(Berlin, 17. Februar 2009, npl).- Die Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien ask, Fachstelle Frieden und Menschenrechte, hat am 12. Februar bekannt gegeben, dass die kolumbianische indigene Organisation UNIPA und die nationale Indigenenorganisation ONIC die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens FARC am 10. Februar beschuldigt haben, für ein Massaker an den Awá im indigenen Schutzgebiet Resguardos El Sande verantwortlich zu sein. Bei einem Überfall auf die Indígenas seien mindestens 17 Awá getötet worden, darunter auch Kinder.
Hintergrund des Konfliktes sei, dass seit Ende der 1990er Jahre zunehmend Guerillagruppen in das indigene Schutzgebiet der Awá eindrüngen, die die Awá unter Druck setzen würden, sich der Guerilla anzuschließen bzw. die Guerilla vor Ort zu tolerieren. Die Menschenrechtsverletzungen und Verletzungen der politischen, territorialen und kulturellen Autonomie der Awá seien eskaliert, als auch noch paramilitärische Gruppen mit wirtschaftlichen Interessen im Gebiet der Awá auftauchten.
Seit 2002 werde das Awá-Gebiet im Rahmen von Präsident Uribes Politik der „demokratischen Sicherheit“ zunehmend militarisiert, auch die Armee habe in der komplexen Konfliktlage Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen an den Awá verübt. In den vergangenen zehn Jahren sei es zu mehreren Vertreibungswellen von Teilen der Awá aus dem Schutzgebiet, u.a. nach Ecuador, gekommen, zudem zu vier Massakern, rund 200 Ermordungen und zahlreichen willkürlichen Festnahmen, Bedrohungen und Einschüchterungen. Ganze Gemeinschaften seien von der Zufuhr von Lebensmitteln und Medikamenten zweitweise abgeschnitten worden und auf verschiedene Personen wurde von mehreren Seiten, von der Guerilla, Paramilitärs und der kolumbianischen Armee, Druck ausgeübt, Informationen weiter zu geben.
Ab dem 1. Februar sei die Armee in das Awá-Gebiet eingedrungen und habe sich in Häuser der Awá einquartiert, Awá misshandelt und gezwungen, Informationen über die FARC weiter zu geben. Daraufhin nahmen die FARC am 4. Februar rund 120 Personen der Awá unter dem Vorwurf gefangen, die Awá arbeiteten mit der Armee zusammen. Die FARC habe dann einen Teil der gefangen genommenen Awá ermordet. Am 5. Februar wurde das Awá-Gebiet im Zuge von Gefechten zwischen Armee und Guerilla von der Armee bombardiert. Die Gefechte setzten sich fort, rund 1.300 Personen seien durch die Kämpfe eingeschlossen und von jeglicher Versorgung abgeschnitten.
ask fordert, wie auch UNIPA und ONIC, die kolumbianische Regierung und Armee auf, für den strikten Schutz der Awá zu sorgen und Untersuchungen über die Vorfälle einzuleiten. Von den FARC erwarte man u.a. eine Stellungnahme zu den Vorfällen und die Freilassung der gefangenen Awá. Die Guerilla habe die territoriale und politische Autonomie der indigenen Völker zu respektieren.
Die kolumbianische Ombudsstelle für Menschenrechte hatte im Jahr 2008 eine Erklärung zur Lage der Awá erlassen und dem Staat empfohlen, konkrete Massnahmen zum Schutz der Awá zu treffen. Bis heute sei keine der Empfehlungen umgesetzt.
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