(Berlin, 10. September 2019, npl).- Am 5. September verstarb im südmexikanischen Oaxaca der Maler, Bildhauer und Menschenrechtsaktivist Francisco Toledo im Alter von 79 Jahren. Toledo war nicht nur einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler Mexikos, sondern auch ein großer Förderer der Kunst und Verteidiger der kulturellen Vielfalt im indigen geprägten Bundesstaat Oaxaca. Darüber hinaus setzte er sich Zeit seines Lebens für die Rechte der indigenen Bevölkerung ein, unterstützte deren Kampf gegen Landraub und Megaprojekte und förderte Menschenrechts- sowie Umweltorganisationen.
Francisco Toledo mit Alternativem Nobelpreis geehrt
Im Jahr 2005 erhielt Toledo für seinen Einsatz für das kulturelle Erbe und den Umweltschutz in seiner Heimatstadt Oaxaca den Alternativen Nobelpreis. Anfang der 2000er Jahre war es dem Künstler gelungen, die Eröffnung einer McDonalds-Filiale im historischen Zentrum der von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannten Stadt zu verhindert. Darüber hinaus hatte er eine Reihe von kulturellen Institutionen Oaxacas gegründet und die Stadt zu einem der wichtigsten Zentren der bildenden Kunst in Mexiko gemacht.
Sein politisches Engagement brachte dem Künstler allerdings nicht nur Ehrungen ein. Im Jahr 2006 wurde sein Haus Ziel eines Anschlags; Unbekannte gaben vor dem Haus Toledos insgesamt neun Schüsse ab. Der Anschlag erfolgte, nachdem sich der Künstler gegen die Unterdrückung der Proteste der Lehrergewerkschaft in Oaxaca aussprach. Toledo ließ sich jedoch nicht einschüchtern. Als die Lehrerproteste wenige Wochen später gewaltsam niedergeschlagen wurden, richtete er zusammen mit Medizinstudenten einen Erste-Hilfe-Stützpunkt in dem von ihm gegründeten Grafikinstitut im Zentrum der Stadt ein. Nach der Niederschlagung des Aufstands setzte sich Toledo für die Freilassung der 140 inhaftierten Protestierenden ein. Er zahlte einen Großteil der für die Freilassung der politischen Gefangenen erhobenen Kautionen.
Kunst gegen das Vergessen
Der landesweiten Protestbewegung nach dem gewaltsamen Verschwindenlassen der 43 Studenten des Lehramtsseminars von Ayotzinapa vor fünf Jahren schloss sich Toledo ebenfalls an – mit einer Kunstaktion. Der Maestro gestaltete 43 Drachen mit den Porträts der Verschwundenen. Diese ließ er über der Fußgängerzone im historischen Zentrum Oaxacas aufsteigen. Das war seine Form, Gerechtigkeit für die jungen Männer zu fordern.
Als vor zwei Jahren ein Erdbeben mit der Stärke 8,2 die Pazifikküste Mexikos erschütterte, war Francisco Toledo einer der ersten, der der Not leidenden Bevölkerung im Isthmus von Tehuantepec zu Hilfe eilte. Über Monate unterhielt er mehr als vierzig kommunale Küchen in Juchitán und anderen zerstörten Orten. Toledo, selbst Zapoteke und in Juchitán geboren, setzte sich darüber hinaus dafür ein, dass beim Wiederaufbau der zerstörten Gemeinden die indigene Identität ihrer Bewohner*innen berücksichtigt wird.
Kritik an Megaprojekten López Obradors
Noch Anfang dieses Jahres kritisierte Francisco Toledo die derzeitige sozialdemokratisch orientierte Regierung von Präsident López Obrador für ihr Vorgehen bei der Umsetzung des Prestigeprojektes Tren Maya. Der Maya-Zug soll auf der Halbinsel Yucatán durch unberührten Regenwald und über indigenes Territorium gebaut werden. Viele indigene Gemeinden lehnen das Projekt allerdings ab. In einem Brief an den Präsidenten forderte Toledo, das Recht der indigenen Gemeinden auf eine Konsultation nach Vorgabe der Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation ILO zu respektieren. Bislang hat die Regierung nur eine informelle Volksbefragung durchführen lassen, für die es nicht einmal eine gesetzliche Grundlage gibt.
Nach Bekanntwerden von Francisco Toledos Tod kamen tausende Menschen in das von ihm gegründete Grafikinstitut um vom dem Mann Abschied zu nehmen, der nicht nur die Kunstszene, sondern auch die politische Landschaft Oaxacas nachhaltig geprägt hat.
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