Poonal Nr. 384

Deutsche Ausgabe des wöchentlichen Pressedienstes lateinamerikanischer Agenturen Nr. 384 vom 21. Mai 1999

Inhalt


KUBA

BARBADOS

MEXIKO

GUATEMALA

PANAMA

NICARAGUA

EL SALVADOR

GUYANA

ARGENTINIEN

KOLUMBIEN

CHILE

URUGUAY

BRASILIEN

PERU/ECUADOR

ECUADOR

LATEINAMERIKA


KUBA

Henkel meets Castro

(Havanna, 14. Mai 1999, pl-Poonal).- Kurz vor dem Abschluß ihrer Kubareise traf sich die deutsche Wirtschaftsdelegation unter Führung von Industriechef Hans-Olaf Henkel noch mit Kubas Staatschef Fidel Castro (vgl. Poonal 383). Auf einer Pressekonferenz auf dem Flughafen hielt sich Henkel mit konkreten Informationen über das Gespräch zurück. Es seien zahlreiche Themen diskutiert worden, darunter die Makro-Ökonomie, die Globalisierung, die Umwelt und die Kultur. Der fünftägige Besuch auf der Insel sei „höchst interessant“ gewesen. Er habe dazu gedient, das Land besser kennenzulernen, insbesondere was die Möglichkeit von Investitionen der deutschen Industrie angehe. Wie bekannt wurde, handelt es sich bei einem der, von der Delegation besprochenen, Investitionsprojekten um ein internationales Luftfrachtzentrum. Die Kosten dafür werden auf etwa 20 Millionen Dollar geschätzt. Bisher unterschrieben beide Seiten eine Absichtserklärung über die Konstruktion, Arbeitsgruppen sollen das Projekt genauer evaluieren.

Regierung dementiert Vollstreckung von Todesurteilen

(Havanna, 14. Mai 1999, pl-Poonal).- Das kubanische Außenministerium hat den Bericht einer us-amerikanischen Tageszeitung für falsch erklärt, wonach mehrere Todesstrafen auf der Insel verhängt und ausgeführt worden seien. Ein Sprecher erklärte, zwar gebe es in erster Instanz solche Urteile gegen „Terroristen“, doch kämen die Fälle vor dem Obersten Gericht in die Berufung. Wenn dieses Gericht die Strafen bestätige, sei der Staatsrat das letzte Entscheidungsgremium. Den Artikel des „Miami Herald“ über angebliche Erschießungen bezeichnete er als „Infamie“. Konkret sprach er die Urteile gegen die beiden Salvadoreaner Raul Cruz Leon und Otto Llerena an, die wegen ihrer Beteiligung an Bombenanschlägen in erster Instanz zum Tod verurteilt wurden. Eine nicht gesetzlich anerkannte, aber derzeit geduldete Oppositionsgruppe hatte in der vergangenen Woche über Hinrichtungen in einigen kubanischen Provinzen berichtet. Namen nannte sie allerdings nicht.

BARBADOS

Streit um Nelson-Denkmal

(Bridgetown, 17. Mai 1999, na/ips-Poonal).- Die Regierungsentscheidung, das Denkmal für den legendären Admiral Nelson aus der Hauptstadt Bridgetown zu entfernen, hat zuRassenspannungen in der karibischen Nation geführt. Die auf der wichtigsten Straße Bridgetowns stehende Statue wurde 1813 nach dem Sieg Nelsons über die französische Flotte in derSchlacht von Trafalgar von weißen Siedlern errichtet. Der vorgesehene Umzug Nelsons an einen weniger exponierten Ort hat den Unmut der weißen Einwohner*innen von Barbados erregt. Sie stellen zwischen fünf und sieben Prozent der 256.000 Köpfe zählenden Gesamtbevölkerung der Insel. „Um die paar Schreihälse, die gegen die Weißen sind, zufrieden zu stellen, scheint unsere Regierung unsere Steuergelder für den Umzug Nelsons ausgeben zu wollen,“ sagt der bekannte weiße Unternehmer Bizzy Williams. Der Herausgeber des Wirtschaftsmagazins „The Broad Street Journal“, Patrick Hoyos, hingegen meint: „Es ist schon korrekt, daß dieses Denkmal Platz macht für ein wichtigeres, das unsere Nationalhelden ehrt, die für unsere Freiheit lebten und auch starben.“

MEXIKO

Gewerkschaften gehen langsam in die Knie –

Zehn Jahre Privatisierung haben Spuren hinterlassen

Von John Ross

(Cananea, 17. Mai 1999, na-poonal).- Der internationale Tag der Arbeit war in der großen Kupfermine Cananea kein Grund zum Feiern. Hier, im Nordosten Mexikos, im Bundesstaat Sonora, wo einst die Gewerkschaftsbewegung des Landes aus der Taufe gehoben wurde, herrschte Streik. Doch der aufreibende Arbeitskampf von 100 Tagen Länge hat die Belegschaft halbiert, eine der ältesten Gewerkschaften Mexikos fast zum Verschwinden gebracht und die alteingesessene Firma beinahe in den Bankrott getrieben.

Cananea hat seinen Ruf als tragende Säule der mexikanischen Arbeiterbewegung vor 93 Jahren errungen. Damals entschieden sich die Beschäftigten der Mine, für einen Tag die Arbeit niederzulegen. Das hatte den Einsatz von Rangers aus dem nahegelegenen US-Bundesstaat Arizona und zahlreiche Tote zur Folge. 1932 stand der Name Cananea erneut für Märtyrertode: Damals gründete sich die Abteilung 65 der Nationalen Minen- und Metallarbeiterversammlung inmitten eines Kreuzfeuers, das 26 Menschenleben kostete. Später wurde die achtgrößte Tagebaumine der Welt nationalisiert und verwandelte sich in das Machtsymbol der Arbeiterklasse.

Das traurigste Kapitel in der Geschichte der Mine begann 1989. Der damalige Präsident Carlos Salinas schaffte es, einen Streik mithilfe des Militärs zu brechen, die Firma als bankrott zu erklären und sie für einen Spottpreis an Jorge Larrea und seine Gruppe „Mexiko“ zu verkaufen. Es war eine der ersten mit Gewehrläufen erzielten Privatisierungen. Nach der Privatisierung ging es mit den Minenarbeitern bergab. In den ersten Jahren rationalisierte die Unternehmensführung 1.500 Arbeitsplätze weg. Der 100 Tage dauernde Streik von November 1998 bis Februar 1999 endete mit einer Niederlage der einst siegreichen Gewerkschaft und könnte ihr Ende bedeuten.

Mehr als 2.000 Kumpels gingen in den Ausstand, doch nur 1.300konnten an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Larrea hatte, mitderRückendeckung von Präsident Zedillo, angedroht, sämtliche Arbeitsverträge aufzuheben und alle Beschäftigten zu entlassen. Das zwang die Gewerkschaft zusammen mit dem Druck des regierungstreuen Dachverbandes zur Kapitulation. René Enriques hat 18 Jahre in der Mine gearbeitet und steht nun ohne Job da: „Ich habe in einer Reihe von Kommisionen mitgearbeitet im Lauf der Jahre. Es hieß, falls ich wieder eintreten würde, würde ich zwei Tage später gekündigt, deshalb mußte ich nachgeben.“

Der Streik in Cananea fand inmitten einer Kupferkrise statt, welche die Kupferpreise von 1,35 US-Dollar pro Kilo auf 90 US- Cents fallen ließ. Viele Grabungen im Tagebau wurden geschlossen. Die roten Kupferaufschlüsse mit ihren grünen Zyanflecken liegen nun verlassen da. Vom fehlgeschlagenen Streik und der unsicheren Zukunft der Kupferförderung angeschlagen, ist die Lage in der Gewerkschaft angespannt. „Ich kann nicht sagen, daß der Streik ein Erfolg war“, gibt ein Gewerkschaftssekretär zu, „doch wir haben immer noch eine Gewerkschaft und verteidigen unsere Arbeitsplätze.“

Einen solch langen Arbeitskampf wie den in Cananea zu verlieren, stellt die Frage nach der Effizienz solcher Maßnahmen als Waffe mexikanischer Arbeiter. Das Arbeitsministerium registrierte 1992 noch 156 Streiks, 1996 waren es nur noch 51. Im vergangenen Jahr wurden 33 gezählt, die niedrigste Zahl von Ausständen in der Geschichte des Landes. In den ersten drei Jahren der Salinas- Regierung (1988-94) wurde noch 400mal zum Streik aufgerufen. In den ersten vier Jahren der Amtszeit von Zedillo nur 225mal.Vielleicht mehr als alle anderen Faktoren haben die strukturellen Beschränkungen dazu beigetragen, den Streik als Druckmittel einzuschränken. Vor allem in den Maquiladoras der transnationalen Konzerne, in denen inzwischen mehr als eine Million Menschen beschäftigt sind, kommt es zunehmend zum Abschluß sogenannter „Schutzverträge“. Danach garantiert die vom offiziellen System kontrollierte Gewerkschaftszentrale CTM den Firmen, daß es nicht zu Ausständen kommt. Die Unternehmen versuchen außerdem, in den Bundesgesetzen zum Arbeitsrecht die Solidaritätsstreiks zu verbieten und die gewerkschaftliche Flexibilität zum Streikaufruf einzuschränken.

Streik ist in Mexiko ein komplexer Vorgang und die Unternehmen haben oft genug Zeit, Maschinen und Waren aus den Firmenräumen zu holen und an anderer Stelle weiter zu produzieren, bevor der Streik für legal erklärt wird. Die Arbeiter besetzen dann die verlassenen Gelände, hängen die traditionelle schwarz-rote Fahne auf und leben unter Plastikfolien, die ihnen als Dach dienen, vor den Türen des Unternehmens. Da die Lohnfortzahlung selten ist, sind sie auf die Unterstützung durch Sammlungen angewiesen.

Der fehlgeschlagene Streik in Cananea ist ein Beispiel dafür, was mit den Rechten der Arbeiter im Falle der Privatisierung geschieht. „Als die Mine der Regierung gehörte, waren unsere Rechte garantiert, doch nach dem Verkauf an die Mexiko-Gruppe mußten wir um jede Klausel im Vertrag streiten“, sagt Enriques. Die Eigentümer behaupten, während des Arbeitskampfes 40 Millionen Dollar und 30.000 Tonnen Mineral verloren zu haben. Aber vor dem Ausstand waren die Vorratsberge hoch und die Maßnahme gab derMexiko-Gruppe Zeit, die schlimmste Etappe der Kupferkrisehalbwegsschadlos zu überstehen.Die 1989 erfolgte Privatisierungvon Cananea gab die Richtung an.

Während der Zedillo-Regierung sind Basissektoren wie die petrochemische Industrie und die Eisenbahnenlinien an nationale und internationale Unternehmen verkauft worden. Zur Zeit versucht Zedillo, den Stromsektor zu privatisieren, der wie auch das Erdöl vor Jahrzehnten seinen angelsächsischen Eigentümern enteignet wurde und sich in den Stützpfeiler der revolutionären mexikanischen Nationalismus verwandelte. Die Stromarbeiter haben sich denn auch gegen den Verkauf gestellt. „Die Mine gehörte solange dem mexikanischen Volk, bis Salinas die Truppe schickte und sie dann für ein paar schäbige Pesos an seinen Busenfreund verkaufte“, sagt Enriques. „Die Stromarbeiter dürfen nicht vergessen, was hier in Cananea geschehen ist.“

Abgang aus PRI-Spitze in Chiapas

(Mexiko-Stadt, Mai 1999, Poonal).- Der Senator Pablo Salazar Mendiguchía hat die Regierungspartei PRI aus Protest gegen die Politik im Bundesstaat Chiapas verlassen. Mit ihm verließ ein weiteres Dutzend politischer Persönlichkeiten in Chiapas die PRI. Salazar Mendiguchía will nun an der Spitze einer „Bürgerallianz“ zu den Gouverneurswahlen im Jahr 2000 antreten. Er hat dabei gute Chancen, von mehreren Oppositionsparteien unterstützt zu werden. Der Schritt des Senators kommt für Beobachter*innen nicht überraschend. Als Mitglied in der Cocopa, der Parlamentskommission zu Chiapas, hatte Salazar wiederholt den fehlenden politischen Willen der Regierung beklagt, mit den aufständischen Zapatisten zu einer Einigung zu kommen. Insbesondere Präsident Zedillo wirft er vor, die Umsetzung der Abkommen von San Andres zwischen Regierung und der Guerilla EZLN bewußt zu blockieren. Im Gegensatz zur Mehrheit seiner Partei kritisiert Salazar die Militarisierung des Bundesstaates, die Duldung und Unterstützung der gegen die EZLN eingesetzten paramilitärischen Gruppen sowie das arrogante Verhalten von Gouverneur Albores. In Chiapas hatten Mitglieder der örtlichen PRI deswegen schon seinen Parteiausschluß gefordert.

GUATEMALA

Verfassungsreformen deutlich abgelehnt – von 18,5 Prozent Wahlgängern…

Von Gerardo Herrero

(Mexiko-Stadt, 18. Mai 1999, Poonal).- Damit hatten nur wenige gerechnet und diejenigen auch nur hinter vorgehaltener Hand. Die vom Parlament bereits verabschiedeten Verfassungsreformen, die den guatemaltekischen Staat auf eine neue gesetzliche und politische Basis stellen sollten, sind bei der Volksbefragung am vergangenen Sonntag abgelehnt worden (vgl. Poonal 383). Von den 18,5 Prozent der vier Millionen Wahlberechtigten, die überhaupt ihre Stimme abgaben, sprach sich eine Mehrheit von etwas über 50 Prozent gegen die Änderungen aus. 40 Prozent waren dafür, fast zehn Prozent der abgegebenen Stimmen wurden für ungültig erklärt. Für denmitdemendgültigen Friedensabkommen zwischen Regierung undGuerillaEnde1996 eingeläuteten Demokratisierungsprozeß ist das Ergebniseinherber Rückschlag. Denn zahlreichen Verfassungsänderungen, die jetzt zur Wahl standen, wurde bei den Friedensverhandlungen der Weg geebnet.

Für viele ist der Ausgang des Referendums daher ein Schock. Menschenrechts- und Indígenagruppen sowie die linke Opposition sprechen von einem Beleg für den Rassismus im Land. Denn gerade die aggressive Kampagne kleiner rechter Parteien und Gruppierungen, die sich gegen eine stärke rechtliche Stellung der vielfach diskriminierten Indígenas durch die Verfassungsreformen aussprachen, fanden offenbar offene Ohren. Die Rechten verbrämten ihre rassistische Einstellung mit der Argumentation, den Nachfahren der Mayas – die deutliche Bevölkerungsmehrheit – werde mit den beabsichtigten Verfassungsänderungen ein Privileg eingeräumt, das führe zur Spaltung des Landes.

Rein technisch wurde das Referendum in der Hauptstadt entschieden. Dort lebt ein Fünftel der Bevölkerung und konzentriert sich die weiße und mestizische Ober- und Mittelschicht, deren politische Haltung überwiegend konservativ bis rechtsextrem ausgerichtet ist. Diese wählte nach den ersten Auswertungen fast geschlossen gegen die Reformen – das Resultat in Guatemala-Stadt lautet: 70 Prozent Neinstimmen gegenüber 24 Prozent Jastimmen. Da die Beteiligung dort zudem über dem Landesdurchschnitt lag, erhielt die Abstimmung in der Hauptstadt zusätzliches Gewicht. Die Mehrheit für das Ja in den elf Provinzen mit besonders hohem Indígena-Anteil sowie in einigen anderen Regionen konnte die Entscheidung nicht mehr umwerfen.

Klar ist, daß die das Land mit absoluter Mehrheit regierende konservative PAN von Präsident Alvaro Arzú und die rechte FRG als zweitgrößte Partei ihre eigene Anhängerschaft nicht von der Notwendigkeit der Reformen überzeugen konnten, bzw. wie böse Zungen behaupten, nicht wollten. Klar ist ebenfalls, daß es den engagiertesten Befürwortern der Verfassungsänderungen einschließlich der früheren Guerilla URNG nicht gelang, die Bevölkerungsmehrheit zu mobilisieren. Verbreiteter Analphabetimus, schwierige Anfahrtswege zu Wahlurnen und mangelnde Information über den Inhalt des Referendums können die traurig hohe Wahlenthaltung nur zum Teil erklären.

Die guatemaltekische Presse spricht von einer „Lektion“ für die verschiedenen politischen Parteien. Die Frage ist nun, wie es nach dem Referendum weitergehen soll. Internationale Organisationen haben die Regierung bereits aufgefordert, nach Wegen zu suchen, die Reformen doch noch zu verwirklichen. Das Ergebnis des Volksentscheides hat bei denjenigen, die optimistisch eine Versöhnung mit der Vergangenheit des Landes beschworen, schlagartige Ernüchterung bewirkt.

PANAMA

Neue Präsidentin will Verfassungsversammlung

(Panama-Stadt, 14. Mai 1999, pulsar-Poonal).- Die neugewählte Präsidentin Mireya Moscoso hat angekündigt, zu einer Verfassungsgebenden Versammlung aufzurufen. Sie könne nicht mit einer militaristischen Verfassung arbeiten, die unter der Regierung von General Omar Torrijos entworfen worden sei (Torrijos war von 1968 bis zu seinem Tod bei einem Flugabsturz im Jahr 1981 der starke Mann Panamas). Die alte Carta Magna habe ihre Pflicht erfüllt und sei heute für das demokratische Leben des Landes unzureichend. Moscoso will als ersten Schritt ein Gremium von prominenten Persönlichkeiten einberufen, welche die Versammlung vorbereiten sollen.

Die Gegner*innen der neuen Präsidentin sehen in der Idee vor allem eine Strategie, ihre Position gegenüber dem ebenfalls neu gewählten Parlament zu stärken. Dort ist Moscoso Arnulfistische Partei in der Minderheit und kann selbst mit Allianzen kaum gegen die PRD des noch amtierenden Präsidenten Balladares regieren. Die PRD spricht angesichts der Initiative sogar von einem „wahrhaftigen Staatsstreich“.

Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom 2. Mai haben noch eine weitere Folge: die panamensische Parteienlandschaft wird sich von zwölf auf fünf politische Parteien verkleinern. Das Wahlgesetz verlangt einen Mindestanteil von fünf Prozent der abgegebenen Stimmen, damit der Parteienstatus beibehalten werden kann. Dieser hätte sich bei der vergangenen Wahl auf 65.000 Stimmen belaufen. Allein die PRD und die Arnulfistische Partei konnten über 60 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Beobachter*innen sprechen von einer Tendenz zum Zwei-Parteiensystem in Panama.

NICARAGUA

Telefonprivatisierung vorerst gescheitert

(Managua, 13. Mai 1999, pulsar-Poonal).- Die Privatisierung der staatlichen Telefongesellschaft Nicaraguas ist erneut gescheitert. Nachdem bereits im März ein spanisches Unternehmen sein Angebot zurückgezogen hatte, winkte nun auch der mexikanische Telefongigant Telmex ab. Ursprünglich wollte Telmex 40 Prozent der nicaraguanischen Gesellschaft übernehmen. Offenbar verärgert über die schlechte Informationspolitik der Regierung des mittelamerikanischen Landes, wollten die Mexikaner kein Risiko eingehen. Wirtschaftliche und politische Instabilität in Nicaragua machten die Entscheidung leichter. Seit 1995 wird vergeblich versucht, das nicaraguanische Telefonunternehmen zu privatisieren. Die Regierung hatte sich gegenüber dem Internationalen Währungsfonds zu diesem Schritt verpflichtet. In 90 Tagen soll es eine neue Ausschreibung geben.

EL SALVADOR

Die strenge Kleiderordnung des Weltmarkts –

Ausbeutung von Frauenarbeit in El Salvadors Textilfabriken

Von Andreas Boueke

(San Salvador, 17. Mai 1999, npl). – Sie sind wie kleine Staaten im Staat, in denen die nationale Steuer-und Sozialpolitik nicht gilt. Die freien Produktionszonen im zentralamerikanischen ElSalvador bekommen kostenlos die nötige Infrastruktur gestellt. Maschinen, Rohstoffe und Halbfertigwaren können zollfrei eingeführt, alle Endprodukte unversteuert ausgeführt werden. Bewaffnetes Sicherheitspersonal bewacht die Eingangstore der Weltmarktfabriken (Maquilas), hinter deren Mauern ausländische Investoren – meist aus Taiwan oder Südkorea – regieren. Für sie ist Mittelamerika als Produktionsstandort auch deshalb attraktiv, weil eine salvadoreanische Arbeiterin am Tag nur soviel verdient, wie eine Arbeiterin aus Taiwan in einer Stunde. Hergestellt werden Textilien für den Export. Einige der Fabriken in den freien Produktionszonen El Salvadors schaffen bis zu dreitausend Arbeitsplätze. Die Bekleidungsindustrie bringt dem Land die höchsten Deviseneinnahmen.

Menschenrechtsorganisationen und internationale Gewerkschaftsverbände machen allerdings verstärkt auf die arbeitsrechtlichen Mißstände in den Maquilas aufmerksam. Eine Näherin, die krank wird, erhält beispielsweise selten eine medizinische Versorgung. Zwar wird allen Arbeiterinnen ein Krankenversicherungsbeitrag vom Lohn abgezogen, aber nur jede fünfte ist bei der staatlichen Versicherungsbehörde gemeldet. Noch vor wenigen Jahren arbeiteten auch Tausende zehn- bis zwölfjährige Mädchen in den Fabriken, was auf internationaler Ebene massiv kritisiert wurde. Um dem internationalen Druck zu entgehen, beauftragen einige Unternehmen neuerdings private Vermittlungsagenturen, anstatt ihre Arbeiterinnen selbst unter Vertrag zu nehmen. Die Agenturen handeln Verträge mit den Frauen aus und vermitteln sie dann an eine Maquila. Wenig später verschwinden sie von der Bildfläche und überlassen die Näherinnen ihrem Schicksal in einer Fabrik, mit der sie keinen Vertrag haben.Etwa 85 Prozent der rund 60.000 salvadoreanischen Beschäftigten in den Maquilas sind Frauen. Die meisten verdienen rund 220,- DM im Monat. Das entspricht zwar dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn, reicht aber nicht aus, um eine Familie zu ernähren. Trotzdem stellt es einen vergleichsweise guten Verdienst für eine salvadoreanische Frau ohne Ausbildung dar. Die wirtschaftliche Not zwingt sie dazu, ihre Jugend in den Fabriken zu vertun.

Ein Großteil der Produktion aus den Maquilas wird in die USA exportiert. Einige Aufträge kommen aber auch aus Europa. Dort beteiligen sich zahlreiche Organisationen an der „Kampagne für saubere Kleidung“. Thomas Krämer von der Christlichen Initiative Romero in Münster erläutert: „Wir informieren hier über die schlechten Arbeitsbedingungen in den Maquilas und zeigen, daß auch deutsche Unternehmen an der Produktion beteiligt sind.“ Durch den Druck der Öffentlichkeit auf Firmen wie beispielsweise adidas soll erreicht werden, daß diese ihre Partner in Mittelamerika dazu bringen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Die Textilfabrik FORMOSA ist gesichert wie eine Festung. Die Sportartikelkonzerne NIKE und adidas sind die wichtigsten Geschäftspartner der taiwanesischen Besitzer von FORMOSA. Seit in Europa die „Kampagne für saubere Kleidung“ läuft, sind die beiden großen Bekleidungskonzerne besorgt um ihr sportlich-sauberes Image. Tatsächlich sind die Arbeitsbedingungen bei FORMOSA extrem ausbeuterisch. Die zwanzigjährige Näherin Manuela begann mit zwölf Jahren, für FORMOSA zu arbeiten. Heute verdient sie den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn von sieben Mark für acht Stunden Arbeit pro Tag. Zwölfstündige Arbeitstage sind jedoch keine Ausnahme. „Oft werden uns die Überstunden nicht bezahlt, und es kommt vor, daß Arbeiterinnen von den Aufsehern geschlagen werden, weil sie nicht schnell genug arbeiten.“

Alle gewerkschaftlichen Organisierungsversuche werden von FORMOSA unterdrückt. Virginia Hernandez, Vorsitzende des Komitees der Arbeiterinnen von El Salvador COMUTRAS berichtet: „Sexuelle Nötigung ist bei FORMOSA an der Tagesordnung. Unsere Genossin Marlene wurde entlassen, weil sie sich weigerte, mit dem Sohn des Fabrikbesitzers zu schlafen.“Die Leitung der deutschen Firma adidas reagierte auf den öffentlichen Druck und schickte Gutachter nach El Salvador, welche die Vorwürfe bestätigten. Nun will adidas die Arbeitsbedingungen verbessern. Es soll keine unbezahlten Überstunden mehr geben, gewerkschaftliches Engagement soll künftig geduldet und der monatliche Schwangerschaftstest, den FORMOSA ihren Arbeiterinnen abverlangt, abgeschafft werden.

Für die salvadorianische Regierung sind die freien Produktionszonen der wichtigste Faktor zur Bekämpfung der bei über 40 Prozent liegenden Arbeitslosigkeit. Deshalb soll um jeden Preis ein möglichst problemloses Investitionsklima bewahrt werden. Dr. Alberto Palma, Leiter der Inspektionsabteilung des Arbeitsministeriums spricht klare Worte: „Wir hoffen, daß die Maquilas im Land bleiben, weil sie das Überleben eines großen Teils unserer Bevölkerung sichern.“

Virginia Hernandez sieht in der Reaktion von adidas die Strategie der europaweiten „Kampagne für saubere Kleidung“ bestätigt: „El Salvador braucht die Arbeitsplätze in den Textilfabriken. Deshalb ruft die Kampagne nicht zum Boykott auf, sondern setzt sich für menschenwürdige Arbeitsbedingungen ein.“

GUYANA

Streik im öffentlichen Dienst

(Georgetown, 11. Mai 1999, pulsar-Poonal).- Die Gewerkschaft der Lehrer*innen und Dozent*innen hat sich den seit Ende April streikenden 15.000 Beschäftigten im öffentlichen Dienst angeschlossen. Einer Forderung nach 40 Prozent Lohnerhöhung steht ein Regierungsangebot von 4,6 Prozent gegenüber. Laut Regierungschefin Janet Jagan ist der Staat nicht in der Lage, mehr zu bezahlen. Finanzminister Bharrat Jagdeo fügte hinzu, Guyana müsse sich an die Vorgaben des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank halten. Es könne den Lehrer*innen und öffentlich Beschäftigten nichts besseres bieten. Ein Lehrer mit Universitätsabschluß verdient monatlich 177 Dollar. Das entspricht dem Mietpreis von zwei Zimmern in der Hauptstadt. Nahezu alle Lehrer*innen sind von daher auf Zusatzverdienste angewiesen.

ARGENTINIEN

Erneuter Mord an Journalisten

(Buenos Aires, 13. Mai 1999,comcosur/pulsar-Poonal).- Der Leiter der Zeitung „El Informador Chubutense“ ist am 13. Mai mit einem Kopfschuß ermordet worden. Die Tat ereignete sich direkt vor seinem Haus in der Stadt Chubut, die 1.200 Kilometer südlich von Buenos Aires liegt. Ein Tatverdächtiger wurde festgenommen, die Hintergründe des Verbrechens sind noch unklar. Fest scheint nur zu stehen, daß es sich nicht um einen gewöhnlichen Mord handelt, bei dem der Raub das Ziel war. Vielmehr liegt der Verdacht vor, daß seine journalistische Tätigkeit Ricardo Gangeme zum Verhängnis wurde, weil seine Zeitung mißliebige Informationen veröffentlichte. Zu den Tatverdächtigen gehört auch ein Unternehmer aus der Provinz Chubut, der Gangeme bedroht haben soll. Das 56jährige Opfer leitete früher die Zeitung „Crónica“ in Buenos Aires. 1991 ging Gangeme in die Provinz Chubut, wo er zuerst die Zeitung „Jornada“ leitete und vor einem Jahr den „Informador Chubutense“ gründete. Das Verbrechen weckt bei vielen Argentinier*innen Erinnerungen an den Mord an dem Fotojournalisten José Luis Cabezas im Januar 1997.

KOLUMBIEN

Verhandlungsvollmachten für Pastrana

(Bogota, 14. Mai 1999, pulsar-Poonal).- Das kolumbianische Parlament läßt Präsident Andrés Pastrana weitgehend freie Hand für Friedensverhandlungen mit den beiden Guerillagruppen FARC und ELN. Die Abgeordneten verabschiedeten eine entsprechende Initiative. Ein wesentlicher Punkt ist dabei die Möglichkeit, die Guerilla als politische Organisation anzuerkennen. Nach der bisherigen Rechtslage waren FARC und ELN als „terroristische Gruppen“ eingestuft.

CHILE

StudentInnenproteste

(Santiago, 14. Mai 1999, pulsar-Poonal).- Etwa 40.000 Student*innen gingen in Chile auf die Straße und forderten von der Regierung mehr Gelder für Stipendien und Lebensmittelhilfen. Dabei kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Teilen der Studentenschaft und Polizeieinheiten. Auf Straßenbarrikaden und Molotov-Cocktails reagierte die Polizei mit Tränengas. Die Demonstrationen gehen mittlerweile in die dritte Woche und nehmen an Intensität zu.Gut tausend Student*innen marschierten bis vor Regierungspalast und übergaben dort symbolisch einen richterlichen Eintreibungsbefehl an Präsident Eduardo Frei. Mit diesen Eintreibungsbefehlen versucht die Regierung, das als Kredit vergebene Bafög von Student*innen und Studienabgängern einzutreiben. Dabei schreckt sie auch vor Pfändungen nicht zurück. Für die Demonstrant*innen ist jedoch Eduardo Frei der große Schuldner gegenüber der Bildung. Nach Schätzungen könnten in nächster Zeit ungefähr 8.000 Student*innen ihr Studium abbrechen, weil sie keine oder keine ausreichende staatliche Unterstützung bekommen.

URUGUAY

Eintägiger Generalstreik

(Montevideo, 14. Mai 1999, pulsar-Poonal).- Mit einem 24stündigen Generalstreik protestierten am 13. Mai die im Dachverband PIT- CNTorganisierten Gewerkschaftsmitglieder gegen die zunehmende Arbeitslosigkeit in Uruguay und die Untätigkeit der Regierung. Im Industriesektor und in der öffentlichen Verwaltung wurde der Streikaufruf weitgehend befolgt. Auch Banken, Schulen und Universitäten schlossen. Arbeits- und Sozialministerin Analía Pinnnney erklärte, der Gewerkschaftsprotest hätte auch in Verhandlungen diskutiert werden können. Der Gewerkschafter Juan Bentancor antwortete darauf, die Mobilisierung sei aufgrund fehlender Reaktionen der Regierung erfolgt. Der Protest schließe zudem keine Gespräche aus. Die Arbeitslosigkeit hat in Uruguay offiziell 11,2 Prozent erreicht. Ein zusätzlicher schwerer Schlag für die einheimische Wirtschaft war die Krise in Brasilien. Dorthin gehen normalerweise 35 Prozent der uruguayischen Exporte.

Regierung fühlt sich von Kirche belästigt

(Montevideo, 13. Mai 1999, comcosur-Poonal) .- Nach Angaben gut informierter Kreise ist die Regierung von Präsident Julio Sanguinetti „unangenehm berührt“ über den Inhalt der Predigten des neuen Erzbischofs in Montevideo, Monseñor Nicolás Cotugno. Die wiederholte Kritik am herrschenden „wilden Kapitalismus“, die auf den Äußerungen Papst Johannes Paul II. beruht, kommt der Regierung derzeit besonders wenig zupaß. Sie sieht sich in den vergangenen Wochen permanenter Kritik sowohl seitens der Arbeiter und Bauern als auch der Unternehmer ausgesetzt. In einer vor kurzem abgehaltenen Messe, an der Tausende von Menschen teilnahmen und Arbeit und Gesundheitsversorgung einklagten, hat Cotugno das Recht auf Arbeit verteidigt.

Der Bischof verurteilte zwar auch den „marxistischen Kollektivismus“, seine Hauptkritik richtete er aber gegen den „wilden Kapitalismus“. In der am Tag des heiligen Pankratius bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche des Unberührten Herzens unserer Jungfrau Maria (gebenedeit sei sie, d.K.in) verglich Cotugno in gewisser Weise die Situation des Heiligen mit der Schutzlosigkeit der Armen – Pankratius wurde zum Märtyrer erklärt, nachdem ihn der römische Kaiser enthaupten ließ. Die Mehrheit der in der Kirche Anwesenden habe Hunger und wolle Arbeit, so der Bischof. Das Kapital müsse im Dienste der Arbeit stehen und diese im Dienste des Menschen und nicht umgekehrt. „Über dem Arbeiter darf niemals das Kapital stehen“, rief Cotugno aus. Er schloß die Messe mit einem Gebet an den heiligen Pankratius: „Gib uns Arbeit, denn wir haben ein Recht darauf.“

BRASILIEN

Repression gegen Landlose steigt an

(Parana, 13. Mai 1999, comcosur-Poonal).- Die Regierung hat ihren Druck auf die Campesinos der Landlosenbewegung MST erhöht, indem sie mehrere ihrer Mitglieder ins Gefängnis gesteckt hat. Ende April hatten Spezialeinheiten sechs MST-Mitglieder auf der im Bundesstaat Parana gelegenen Hacienda Santa María deOrtigueirafestgenommen. Eines der Opfer berichtete von brutalen Folterungen, denen die sechs ausgesetzt waren. Angesehene Mitglieder der katholischen Kirche besuchten Valdecir Bordignon und bestätigten die schweren Vorwürfe. Die Organisation „Austausch“ (Intercambiar) hat eine weltweite Kampagne begonnen, um die Geschehnisse publik zu machen.

Das „Gottesreich“ jetzt in ganz Brasilien

Von Andres Canizalez

(Rio de Janeiro, Mai 1999, alc-Poonal).- Die von dem umstrittenen Bischof Edir Mancedo geleitete Universalkirche des Gottesreiches (IURD) erreicht bereits jetzt 90 Prozent der brasilianischen Haushalte über ihre verschiedenen Fernsehsender. Ende dieses Jahres will sie flächendeckend in ganz Brasilien in jedem Haushalt mit ihrem Programmen und vor allem ihren Werbesendungen präsent sein. Im vergangenen Jahr investierte die Kirche mehrere Millionen Dollar in die Werbung.Die IURD kaufte im April 1999 über ihren „Familienkanal“ 50 Prozent des „Frauennetzes“ auf. Über diesen neuen Sender überträgt sie seit dem 1. Mai Programme, hauptsächlich religiösen Inhalts. Sex und Gewalt sind Tabuthemen. Beobachter*innen sprechen von einer „strategischen Investition“ im Hinblick auf weitere Expansionspläne. Die Kirche ist außerdem Eigentümerin des „Rekord-Netzes“, wo sie selbst die Hauptkundin bei Werbesendungen ist. Dem Wirtschaftsmagazin „Gazeta Mercantil“ zufolge war das Rekord-Netz das „am stärksten wachsende Kommunikationsunternehmen 1998“. Es nähere sich im Moment „den Dimensionen des mächtigen GloboNetzes“, Brasiliens bisher unangefochtener TV-Gigant.

Noch 1994 verbreitete Rekord seine Sendefrequenzen nur im Staate Sao Paulo, im Moment werden 80 Prozent des Staatsgebietes und 90 Prozent der Bevölkerung erreicht. In wenigen Monaten sollen alle 160 Millionen Einwohner*innen des größten Landes Lateinamerikas in den Genuß der religiösen Sendungen kommen können. Nach der Schaffung des Familienkanals im vergangenen Jahr, in dem sich laut Gazeta Mercantil „der Großteil des evangelischen Programms angesiedelt hat, das bei Rekord ausgesondert wurde, ist mit dem Kauf des Frauennetzes die elektronische Macht der Kirche des Gottesreiches nur noch geringer als die von Globo.“ Das für 1998 angegebene Investionsvolumen belief sich auf 100 Millionen Dollar.Den Angaben der Leitung von Rekord nach hat sich das Programm des Senders „professionalisiert“, um in Konkurrenz mit den Großen des Geschäfts zu treten_ Globo, Bandeirantes, Manchete und SBT. Das evangelische Profil hat sich mehr auf die „Schwester“-Stationen der IURD konzentriert. Mit der Kapitalspritze der Kirche kaufte Rekord zwischen 1996 und 1998 aggressiv regionale Sender auf, die bis dahin an die traditionellen Netze des brasilianischen Fernsehens angeschlossen waren. Das jüngst akquirierte Frauen-Netz erhält zunächst eineSumme von 10 Millionen Dollar, „um weitere Kanäle zu schaffen undwir haben ein Interesse, es ganz zu kaufen“, sagt Demerval Gonzales, die Vertrauensperson von Bischof Macedos bei dieser schnellen elektronischen Ausdehnung.

Ein weiteres Projekt ist die Ausdehnung der Sendefrequenzen in portugiesischsprachige Länder Afrikas. Zum Beispiel Mozambique, wodie IURD einige Kirchen in der Hauptstadt Maputo unterhält. Auch in gedruckter Form und im Radio ist die Kirche des Bischofs präsent. Die Wochenzeitung „Folha Universal“ hat mehr als eine Million Auflage und Radio „Aleluya“ ist der größte evangelische Radiosender Brasiliens. Die IURD besitzt selbst zehn Sender, mietet 15 und ist mit 25 weiteren assoziert.

PERU/ECUADOR

Grenzstreit offiziell beendet

(Lima, 13. Mai 1999, pulsar-Poonal).- Die Regierungen Perus und Ecuadors unterschrieben die Schlußakte über die endgültige Grenzziehung. Damit übergibt die peruanische Seite eine Fläche von einem Quadratkilometer in der Urwaldzone von Tiwinza an das Nachbarland. Der Streit um die genaue Markierung eines kleinen Teils der insgesamt 1.700 Kilometer gemeinsamer Grenze zwischen beiden Nationen hatte in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals zu kriegerischen Auseinandersetzungen geführt. Zuletzt hatte es 1995 einen nicht erklärten mehrtägigen Krieg in der Umgebung von Tiwinza gegeben. Erst nach internationaler Vermittlung und zähen Verhandlungen einigten sich Peru und Ecuador auf eine definitive Lösung und unterzeichneten am 26. Oktober 1998 einen Friedensvertrag.

ECUADOR

Bischofskonferenz für anderes Wirtschaftsmodell

(Quito, 14. Mai 1999, pulsar-Poonal).- Auf dem 27. Treffen der lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM) kamen die kirchlichen Würdenträger überein, für einen Schuldenerlaß gegenüber den armen Nationen einzutreten. An ihren jeweiligen Wirkungsstätten wollen sie sich für die Überprüfung und Änderung des Wirtschaftsmodells einsetzen. Das vorherrschende Modell lasse die Bevölkerung des Kontinentes verarmen, so die Bischöfe. Es bevorzuge eine Klasse, schaffe mehr Arbeitslosigkeit und vernachlässige die menschliche Entwicklung sowie den Schutz der Natur und der Naturressourcen. Die CELAM wendet sich ebenfalls gegen das Embargo gegen Kuba. Neuer Präsident der CELAM bis zum Jahr 2003 wird der kolumbianische Bischof Jorge Jiménez Carvajal.

LATEINAMERIKA

Nachhaltige Landwirtschaft, Teil VII

(Lima, März 1999, na-Poonal).- Unser letzter Beitrag zur nachhaltigen Landwirtschaft setzt sich mit unvermuteten Eigenschaften einer Radieschenpflanze in Peru auseinander. Lucien O. Chauvin berichtet.

Natürliche Stimulans – Maca statt Viagra

Die peruanische Landwirtschaft hat im Laufe ihrer Geschichte Höhen und Tiefen auf den Weltmärkten erfahren. Kautschuk, Baumwolle, und der natürliche Dünger Guano haben die nationale Wirtschaft in ihrer Blütezeit angeschoben und sind dann auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Wegen des weltweit grassierenden Viagra-Wahnsinns ist zur Zeit ein weiteres peruanisches Naturprodukt in Mode. Die Maca, eine kleine andine Wurzel aus der Familie der Radieschen war Anfang der neunziger Jahre in ihrer Heimat, der Bombon-Hochebene, noch vom Aussterben bedroht.

Doch Viagra holte die winzige Pflanze von der roten Liste der Internationalen Liga für genetische Ressourcen. Denn die Maca ist auf der gesamten peruanischen Hochebene nicht wegen ihres hohen Zink und Vitamin-C-Gehalts bekannt, sondern weil sie den sexuellen Appetit erhöht. Nach Laboruntersuchungen erhöht die Maca gar die Spermenzahl. In Peru ansässige pharmazeutische Unternehmen interessierten sich vor vielen Jahren für die Maca als Nahrungsergänzung. Doch erst der Viagra-Erfolg veränderte die Zukunft der Maca. Die 50 Hektar Maca-Anbau Anfang der Neunziger haben sich mittlerweile auf 600 gemausert und das Landwirtschaftsministerium geht von einer Steigerung um weitere 2.000 Hektar in diesem Jahr aus. „Es ist die perfekte Kulturpflanze“, jubelte Landwirtschaftsminister Rodolfo Muñante Anfang des Jahres, „die Privatwirtschaft macht die Arbeit für uns, wir müssen nicht einmal für den Anbau werben.“

Auch Juan Mulder, dessen Unternehmen Macatabletten unter dem Namen Macandina vermarktet, ist begeistert. Maca sei einfach „wunderbar.“ Die Pflanze sei „nicht nur reich an Nährstoffen und sexuell anregend, sondern es ist auch die einzige Pflanze, die sich in dieser Region anbauen läßt und die dort herrschende Armut verschwinden lassen könnte.“ Seine Firma Quimica Suiza hat bereits mehr als eine Million Dollar in die Macaforschung gesteckt und damit begonnen, die Tabletten in geringen Mengen zu exportieren. 1998 gelangte Macandina im Wert von 150.000 Dollar auf den japanischen Markt und nun sollen die USA und Europa beliefert werden. Quimica Suiza überlegt auch, eine Verabeitungsanlage in der Macaregion zu errichten. “

In dieser isolierten Gegend ist die einzige Einkommensquelle bislang der Bergbau. Bei dem hohen Mehrwert des Produktes könnte eine Verarbeitungsanlage viele Arbeitsplätze schaffen“, meint Direktor Mulder.Sowohl Mulder als auch Minister Muñante versichern, es werde alles getan, um den Anbau der Maca nachhaltig zu gestalten. Umweltschäden in der Region sollen vermieden werden. Die Maca wächst einzig und allein in der Bombon-Hochebene, auf 4.000 Metern Höhe. Muñante zufolge hat die Regierung die Benutzung von natürlichem Dünger und traditionellen Anbaumethoden gefördert, um die zerbrechliche Hochebene nicht durch die intensive chemische Düngung zu schädigen. „Die Maca ist ein Naturprodukt und ihre Produktion muß daher nachhaltig erfolgen,“ erläutert Muñante. „Die Hochebene ist eine ökologisch sensible Gegend, die mit Vorsicht behandelt werden muß.“

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