischen Regierung benannte Kommission einen 180 Seiten starken Bericht vorgelegt. Darin wird festgestellt, dass die Mechanismen zur Patentierung des geistigen Eigentums von Pflanzenarten für Länder wie Costa Rica nicht ratsam sind und dass die Welthandelsorganisation eine Frist bis 2016 einräumen müsse. Aber für uns läuft die Zeit 2004 ab“, kommentierte Rojas.
Der Abgeordnete der rechten Partei der Freiheitsbewegung, Federico Malavassi, dementierte, dass es aus den USA Pressionen zur Ratifizierung des Vertrags gebe und verneinte Gerüchte, nach denen dies eine Bedingung für die Annahme des Vertrags über den Freihandel mit den Vereinigten Staaten von Amerika (ALCA) sei.
Aber der Vertreter der Bauernorganisation UPANACIONAL, Guido Vargas, machte darauf aufmerksam, dass dieser internationale Vertrag nur den Tod für kleinerer und mittlerer Produzenten bedeute. „Wie kann man uns zwingen, für Samen zu zahlen, die die Natur selbst hervorgebracht hat. Stellen Sie sich vor, was uns eine Dose kosten würde, blieben wir auf Gedeih und Verderb auf die Launen der mächtigen Unternehmen angewiesen“, betonte der ebenfalls ehemalige Abgeordnete der Nationalen Agrarpartei.
Der Landwirtschaftsminister Rogelio Coto räumte ein, dass die Patentierung der verschiedenen Pflanzen ein lukratives Geschäft bedeute. Er verneinte jedoch, dass es Druck von internationalen Unternehmen gäbe. „Das ist ein heikles Thema. Wir haben unsere Eindrücke gesammelt. Ich werde nicht verneinen, dass es positive Aspekte gibt wie die Hilfe bei Untersuchungen. Aber es stehen noch Analysen an, die sehr vorsichtig vollzogen werden müssen. Bisher hat das Landwirtschafts- und Viehzuchtministerium weder Verhandlungen noch Studien über den Kauf irgendwelcher transgenetischen Pflanzensamen realisiert“, unterstrich der Funktionär.
COSTA RICA/NICARAGUA
Grenze am falschen Ort?
Von Tim Rogers
(México de Upala, 25. September. 2002, na-poonal).- Der ununterbrochene Nieselregen verschlimmert nur die dichte Luftfeuchtigkeit um die 70 costaricanischen Bauern und Gemeindeführer, die im Hof der örtlichen Schule versammelt sind, um das Schicksal ihrer Kommune zu diskutieren.
Der Gemeindeführer Augusto Rodríguez entfaltet detaillierte Karten der Grenze und erklärt dabei den Bewohnern von México de Upala, dass ein Irrtum der Grenzhüter vor 100 Jahren nun die Existenz ihres 250 Jahre alten Bauerndorfs bedrohe. Obwohl die Regierung von Costa Rica signalisiert habe, dass sie das Problem friedlich lösen wolle, würde sich die Gemeinde für den Fall, dass der Dialog scheitere, mit Gewehren aus der Zeit des Kalten Krieges bewaffnen.
Der Kern des Problems ist der Grenzstein 13-A, der laut Verträgen 5,8 km innerhalb des costaricanischen Gebiets liegt und so die Grenze zwischen Nicaragua und Costa Rica mitten durch México de Upala legt. Nach costaricanischem Recht sind alle Flächen innerhalb eines 1,9 km breiten Grenzstreifens öffentliches Eigentum und vom Staat geschützt. Eine private Nutzung ist verboten.
Die falsch gesetzten Grenzsteine – von denen viele in der Tiefe des Waldes oder in Sümpfen liegen – blieben fast 100 Jahre unbemerkt, bis 1994, als die costaricanische Regierung ein Projekt startete, durch das 16 zusätzliche Grenzsteine zwischen den ursprünglich 1905 gesetzten Betonmalen gesetzt werden sollten. Als die Inspektoren der Regierung zwei der Grenzsteine in México de Upala setzten, merkten die 2.500 Bewohner der Ortschaft, dass etwas nicht stimmte.
Ihre Probleme verschärften sich im vergangenen Jahr, als die Generalstaatsanwalt entschied, dass die Ortschaft innerhalb des 1,9 km breiten Grenzstreifens liegt und begann, Abrissverfügungen zu versenden und die Bevölkerung zum Verlassen ihrer Grundstücke aufzufordern. Als im Juli erneut Verfügungen verschickt wurden, begann die Bevölkerung, sich Sorgen zu machen. „Ich bekam eine Benachrichtigung, in der stand, ich hätte acht Tage Zeit, um zu gehen“, sagte Asunción Zapata, 56 Jahre alt. „Ich bete um Gottes Hilfe, denn die Regierung versucht mich, von meinem Land zu vertreiben.“
Justizminister Miguel Villalobos forderte die Regierung im August auf, die Abrissverfügung auszusetzen, bis eine neue Studie vorliege. Dennoch ist er offenbar nicht davon überzeugt, dass die Grenzsteine falsch gesetzt wurden, die Aussetzung wäre also nur vorübergehend.
Die Bauern von México de Upala halten aber an ihrem Standpunkt fest, dass die Grenzsteine falsch gesetzt sind und ihr Dorf in Wirklichkeit etwa 15,7 km südlich von Nicaragua liegt, ziemlich weit von dem geschützten Grenzstreifen von 1,9 km. Und auch wenn die Bewohner hoffen, dass die Regierung zum gleichen Schluss kommt, sind sie entschlossen, Gewalt anzuwenden, wenn ihr Einspruch keinen Erfolg hat. „Ich mache mir Sorgen dass diese Situation im Bürgerkrieg endet“, bekräftigte Salvador Mejicano, der Bürgermeister der Ortschaft.
Nachdem sie in den Achtzigerjahren Augenzeugen der Zerstörung waren, die der von den USA finanzierte Krieg gegen Nicaragua verursacht hatte, wollen viele Bewohner von México de Upala einen gewaltsamen Konflikt vermeiden. Aber angeblich graben einige von ihnen nach dem Krieg versteckte Gewehre aus, um sich für den Fall vorzubereiten, dass die Regierung auf den Vertreibungen bestehen wird.
Die Geschichte könnte jedoch eine bessere Verteidigung sein als die AK-47-Waffen. Laut dem Vertrag Cañas-Jerez von 1858 muss die Grenze parallel zum südlichen Ufer des Nicaraguasees in einer Entfernung von 3,2 km verlaufen. Der Grenzstein 13-A wurde jedoch neun Kilometer südlich des Sees gesetzt, ein Fehler, den das Nationale Geografische Institut auch eingesteht. Durch den falsch gesetzten Grenzstein bekam Nicaragua fast 40.000 ha costaricanisches Gebiet, das der frühere nicaraguanische Präsident Arnoldo Alemán (1997-2002) als Naturschutzgebiet Los Guatuzos unter Schutz stellte. Je mehr Costaricaner von dem Fehler erfahren, desto mehr fordern die Rückgabe des Gebiets.
Eine wachsende Zahl von Personen, unter ihnen Ex-Präsident Rodrigo Carazo (1978-82), fordern von der Regierung eine Lösung des Problems. Sie forderten sogar, alle Landkarten von Costa Rica zurückzuziehen, weil mit ihnen ein Irrtum bestärkt und die Schüler im Geografieunterricht getäuscht würden.
Präsident Abel Pacheco äußerte sich nicht ausführlich zu dem Problem, forderte aber die Bewohner von México de Upala dringend auf, Ruhe zu bewahren. Er betonte, dass das Thema friedlich geregelt werden könne. Francisco Villalobos, Generalbevollmächtigter für auswärtige Angelegenheiten, sagte: „Die Grenze ist nicht korrekt gezogen, und Costa Rica hat das während der vergangenen 100 Jahre akzeptiert. Dies ist ein historischer Fehler und Costa Rica wünscht die Rückgabe seines Gebiets.“
Die Regierung von Costa Rica hat noch nicht offiziell die Position von Villalobos übernommen, aber in México de Upala hofft man darauf, zum Wohle des Friedens, der Gerechtigkeit, der nationalen Souveränität und ihrer kleinen Stadt.
NICARAGUA
Alemán fällt in Ungnade
Von Jill Replogle
(Guatemala-Stadt, 7. Oktober 2002, na-poonal).- Die Hindernisse, die den Gerichten bei der Strafverfolgung des Ex-Präsidenten Arnoldo Alemán (1996-2002) im Weg lagen, wurden von der Nationalversammlung teilweise beseitigt. Die Abgeordneten entzogen ihm am 19. September die Parlamentspräsidentschaft. Alemán wird beschuldigt, mehr als 100 Millionen US-Dollar öffentliche Gelder auf private Konten von Freunden und Familienmitgliedern umgeleitet zu haben. 47 der 92 Abgeordneten beschlossen in der Sitzung, den Parlamentsvorsitz, der von Alemán geleitet wurde, neu zu wählen.
Zuvor wurden mehrere Versuche unternommen, die parlamentarische Immunität des Ex-Präsidenten und Vorsitzenden der liberal-konstitutionalistischen Partei (PLC) aufzuheben. Dies wurde jedoch von alemán-treuen Abgeordneten verhindert. Abgeordnete der Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN) bildeten daraufhin eine Allianz mit Vertretern der PLC, die dem jetzigen Präsidenten Enrique Bolaños (PLC) treu sind, um die erforderliche Mehrheit zu erreichen. Umgehend nach der Entscheidung kündigte Alemán Verfassungsbeschwerde an.
Seit seinem Amtsantritt im Januar hat sich Bolaños, der unter Alemán Vizepräsident war, dem Kampf gegen die Korruption verschrieben. Im September wurden 14 Personen der Veruntreuung öffentlicher Gelder angeklagt, darunter auch Familienangehörige Alemáns und hohe Funktionäre aus seiner Regierungszeit. Die Richterin Juana Méndez forderte, dass die Immunität deren sich Alemán und seine Tochter Amelia Alemán erfreuen, aufgehoben wird, so dass sie vor Gericht gestellt werden können.
Während der Abstimmung zur Absetzung des Parlamentspräsidiums führte Daniel Ortega, der der sandinistischen Regierung zwischen 1979 und 1990 vorgestanden und letztes Jahr die Wahl gegen Bolaños verloren hatte, eine Massen-Demonstration vor dem Parlamentsgebäude an. Dort wurde die Aufhebung der Immunität Alemáns gefordert.
Auch Anhänger Alemáns versammelten sich, um ihren Führer zu unterstützen. Alemán erklärte währenddessen, dass die Entscheidung der Abgeordneten, die er als technischen Putsch bezeichnete, zu Chaos und Blutvergießen führen werde. Mit seinen Anhängern ging er eine Woche später auf die Straße, die Polizei sprach von 10.000 Teilnehmern.
Alemán weigerte sich anschließend, den neu gewählten Parlamentsvorsitz anzuerkennen. Er erschien am 26. September nicht bei der mit dem Korruptionsskandal befassten parlamentarischen Untersuchungskommission. Er berief sich darauf, dass die Kommission nicht unparteiisch sei und dass ein Mitglied der Kommission, ein Abgeordneter der FSLN, ihn mit dem Tode bedroht habe.
Beobachter bewerten diesen Machtkampf als den bedeutsamsten, seit die sandinistische Revolution im Jahr 1979 die Dynastie Anastasio Somozas beseitigt hat. Die Krise vertieft die Gräben in der ohnehin schon gespaltenen Nachkriegsgesellschaft. Die Brüche sind in der PLC am stärksten. Bei einem Sonderparteitag im Juni entschied sich die Hälfte der Funktionäre, eine bolaños-treue Führung zu ernennen.
Die einflussreiche katholische Kirche hingegen, die sich ebenfalls schwerwiegenden Korruptionsvorwürfen stellen muss, stellt sich voll und ganz hinter Alemán. Mitte Mai hatten die Bischöfe ein Schreiben verbreitet, in dem sie die Antikorruptions-Kampagne von Bolaños kritisieren. Diese würde „Rachegelüste schüren, die – einmal geweckt – nicht mehr gebremst werden können“.
Bolaños kann dagegen auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft zählen. Die Organisation Amerikanischer Staaten veröffentlichte am 25. September einen Erklärung, in der sie ihre Unterstützung für die Antikorruptionskampagne des derzeitigen Regierungschefs ausdrückt. In dem Dokument wird von der internationalen Gemeinschaft und den Finanzinstitutionen gefordert, dass sie die Regierung „in ihren Anstrengungen, effizient zu regieren“ unterstützen sollen. Das hochverschuldete Nicaragua ist von den Entwicklungsgeldern abhängig, die vom Internationalen Währungsfonds und anderen Finanzinstitutionen gestützt werden. Auch die Vereinigten Staaten haben immer wieder ihre Unterstützung für die Maßnahmen des Präsidenten bekundet.
Einige Beobachter schätzen die fatalen Vorhersagen eines politischen und gesellschaftlichen Chaos`, die Alemán immer wieder macht, als einen verzweifelten Versuchs ein, um sich seiner Strafverfolgung zu entziehen. „Alemán schürt das Feuer, weil er sein politisches Überleben auf die Schaffung des Chaos stützt“, sagte Jorge Salaverry von der Tageszeitung La Prensa. Obwohl die Stabilität des Landes gefährdet sei, werde sich die liberale Fraktion wieder zusammen finden, „wenn Alemán erst einmal das Parlament verlassen hat“. Dies werde „die Regierungsfähigkeit erhöhen“.
Ein letzter Versuch Alemáns war, die Anschuldigungen umzukehren, indem er behauptete, dass Bolaños und sein Vize José Rizo Zuwendungen über ihr Gehalt hinaus bekämen. Salaverry von La Prensa bezeichnete dies jedoch weder als illegal, noch unüblich: „Seit der Regierung von Violeta Chamorro (1990-96) gab es Gehaltsaufbesserungen“.
Der zunehmende Druck, Alemán vor Gericht zu bringen, könnte die Treue einiger arnoldistischer PLC-Abgeordneter erschüttern. Salaverry sprach sogar von der Möglichkeit, dass die Tradition der Caudillos in Nicaragua zum Untergang der Partei führen könne. Die Abgeordneten der PLC „müssen verstehen, dass das was wichtig ist, die Rettung ihrer Partei ist, und zulassen, dass ihrem Caudillo der Prozess gemacht wird“.
PANAMA/GUATEMALA
Streiks und Krisen im Bananensektor
(Panama-Stadt, 8. Oktober 2002, na-poonal).- Der Bananensektor befindet sich momentan in der Krise. Die panamesischen Bananenexporte sind laut Angaben des Handelsministeriums zwischen Januar und Juli um 10,8 Prozent zurückgegangen. Panama exportierte 13,2 Millionen Kisten mit jeweils 18 kg Bananen. Im letzten Jahr wurden im selben Zeitraum 14,8 Millionen Kisten exportiert. Der Absatz im Juli diesen Jahres erreichte 1,8 Millionen Kisten, eine Verminderung von 8,5 Prozent. Die Einnahmen aus dem ersten Halbjahr belaufen sich auf 55 Millionen US-Dollar.
Der Ministeriumsbericht machte deutlich, dass „für mehr als ein Jahrhundert die Bananenindustrie einer der Stützpfeiler des Agrarsektors war. Heute befindet sie sich in der größten Krise ihrer Geschichte“.
In den letzten Jahren hatten die Produktion und die Exporte unter dem Wetter und den Streiks gelitten. Im August forderte das Unternehmen Puerto Armuelles Fruit Co. (PAFCO), ein Tochterunternehmen von Chiquita Brands, die Arbeiter auf, zu kündigen und neue Verträge auszuhandeln. Andere Betriebe von Chiquita Brands in Panama waren nicht betroffen von den Kündigungen von Puerto Armuelles. Ein neuer Vertrag wäre ein bedeutender Rückschritt der hart erkämpften Arbeitsbedingungen.
Das Unternehmen drohte den Arbeitern damit, dass sie den Betrieb in Puerto Armuellas in Chiriquí wegen der niedrigen Produktivität schließen würden. Im derzeit gültigen Vertrag, der letztes Jahr nach einem Streik unterschrieben wurde, akzeptieren die Arbeiter, die Produktivität zu steigern. Dennoch erklärt das Unternehmen, dass das Niveau immer noch nicht wettbewerbsfähig sei.
PAFCO verkündete seine Vorhaben, als die Gewerkschaften sich mit Regierungsmitglieder trafen, um von der Regierung zu fordern, dass der Mindestlohn auf 671 US-Dollar pro Monat angehoben werden soll, damit die Arbeiter ihre Grundbedürfnisse befriedigen können. Die Leitung des Unternehmens meinte, dass aufgrund der Produktionskosten Puerto Armuellas im Vergleich mit den Bananenexporten aus anderen lateinamerikanischen Ländern nicht wettbewerbsfähig sei. Eine Kiste voller Bananen in Puerto Armuellas zu erzeugen, koste zwischen sechs und sieben US-Dollar, während der Marktpreis zwischen fünf und sechs US-Dollar stehe.
Manuel Aizpurúa, Vizepräsident von PAFCO, sagte, dass in dieser Gegend ungefähr 7.200 Arbeiter tätig gewesen seien. Heute seien es weniger als 3.000, und die Konflikte zwischen dem Unternehmen und den Arbeitern dauerten an. Die Kosten pro Kiste seien sehr hoch. Sie schlössen Lebenshaltungskosten der Arbeiter wie Strom, Wasser und Schultransport mit ein. Diese Kosten würden vom Unternehmen übernommen. Sie würden in anderen Ländern nicht anfallen, mit denen Puerto Armuelles in Konkurrenz steht.
Mitte September sagten Firmenmanager aus den USA zu Funktionären des Ministeriums für Arbeit und Handel, dass Chiquita Brands PAFCO schließen würde, wenn die Produktivität sich nicht verbessern würde. „Das Unternehmen erwähnte nachdrücklich, dass es nicht weiterhin Schulden ausgleichen könnte; der Betrieb schreibt seit Jahren rote Zahlen,“ ließ Aizpurúa wissen.
Trotzdem verkündete er am 17. September, dass Chiquita Brands bereit sei, mit den Arbeitern und der Regierung zu reden. Er bemerkte, dass man, „abgesehen von bestimmten Verbesserungen der Produktivität“ weit davon entfernt sei, „wettbewerbsfähig zu sein“. Aizpurúa erklärte den Dezember zur Dead-Line, um zu einen Übereinkommen zu kommen. Er schlug vor, dass es den Arbeitern erlaubt sein sollte, Kooperativen aufzubauen, die das Unternehmen beauftragen könnte. So würde PAFCO die Verpflichtungen als direkter Arbeitgeber umgehen können.
Am anderen Ende des Isthmus` ist man weit von jener Konkurrenzfähigkeit entfernt, die Aizpurúa in Panamá einklagt. Am 5. September traten Bananenarbeiter in Guatemala in der Region von Izabal in Streik. Sie errichteten Straßenblockaden und besetzten Plantagen. Der Streik, der die Produktion und den Transport aufhielt, endete mit dem Abbruch der gemeinsamen Verhandlungen der Plantagen von Real und El Atlántico. Das Problem verschärfte sich, als die Verhandlungen mit den unabhängigen Erzeugern von anderen Gegenden von Izabal unterbrochen wurden.
„Die Erzeuger sagten, dass sie die Verhandlungen abgebrochen haben, weil es keinen Sinn macht, zu ernten und einzupacken, wenn das Produkt wegen den Straßenblockaden nicht wegtransportiert werden kann“, sagte Carlos Mansilla, der Direktor der Allgemeinen Arbeitergewerkschaft von Guatemala (Central General de Trabajadores de Guatemala CGTG).
Juan Carlos Álvarez, der Betriebsleiter von Bananera del Atlántico, rechnet mit einer Million US-Dollar Verlust für die unabhängigen Erzeuger als Konsequenz des Streiks. Álvarez behauptete, dass die Proteste auch die große Gesellschaft Compañía Bananera de Guatemala (BANDEGUA) beträfen, bei der die unabhängigen Firmen ungefähr 80.000 Kisten und damit 40 Prozent ihrer wöchentlichen Exporte abliefern. Die betroffenen Erzeuger beschaffen ungefähr 20 000 Arbeitsplätze in der Gegend. Álvarez hielt fest, dass diese Arbeitsplätze verloren gingen, wenn die Konflikte weiterhin anhalten würden.
Am 11. September wurde bekannt, dass BANDEGUA, eine Tochterfirma des US-Unternehmens Del Monte Fresh Produce, damit droht, den Handel mit Guatemala wegen den „konstanten Problemen“ zu beenden. Ein Sprecher sagte, dass der Streik einen Verlust von Verträgen und Strafgebühren für das Unternehmen verursacht habe. „Als wir unsere Exporte runterschraubten, verloren wir Kunden, die daraufhin beschlossen, von anderen Ländern wie Ekuador zu kaufen“, sagte Marco Antonio García, der Betriebsleiter von BANDEGUA.
GUATEMALA
PAC: die Geschichte der „zivilen Helfer“ der Armee
Von Roddy Brett Campaigner
(Guatemala-Stadt, 24. September 2002, alai-poonal).- In Guatemala ist man besorgt über die Entschädigungsforderungen der ehemaligen Mitglieder der Zivilpatrouille (Patrullas de Autodefensas Civil PAC) für ihre Dienste, die sie als paramilitärische Zivilmilizen während des langjährigen bewaffneten Konfliktes im Land leisteten. Einerseits fürchtet man, dass die Verbrechen, die diese Zivilmilizen während des Konflikts begangen haben, weiterhin unbestraft bleiben. Andererseits besteht die Sorge, dass ihr erneutes Auftreten wieder zu Verbrechen führt, wie auch aus einigen Berichten hervorgeht.
Während des mehr als 30 Jahre andauernden bewaffneten Konflikts in Guatemala dienten sie der guatemaltekischen Armee als zivile Helfer. Sie bildeten sich auf Initiative des Heeres und standen auch unter dessen Gewalt. Die dazu Ausgewählten mussten die ihnen aufgetragenen Aufgaben verpflichtend erledigen und einigen von jenen, die sich so vieler Verbrechen schuldig gemacht haben, wurden mit ihrem Tod oder dem ihrer Familie bedroht, um sie so zur Mitarbeit zu zwingen.
Die Zivilpatrouillen hätten kraft der Friedensverträge von 1996 aufgelöst werden sollen, aber in der Realität führten sie ihre Aktivitäten in verschiedenen Teilen des Landes weiter. Man vermutet auch, dass sie sich wiederum Vergehen zuschulden kommen haben lassen. Im Jahr 2002 haben ehemalige PAC lautstark Entschädigungszahlungen für ihre Dienste im Rahmen der Zivilpatrouille gefordert.
Amnesty International zeigt sich besorgt über die Straffreiheit, die den ehemaligen Zivilpatrouillen bisher für ihre Vergehen während des Konflikts gewährt wurde. Außerdem belegen Berichte, dass es erneut zu Verbrechen gekommen ist. Nach Meinung der Organisation sollten alle Opfer von Menschenrechtsverletzungen für diese entschädigt und alle Täter vor Gericht gestellt werden. Laut AI widersprechen die derzeitigen Forderungen der PAC nach Zahlungen für von ihnen geleistete Dienste sowie das Vorhaben der Regierung, diese zu erfüllen, den in den Friedensverträgen festgehaltenen Prinzipien. Dies lässt vermuten, dass ein erneutes Auftreten der Zivilpatrouillen sowie auch Vergehen, die ihnen zu Last gelegt werden, abermals gebilligt werden.
AI ist zudem beunruhigt über die möglichen sozialen und politischen Auswirkungen, die das Wiedererscheinen der PAC auf der Bildfläche mit sich bringen könnte. Menschenrechtsbeobachter aus Guatemala erklärten, die offizielle Akzeptanz jüngster illegaler Aktivitäten der Patrouillen bestätigen eine Verbindung zwischen den PAC und der Regierungspartei Republikanische Front Guatemalas (FRG). Es handle sich dabei wahrscheinlich auch um einen Schachzug der FRG, die sich so Stimmen für die nächsten Wahlen sichern wollen, die für das Jahr 2003 vorgesehen sind.
Das Entstehen der Zivilpatrouillen
Die Gruppe der PAC bildete sich im Jahr 1981 unter der Präsidentschaft des Generals Romeo Lucas García (1978-1982). Es waren Männer, hauptsächlich Bauer aus den ländlichen Gegenden, denen von der Armee befohlen wurde, ihnen als zivile Helfer zur Verfügung zu stehen und ihre Gemeinden vor der bewaffneten Opposition, die unter dem Namen Revolutionäre Nationale Einheit Guatemalas (URNG) zusammengefasst war, zu „beschützen“.
Theoretisch fanden sich diese Männer spontan und aus freiem Willen zusammen, doch in der Realität war diese Aufgabe für Männer zwischen ungefähr 16 und 60 Jahren in den ländlichen Gegenden verpflichtend. Oft wurden sie auch unter Androhung harter Strafen sowie ihres Todes dazu gezwungen. Nachdem sie vom Militär eingeschult und bewaffnet worden waren, erhielten sie die Aufgabe, die bewaffnete Opposition aufzuspüren und sie zu bekämpfen. Dadurch wurde die zivile Bevölkerung unweigerlich in den bewaffneten Konflikt mit hineingezogen.
Die Patrouillen dienten auch als alternatives Herrschafts- und Kontrollsystem unter der Leitung des Militärs (das bis heute noch weiter besteht). Diese Art der Zwangsarbeit ermöglichte es der Armee, ihre Kräfte allgemein auf die Bekämpfung der aufständischen Bevölkerung zu konzentrieren. In einigen Gegenden erlangten die Patrouillen mit Hilfe des Heeres sogar so viel Macht, dass sie alte Rechnungen begleichen und alte Feinde aus dem Weg schaffen konnten aus Gründen, die in keinem Zusammenhang mit dem bewaffneten Konflikt standen.
Zwischen 1981, dem Entstehen der PAC, und 1995, als die Regierung Ramiro de León Carpios zu ihrer Auflösung aufrief – wodurch jedoch keine rechtlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen wurden – gehörten zwischen 500.000 und einer Million Menschen der paramilitärischen Zivilpatrouille an.
Verbrechen der Zivilpatrouille während des bewaffneten Konflikts
Während der Zeit ihres Bestehens machten sich die Zivilpatrouillen einer Unzahl von Vergehen schuldig, wie es aus dem Bericht des Menschenrechtsbüros des Erzbischofs von Guatemala (ODHAG) über das Projekt zur Wiedererlangung des historischen Gedächtnisses (REMHI) hervorgeht. Dieser Bericht über den bewaffneten Konflikt in Guatemala macht die nationalen Streitkräfte sowie ihre zivilen Helfer, die militärischen Zivilagenten (comisionados miltares) für mehr als 90 Prozent der bekannten Fälle von Menschenrechtsverletzungen verantwortlich.
Obwohl sie eigentlich Zivilpersonen sind, unterstehen die militärischen Zivilagenten den Weisungen der Armee. Während des Konflikts hatten sie Funktionen im öffentlichen Leben sowie der Informationsbeschaffung inne. Sie waren die „Augen und Ohren“ der Armee in den ländlichen Gebieten, und oft agierten sie als Mittelsmänner zwischen der Armee und den Gemeinden. Sie führten auch häufig die Zivilpatrouillen an.
Die Armee war in 90,52 Prozent der Tötungen involviert, und für 55 Prozent waren sie allein verantwortlich. Die restlichen Massaker wurden mit Unterstützung der PAC und der militärischen Zivilagenten durchgeführt (ODHAG 1999: 134-135). Die von der Wahrheitskommission CEH erstellten Studien belegen, dass die PAC 12 Prozent aller Menschenrechtsverletzungen während des Konflikts begangen hatten (1999).
Von allen im Rahmen des REMHI aufgezeichneten Gewaltakten zeichneten die Zivilpatrouillen bei 1.731 der Fälle als alleinige Verantwortliche (mit insgesamt 3.424 Opfern) und gemeinsam mit dem Heer waren sie an 1.799 Fällen (mit insgesamt 10.602 Opfern) beteiligt, was die Mittäterschaft an 342 Ermordungen mit einschließt.
MEXIKO
Für politische Häftlinge ist Demokratie noch immer ein Traum
Von Alice Hutchinson
(Loxicha, 25. September 2002, na-poonal).- „Fischer, Umweltschützer und der General sind frei, aber nicht unsere vergessenen Ehemänner“, beklagen sich die Frauen der zapotekischen Gefangenen von Loxicha im südlichen mexikanischen Bundesstaat Oaxaca.
Obwohl Präsident Vicente Fox die Freilassung einiger bekannter politischer Häftlinge wie etwa die des Ex-Generals Francisco Gallardo angeordnet hatte, ist die Bevölkerung Loxichas davon überzeugt, dass diese Entscheidung lediglich ein sehr gelegener politischer Kunstgriff gewesen sei. Institutionelle Reformen seien so weit entfernt wie eh und je.
Seit vor sechs Jahren 150 Ehemänner, Kinder und Brüder verhaftet, gefoltert und eingesperrt worden waren, fordern die Frauen von Loxicha deren Freilassung. Trotz vier Jahren des Protestes auf dem zentralen Platz der gleichnamigen Landeshauptstadt Oaxaca, einem Hungerstreik, der Hilfe von Menschenrechtsgruppen und einem Marsch im Stil der Zapatisten nach Mexiko-Stadt, um dort die Freilassung der Gefangenen auf der Grundlage des Gesetzes über Amnestie zu fordern, konnten sie die Aufmerksamkeit des Regierungschefs nicht wecken.
Dabei hatte sich Fox verbal verpflichtet, ein Mexiko zu schaffen, das die „Menschenrechte in jedem Moment und überall verteidigt und schützt“. Während seiner Wahlkampagne hatte der Staatschef sogar konkret versprochen, der Bevölkerung von Loxicha zu helfen. 21 Monate, nach dem er die Präsidentschaft übernommen hat, sind die Probleme von Loxicha jedoch geblieben. Noch immer sind 25 Männer inhaftiert.
1996 drang die Armee in die verarmten Kaffeeanbaugebiete von Loxicha ein. Angeblich wollte man eine Einheit des Revolutionären Volksheeres (EPR), einer Guerilla-Gruppe aus dem Nachbarbundesstaat Guerrero, zerschlagen. Das EPR hatte im Sommer 1996 eine Serie von Blitzangriffen in Guerrero und Oaxaca organisiert, bei denen Ziele im beliebten Touristenzentrum Huatulco angegriffen und Soldaten und Polizisten umgebracht wurden. Außerdem entführte die Gruppe einen Manager der mexikanischen Bank Banamex. Für dessen Freilassung wurde die höchste Lösegeldsumme ausgehändigt, die jemals in Lateinamerika bezahlt wurde.
Nachdem einer der Guerilleros als ehemaliger Gemeindevertreter von Loxicha identifiziert wurde, rechtfertigten die Militärs damit ihre Invasion sowie die Festnahme der 150 Menschen. Unter den Festgenommenen befanden sich auch Lehrer sowie ein städtischer Funktionär. Die Gefangenen streiten ab, in das EPR verwickelt zu sein und erklären, dass ihre Geständnisse unter Folter abgelegt worden seien. Auch das EPR bestreitet jegliche Verbindung mit der Bevölkerung Loxichas.
Nachdem sie geschlagen und gezwungen worden seien, Fässer mit Wassern zu trinken sowie Elektroschocks erhalten hätten, hätten die Männer leere Blätter unterschrieben, auf denen später ihr Geständnis festgehalten worden sei. Einige der Folteropfer sagten später aus, dass Männer mit hellem Teint und Mützen des FBI der USA in diesem Moment anwesend gewesen seien. Offiziere des FBI hätten 1997 lokale Sicherheitskräfte in Oaxaca trainiert.
Obwohl einige der Gefangenen von Loxicha aufgrund eines Amnestiegesetzes freigelassen wurden, sind 25 Personen noch immer in Haft. Weitere 15 wurden ermordet und 22 sind verschwunden.
Diejenigen, die freigelassen wurden, haben weder Land bekommen, noch Anstellungen und Werkzeuge, obwohl dies als Teil der Amnestie versprochen worden war. Einige erhielten Morddrohungen, viele sind in den Norden ausgewandert oder in die USA gereist, um Arbeit zu suchen.
Für die Bevölkerung besteht weiterhin kein Schutz. Das bestätigt das Beispiel von Jaime Valencia. Valencia hat die Wahlen 2001 gewonnen. Er besiegte den Gemeindeverwalter Luis Vasquez, von dem gesagt wird, dass er Unterstützung von der Polizei und den Soldaten gehabt habe, um bei dem Überfall von 1996 die Opfer auszuwählen. Die Bewohner sagten, er habe auf die Personen hingewiesen, die sein Amt gefährden würden. Während des Wahlkampfes versprach Valencia, die zahlreichen umstrittenen Praktiken von Velasquez aufzuklären.
Valencia übernahm das Amt am 1. Januar 2002. Er wurde von unbekannten Tätern niedergeschossen, als er am 12. Januar sein Büro verlies. Man munkelt, dass Vasquez aus seiner Zelle den Mord angewiesen habe, wo er wegen anderer Verbrechen inhaftiert ist.
Das geplante Bundesgesetz über eine Amnestie würde dem Präsidenten erlauben, eine selektive Amnestie anzuordnen. Fox hat bezüglich Kritiken gegenüber seiner Menschenrechtspolitik mit der Freilassung einer Handvoll politischer Gefangener geantwortet. General Gallardo, der neun Jahre im Gefängnis saß, nachdem er einen Artikel über Menschenrechtsverletzungen im Heer veröffentlicht hatte, wurde am 7. Februar dieses Jahres freigelassen. Die beiden Umweltschützer Rodolfo Montiel und Teodoro Cabrera wurden im Oktober 2001 freigelassen. Als Mitglieder der „Ökologischen Bauern“ der Sierra von Petatlán und Coyuca de Catalán hatten sie Wälder gegen Holzfäller verteidigt.
Dennoch sind noch einige Fälle ungeklärt. So etwa der Tod der Menschenrechtsverteidigerin Digna Ochoa. Sie wurde am 19. Oktober 2001 tot aufgefunden. Offizielle Stellen berichten, sie habe sich selbst das Leben genommen. Diese Version wird jedoch von ihrer Familie und ihren Kollegen zurückgewiesen.
ARGENTINIEN
Dominikanerinnen zur Prostitution gezwungen
Von Mariana Carbajal
(Buenos Aires, 10 September 2002, sem-poonal).- Hunderte von dominikanischen Frauen haben im vergangenen Jahrzehnt ihre karibische Heimat verlassen. Auf der Suche nach einer besseren Zukunft sind sie nach Buenos Aires, Argentinien, gereist. Dort fanden sie sich in einem Alptraum wieder. Man hatte ihnen Arbeitsstellen als Kindermädchen o.ä. mit Gehältern zwischen 500 und 800 Dollar monatlich versprochen. Dies stellte sich aber als Betrug heraus. Statt dessen wurden sie zur Prostitution gezwungen.
Laut Aussagen zahlreicher Betroffener vor der Justiz von Buenos Aires, die den Fall untersucht, wurde die Mehrzahl der Frauen durch ein Netz von Frauenhändlern ins Land gebracht, die mit der dominikanischen Botschaft Argentiniens zusammenarbeiten. In einigen Fällen wurden die Frauen in Bordellen eingeschlossen und gezwungen, ihre Körper wie Sklavinnen zu verkaufen, ohne irgendeinen Lohn dafür zu erhalten.
Dieses Geschäft hatte Anfang der Neunzigerjahre begonnen, erreichte seine Höchstphase Mitte des Jahrzehnts und fiel dann wieder zu Ende der Dekade mit der ökonomischen Krise Argentiniens ab. Einige der betrogenen Frauen arbeiten noch immer als Prostituierte in Bordellen im Landesinneren, in Zonen fern von urbanen Zentren, wohin sie durch dasselbe Netz von Frauenhändlern gebracht worden waren. Andere haben es mit Hilfe der Internationalen Organisation für Migration (OIM) geschafft, wieder zurückzukehren.
„Was ich in Argentinien durchleben musste, war die Hölle“, bestätigt eine der hintergangenen und sexuell ausgebeuteten Frauen, die hier „Perle“ genannt werden soll, da sie eine der Zeuginnen ist, die vor der argentinischen Staatsanwaltschaft aussagen. Als sie am 1. Dezember 2000 in Buenos Aires angekommen war, geschah nichts so, wie Joselín Alcántara es versprochen hatte. Der Dominikaner war zu ihrem Haus außerhalb von Santo Domingo gekommen und hatte ihr 35.000 mexikanische Pesos (etwa 2.330 Dollar) für das Versprechen abgenommen, dass er ihr eine anständige Arbeit in Argentinien beschaffen würde.
Am Flughafen Ezeiza von Buenos Aires erwartete sie ein anderer Mann, der ihr eine weitere bedeutende Summe abknöpfte, um sie zu einer Pension in Buenos Aires zu bringen, wohin, wie sie später erfuhr, alle ihre betrogenen Landesgenossinnen gebracht wurden. Verwaltet wurde diese sowie eine weitere, wenige Blöcke entfernte Pension von einer Dominikanerin namens Máxima Pérez Matos. Pérez Matos, Vorsitzende der Assoziation für in Argentinien lebende Dominikaner*innen (Amdra), eine Institution, die durch die lokale Regierung sowie durch die dominikanische Botschaft in Buenos Aires anerkannt ist, stellte sich als Präsidentin der revolutionären dominikanischen Partei (PDR), Sektion Argentinien vor. Die PDR ist derzeit an der Regierung. Gegen Pérez Matos wird derzeit wegen „Morddrohungen“ sowie „Beihilfe zur Prostitution“ ermittelt.
VENEZUELA
Chávez-Regierung geht gestärkt aus der Konfrontation hervor Generalstreik verlief ruhig. Neue Chance für Vermittlung
Von Roberto Roa
(Berlin, 22. Oktober 2002, npl).- Die Regierung des umstrittenen Präsidenten Hugo Chávez in Venezuela geht gestärkt aus der neuerlichen Konfrontation mit der Opposition hervor. Der Generalstreik vom Montag, zu dem Unternehmer, Gewerkschaften und die Oppositionsplattform „Demokratische Koordination“ aufgerufen hatten, verlief ruhig und führte nicht zu der von den Organisatoren erhofften Massenbewegung, mit der Präsident Chávez zum Rücktritt gezwungen werden sollte. Die Reaktionen auf den Streik zeigen, dass das südamerikanische Land nach wie vor tief gespalten ist. Die Veranstalter sprachen von einem „großer Erfolg“, weil sich landesweit über 83 Prozent der Bevölkerung an dem Ausstand beteiligt habe. Sprecher der Regierung hingegen bezeichneten den Tag als „völligen Misserfolg“ für die Opposition. Nur zehn Prozent der Venezolaner seien dem Streikaufruf gefolgt. Vizepräsident José Vicente Rangel erklärte am Montag Abend, alle wichtigen Bereiche der Wirtschaft wie die Erdöl- und Metallindustrie, Transport sowie die öffentliche Verwaltung seien nicht bestreikt worden.
In der Hauptstadt Caracas waren viele der größeren Geschäfte geschlossen, nicht aber die Bäckereien, Lebensmittelgeschäfte und Tankstellen. Die U-Bahn und der restlichen öffentlichen Verkehrsmittel funktionierten ohne Probleme. Im Bildungsbereich schlossen lediglich viele private Schulen, die öffentlichen waren geöffnet, auch wenn viele Lehrer und Schüler nicht zum Unterricht erschienen. Völlig unbeeindruckt zeigte sich der informelle Sektor, in dem 51 Prozent der erwerbstätigen Venezolaner tätig sind: Wie jeden Tag boten sie ihre waren und Dienstleistungen auf den Straßen an.
Den ganzen Tag über waren in allen großen Städten Venezuelas Militärs und Polizisten präsent. Die Regierung hatte diesen massiven Einsatz mit Gerüchten begründet, Teile der Opposition wollten Gewalttaten provozieren, um wie im April dieses Jahres im Tumult einen Aufstand anzuzetteln. Damals war Präsident Chávez von aufständischen Militärs kurzzeitig festgenommen worden und ein Unternehmersprecher zum Präsidenten erklärt worden. Der Putschversuch scheiterte wenige Stunden später, als regierungstreue Militärs und unzählige Anhänger des Linksnationalisten Chávez vor allem aus den armen Wohngebieten die Freilassung des Präsidenten forderten.
Am Ende des Streiktages kam es zu Versammlungen beider Seiten, auf denen der vermeintliche Erfolg beziehungsweise Misserfolg des Ausstands gefeiert wurde. Auffällig war, dass die Opposition davon absah, den Streik unbefristet zu verlängern, was einige Gewerkschaftssprecher angekündigt hatten. Beobachter gehen davon aus, dass die Beteiligung am Streik dafür offenbar nicht ausreichend war und dass die Unternehmen, die sich dem Streik angeschlossen hatten, wirtschaftliche Probleme befürchteten.
Die „Demokratische Koordination“, die zuvor ultimativ den Rücktritt des Präsidenten gefordert hatte, musste zurückrudern: Jetzt wirbt sie für die Durchführung einer Volksbefragung, um die Absetzung von Chávez zu erreichen. Schon Anfang Oktober war es der Opposition nicht gelungen, den Druck auf die Regierung zu erhöhen. Eine große Anti-Chávez-Demonstration in Caracas beantwortete die Regierung mit einer zweiten, noch größeren Demonstration. Zudem hatten viele Organisationen im In-und Ausland den Streik in Frage gestellt, weil er mit der Rücktrittsforderung eindeutig politische Ziele verfolgte und mehr von Seiten der Unternehmer als von der Arbeiterschaft ausgerufen worden war.
Angesichts dieser Konstellation könnte es jetzt in Venezuela zu einem Dialog der verfeindeten Seiten kommen, der in den vergangenen Wochen immer wieder gefordert wurde, unter anderem von Kirchenvertretern, von Militärs und von Nichtregierungs-Organisationen. Dies ist auch das Ziel einer Internationalen Vermittlergruppe, an der das Carter-Zentrum, die Uno und die OAS (Organisation Amerikanischer Staaten) beteiligt sind. Als Grundlage der Vermittlung formulierte diese Gruppe eine „Erklärung für Frieden und Demokratie“, die vergangene Woche von der Regierung Chávez und einigen Oppositionsparteien unterzeichnet wurde. Bislang weigern sich vor allem die Parteien der früheren politischen Klasse, die sozialdemokratische Acción Democrática (AD) und die christdemokratische Copei, die Erklärung zu unterschreiben.
Diese beiden Parteien, die sich jahrzehntelang die Macht in Venezuela teilten, stehen weiterhin in enger Verbindung zur CTV-Gewerkschaft und dem Unternehmerverband Fedecameras, die bei allen Aktionen der Opposition federführend sind. Ihnen ist Hugo Chávez vor allem deswegen ein Dorn im Auge, weil sein überwältigender Wahlsieg und die Verabschiedung einer neuen Verfassung Ende der 90-er Jahre ihr korruptes System der Vetternwirtschaft beendete, das das reiche Erdölland Venezuela in den Ruin trieb.
Unkontrollierbare Grenze
Von Mike Ceaser
(El Nula, 7. Oktober 2002, na-poonal).- Die dünn besiedelte Grenzregion im Westen Venezuelas zeichnet sich durch wellige Hügellandschaften, kleine Bauerndörfer und fruchtbare Farmen aus – aber auch durch Drogenschmuggel, Guerilleros und Angst.
Beobachter befürchten, dass sich der bewaffnete Konflikt in Kolumbien, sollte er sich weiter zuspitzen, auch auf den Westen Venezuelas ausbreiten könnte. Die Bewohner der Region geben allerdings an, schon seit längerem unter den Folgen des Krieges zu leiden. Farmer und Unternehmer haben Angst vor Entführungen, die in den letzten Monaten zugenommen haben. Die Bewohner von Grenzstädten wie dem 30 km von der Grenze entfernt gelegenen El Nula hingegen werden immer wieder Zeugen von Morden durch geflohene kolumbianische Drogenhändler und Guerilleros. Allen gemein ist die Bedrohung durch verschiedene unkontrollierbare bewaffnete Gruppen, die die Gesetzlosigkeit in der Region ausnutzen.
Bis vor kurzem haben die Farmer, die schon immer die beliebtesten Entführungsopfer waren, monatlich ein als „Impfung“ bezeichnetes Schutzgeld gezahlt, um nicht verschleppt zu werden. Aber die neu aufgetauchten Organisationen respektieren diese Abkommen nicht mehr. Die Farmer sehen sich gezwungen, Bodyguards oder Angestellte der Nationalgarde zu verpflichten, die sie auf ihren Ländereien begleiten, erzählt Genaro Méndez, Präsident der Farmergesellschaft des Grenzstaates Táchira. Laut seiner Aussage gibt es in der Gegend drei kolumbianische Guerillagruppen sowie eine neue Organisation, die Bolivarianischen Befreiungskräfte (FLB).
Méndez vermutet, dass sich hinter ihren Masken und dem venezolanisch klingenden Namen ebenfalls kolumbianische Guerilleros verbergen. Andere glauben, dass sich die FLB zum Großteil aus Venezolanern zusammensetzen, schließen aber nicht aus, dass abtrünnig gewordene kolumbianische Kämpfer mit dabei sind. Viele der illegalen Gruppierungen entführen Menschen und „verkaufen“ diese dann an die Guerilleros.
Regierungsvertreter sehen die Gefahr, dass der Krieg zwischen der kolumbianischen Armee, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs die schlecht überwachte westliche Grenze Venezuelas überschreitet. Carlos Castaño, Anführer der rechtsgerichteten Gruppe Vereinigte Selbstverteidigungskräfte Kolumbiens (AUC), hat schon mehrmals gesagt, dass paramilitärische Truppen Venezolaner organisieren und trainieren, damit diese sich verteidigen könnten. „Ich mische mich nicht gerne in venezolanische Angelegenheiten ein, aber die Grenzregion gehört zu beiden Ländern“, erklärte er gegenüber der Zeitung El Nacional aus Caracas.
Méndez gibt zu, dass Repräsentanten paramilitärischer Organisationen bereits einige Mitglieder der Farmergesellschaft besucht haben, aber seiner Ansicht nach ist der Zeitpunkt, um sich zu organisieren, noch nicht gekommen.
Dennoch erhöht jeder neue Tag den Druck. Unter dem Titel „Wer ist das nächste Opfer?“ rechnete die Zeitung La Nación aus San Cristóbal vor, dass alle 72 Stunden eine Entführung stattfindet. Und nicht alle Farmer denken wie Genaro Méndez: Es wird viel über die Existenz venezolanischer Bürgerwehren berichtet, die sich nach dem Vorbild der kolumbianischen Paramilitärs organisieren, denen einige der grausamsten Menschenrechtsverletzungen des langen kolumbianischen Bürgerkriegs vorgeworfen werden. Als Reaktion darauf bilden sich Gruppen wie die FBL, mit dem Ziel, die „bolivarische Revolution“ von Präsident Hugo Chávez zu verteidigen.
Auf El Nula wirkt sich der kolumbianische Konflikt auf andere Weise aus. Die ruhige bäuerliche Gemeinde war in diesem Jahr durchschnittlich einmal im Monat Schauplatz eines Mordes. Die bewaffneten Soldaten, die an der Landstraße postiert sind und jede Nacht auf der Hauptstraße von La Nula patrouillieren, konnten die Mörder, die mit Motorrädern kommen, ihre Aufträge mit chirurgischer Genauigkeit erledigen und wieder verschwinden, noch nicht festnehmen.
Pfarrer Acacio Belaudria meint, dass die Mordopfer auf der Flucht vor Vergeltungsaktionen durch Guerilleros oder Drogenhändler waren. Aus Angst vor Repressalien, so der Geistliche, würden diese Todesfälle „nicht gesehen, nicht gehört und nicht besprochen“. Doch in der Gemeinde spielen die Guerilleros nach Ansicht von Belaudria noch eine andere Rolle. Da die Autorität des Staates in der Region geschwächt sei, fungierten die Guerillakämpfer als Friedensrichter, wenn die Bevölkerung sie bäte, bei der Lösung von Landverteilungs- und anderen Problemen zu helfen.
Für die Grenzbewohner stellt sich nun die Frage, was passieren wird, wenn der kolumbianische Präsident Alvaro Uríbe sein Drohung, eine Offensive gegen die Guerilla zu starten, wahr macht. Sie befürchten, dass es noch mehr Entführungen und Erpressungen geben wird, dass mehr Guerilleros und noch mehr Flüchtlinge ins Land kommen werden. Pfarrer Belaudria prophezeit einen „massiven Exodus“: „Die Guerillagruppen werden über die Grenze kommen, um sich zu schützen.“ Genaro Méndez fordert von Uríbe „zu versuchen, die Grenze zu kontrollieren, damit die Kämpfer nicht hierher kommen“. Ein Großteil der 2.200 km langen Grenze ist allerdings unbewohnt, schwer zugänglich und nicht bewacht.
Die lokalen Militärs sind nicht sehr scharf darauf, sich mit den Guerilleros auseinander zu setzen. Die Erinnerung an durch die Guerilla ermordete venezolanische Soldaten- der letzte Fall liegt fünf Jahre zurück- sind doch noch zu frisch.
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