Poonal Nr. 481

Deutsche Ausgabe des wöchentlichen Pressedienstes lateinamerikanischer Agenturen Nr. 481 vom 08. Juni 2001

Inhalt


HAITI

KUBA

NICARAGUA

MITTELAMERIKA

KOLUMBIEN

ECUADOR

USA/LATEINAMERIKA

ARGENTINIEN

BRASILIEN

LATEINAMERIKA


HAITI

OAS-Mission warnt Haiti

(Port-au-Prince, 31. Mai 2001, pulsar-Poonal).- Eine hochrangige Delegation der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ist in Port-au-Prince eingetroffen, um sich an der Lösung der haitianischen Krise zu beteiligen, die aus den Wahlen im Mai 2000 hervor gegangen ist.

Der Generalsekretär der OAS, César Gaviria traf in Begleitung der früheren dominikanischen Premierministerin, Eugenia Charles, ein. Der Ankunft von Gaviria und Charles ging sonntags zuvor die der Generalsekretäre der „Hemisphären-Organisation“, Luigi Enaudi, und der Gemeinschaft karibischer Staaten (CARICOM), Albert Ramdim voraus.

Dies ist die achte Mission der Regionalorganisation in Haiti seit Beginn der Krise. Auf dem Internationalen Flughafen von Port-au-Prince erklärte: César Gaviria: „Wir sind hier, um ein politisches Abkommen zwischen den haitianischen Protagonisten zu ermöglichen.“

Die OAS/CARICOM Delegation hat sich am Dienstagnachmittag (29. Mai) mit Präsident Jean-Bertrand Aristide getroffen. Am Mittwoch (30. Mai) gab es ein Treffen zwischen der internationalen Abordnung mit der Demokratischen Konvergenz, einem Zusammenschluß der Oppositionsparteien.

Die politische Krise in Haiti entstand im Anschluß an die Wahlen, die im Mai vergangenen Jahres statt fanden und sich auf viele Bereiche des Landes auswirkt. Die regierende Fanmi Lavalas Partei gewann die umstrittenen Wahlen mit 18 von 19 Senatoren, 72 der 83 Abgeordneten so wie fast allen Wahlbezirken und Lokalkreisen.

Die Oppositionsparteien haben die Wahlergebnisse und den Sieg Aristides aufgrund angeblichen Wahlbetrugs nicht akzeptiert.

Kritik an dem Ablauf der Wahlen war ebenfalls von den Wahlbeobachter*innen der OAS geäußert worden.

Die Demokratische Konvergenz bittet um die Annullierung aller Wahlen des Vorjahres, angefangen von den Lokal- bis zu den Präsidentschaftswahlen. Die Lavalas-Partei ihrerseits möchte eine zweite Runde für die zehn Senatorenposten organisieren, die von der OAS-Mission in Frage gestellt werden.

Sieben Missionen der OAS sind bisher in ihrem Bemühen gescheitert, Verhandlungen zwischen den beiden Parteien zu fördern. Quellen zufolge soll die Delegation von Gaviria Präsident Aristide darum bitten, neue Präsidentschaftswahlen zu organisieren, um die Krise zu lösen.

Luigi Enaudi teilte im Namen der OAS auf sehr entschiedene Weise mit, dass es sich um eine der letzten Chancen für Haiti handele und fügte hinzu: „Wenn diese Mission scheitert, wird das Land über Monate und Jahre hinweg ohne den Nutzen internationaler Hilfe auskommen müssen.“

Gegenwärtig sind aufgrund der Krise über 500 Millionen US-Dollar internationaler Hilfe von Finanzinstitutionen und befreundeten Ländern eingefroren worden.

 

KUBA

Kubanische Organisationen gewinnen den Umweltpreis der Vereinten Nationen

(Havanna, 29. Mai 2001, pulsar-Poonal). – Die Organisationen „Pioneros José Marti“ und „Cubasolar“ gehören zu den Gewinnern des Preises „global 500“, den das Programm der Vereinten Nationen für die Umwelt (PNUMA) vergibt.

Der Preis wird an Personen oder Instanzen vergeben, die sich um das Thema Umweltschutz bewährt gemacht haben.

Die Gewinner dieses Preises, erklärte Klaus Töpfer, der Exekutivdirektor von PNUMA „sind Mitglieder einer weltweit immer größer werdenden Umweltbewegung und haben einen Weg eingeschlagen, den Mehrheit aus Mangel an zeit oder Interesse zweifelt, zu gehen.“

Die Organisation „Cubasolar“ setzt sich für den Gebrauch erneuerbarer Energien als Ersatz für nichterneuerbare Energien ein. Zudem bemüht sie sich um Bildungsprogramme im Bereich Umwelt, organisiert Veranstaltungen und Seminare zum Thema. die Organisation „Pioneros Jose Marti“ organisiert Kinder der ersten und zweiten Schulklassen. Die Minderjährigen nehmen an Wiederaufforstungs- und Recyclingprogrammen sowie an Programmen zu nachhaltigen landwirtschaftlichen Praktiken teil.

Der Preis wurde das erste Mal 1987 vergeben. Unter den Gewinnern der vorherigen Jahre finden sich unter anderem Jaques Cousteau, der ehemalige Präsident der USA, Jimmy Carter und Chico Mendes, ein brasilianischer Aktivist, der aufgrund seines Engagements für den Amazonas-Regenwald ermordet wurde.

 

NICARAGUA

Wahlkampf voll entbrannt – Comeback der Sandinisten beunruhigt USA

Von Gerold Schmidt

(Mexiko-Stadt, 6. Juni 2001, npl).- Seit seiner Abwahl im Jahr 1990 hat Daniel Ortega ein festes Ziel: An der Spitze der Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN) wieder in den Präsidentenpalast in Nicaraguas Hauptstadt Managua einzuziehen. Fünf Monate vor den allgemeinen Wahlen am 4. November scheint er laut Umfragen diesem Ziel ein gutes Stück näher zu sein. Während die Sandinisten Hoffnung auf eine Rückkehr an die Macht schöpfen, läuten in den USA die Alarmglocken. Für sie sind Ortega und die linke FSLN, die 1979 die über 40-jährige Diktatur des Somoza-Clans in dem mittelamerikanischen Land stürzten, immer noch ein rotes Tuch.

Der Wahlkampf hat an Schärfe zugenommen, seit eine von der rechten Regierungspartei PLC in Auftrag gegebene Meinungsumfrage an die Presse durchsickerte. Demnach kann Daniel Ortega derzeit auf konstant 36 Prozent der Stimmen zählen. Die Kandidaten von Konservativer Partei und PLC bewegen sich jeweils um die 25 Prozent. Angesichts des reformierten Wahlrechtes sind die Chancen für die linksgerichteten Sandinisten besser als die Zahlen auf den ersten Blick aussagen.

Die FSLN befindet sich nach überraschenden Erfolgen bei den Kommunalwahlen 2000 im Aufwind. Kein anderer Kandidat kann wie Daniel Ortega auf eine so feste Stammwählerschaft zählen – allerdings ebenso auf eine große Gruppe, die ihm nie ihr Votum anvertrauen würde. Ortega ist alles andere als unumstritten. Korruptionsvorwürfe bei der Machtübergabe 1990 lasten ebenso auf ihm wie die Anklage seiner Stieftochter, sie jahrelang sexuell missbraucht zu haben. Aber die beherrschende Figur der Sandinisten verstand es, alle Skandale zu überstehen und sich als die einzige realistische Alternative gegenüber der Rechten zu behaupten.

Viele Linke, die ihm persönlich ablehnend gegenüber stehen, werden Ortega mit Bauchschmerzen dennoch ihre Stimme geben. Die Wahlreform bietet ihm eine einmalige Gelegenheit für den ersten Urnengang: Sollte keiner seiner Gegenkandidaten die 30-Prozenthürde überwinden, reichten ihm bereits 35 Prozent für den Präsidentenstuhl – ein Stimmensockel, der als sicher gilt. Bei einer anderen Konstellation sind mindestens 40 Prozent notwendig. Verfehlt Ortega diese Marken, sinken seine Erfolgsaussichten gegen einen konservativen Gegenkandidaten in der Stichwahl beträchtlich.

Sollte sich die Tendenz in den kommenden Monaten bestätigen, hätte der amtierende Präsident Arnoldo Aleman ein großes Eigentor geschossen. Im Vertrauen auf eine konservative Bevölkerungsmehrheit und die Vormachtstellung seiner PLC, paktierte er 1999 mit Ortega viel kritisierte Reformen, die auf Postenschacher zwischen den eigentlich unversöhnlichen Gegnern und ein Zwei-Parteiensystem hinausliefen. Er selbst machte wenig Hehl daraus, nach einem Wahlsieg seiner Partei weiterhin die entscheidende Person hinter den Kulissen sein zu wollen.

Doch die immer sichtbarer werdende Korruption der Aleman-Administration, die selbst aus eigenen Reihen gerichteten Bereicherungsvorwürfe gegen den Präsidenten sowie die andauernde bittere Armut für die Bevölkerungsmehrheit ließen die PLC in der Wählergunst dramatisch absinken. Trotz aller Hindernisse gelang es dagegen der Konservativen Partei, sich innerhalb weniger Monate als die Option des rechten Lagers zu präsentieren. 1996 hatte sie bei den Präsidentschaftswahlen noch weniger als 2,5 Prozent erhalten.

Der US-Botschafter Oliver Garza hat bereits jetzt keinen Zweifel daran gelassen, wie wenig Sympathien eine erneute Sandinisten-Regierung in den USA finden würde. Schließlich waren es die republikanischen Administrationen unter Reagan und Bush, die in den 80er Jahren gegen die damalige sandinistische Revolutionsregierung eine Blockadepolitik betrieben und die militärischen Attacken der Contra-Rebellen finanzierten. Garza versuchte noch in der Osterwoche erfolglos, die Konservativen und die Liberalen zur einer Allianz zu bewegen. Ortega repräsentiere die Vergangenheit und stehe nicht für die Interessen seiner Regierung, ließ Garza verlauten.

Die PLC reagiert auf ihren drohenden Niedergang mit immer heftigeren Attacken gegen die Sandinisten. Einen treuen Verbündeten hat die PLC noch in Kardinal Miguel Obando Bravo, ein alter Gegner der Sandinisten. In seinen Messen greift Obando die FSLN zwar nicht namentlich an, lässt aber in den Reden von der Kanzel immer wieder durchblicken, wem seine Sympathie gilt.

Ein brutaler Mord von fünf Familienmitgliedern in der Atlantikregion wird von vielen als schlimmes Vorzeichen für den ausstehenden Wahlkampf gewertet. Ohne Belege machte Präsident Aleman ehemalige FSLN-Mitglieder für das Verbrechen verantwortlich und schob nach, Ortegas Anhänger seien „dieselben Kriminellen und Bankräuber der Vergangenheit“. Damit heizte er die Stimmung für die kommenden Monate weiter auf.

 

MITTELAMERIKA

Indígenas ausgeschlossen

(Guatemala-Stadt, 04. Juni 2001, inforpress/na-Poonal). – Nur drei zentralamerikanische Staaten haben bisher das Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorginasation (ILO) über die indígenen Völker und Stämme unterzeichnet. In diesen Staaten werden die Ziele des Abkommens allerdings nicht umgesetzt. Guatemala, Honduras und Costa Rica haben im Gegensatz zu Belice, Nicaragua und Panama das juristischen Instrument ratifiziert. El Salvador versichert, dass es auf seinem Territorium keine indigenen Bevölkerungen gibt.

Die ILO-Konvention 169 wurde bereits 1989 beschlossen, um einige indigene Rechte zu regeln und zu definieren. Das Abkommen geht auf Fragen wie das Landrecht, Beschäftigungsbedingungen, Ausbildung, Gesundheit, Erziehung, den Zugang zu Kommunikationsmedien und die Autonomie ein.

Nach Marcos Guevara, Forscher am anthropologischen Institut der Universität von Costa Rica bleibt die Indígena-Bevölkerung Zentralamerikas trotzdem „verborgen“. Schuld daran sind die nationalen Gesetze, die Politik und verweigerte Rechte durch die Staaten.

El Salvador beispielsweise hat – trotz offiziellen Leugnens – noch „Ureinwohner*innen“. Sie haben ihre ursprüngliche Sprache verloren, leben aber dennoch entsprechend ihrer Traditionen. Die indigenen Wurzeln kann man in El Salvador unter den Völkern Nahua Pipil im Westen und im Zentrum des Landes und bei den Lenca und Cacaopera im Osten sehen.

 

KOLUMBIEN

Regierung und FARC-Guerilla einigen sich auf Gefangenenaustausch

(Bogotá, 2. Juni 2001, pulsar-Poonal).- Die kolumbianische Regierung und die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) kamen am vergangenen Samstag darin überein, erkrankte Gefangene auszutauschen.

Die Guerilla wird sobald wie möglich 42 Polizei- und Armeeangehörige freigeben, die medizinischer Betreuung bedürfen. Im Gegenzug will die Regierung 15 gefangene Guerilleros und Guerilleras übergeben, deren Gesundheitszustand kritisch sein soll.

Das Abkommen wurde vom Hohen Beauftragten für den Frieden, Camilo Gómez, und den beiden Comandantes Joaquín Gómez und Jorge Briceño unterzeichnet. Die Unterzeichnung erfolgte in La Macarena, einer Gemeinde in der demilitarisierten Zone von Caguán.

Beobachter*innen sprechen davon, dass dies das erste bedeutende Abkommen seit die Gespräche zwischen der Regierung und der wichtigsten Guerilla-Organisation des Landes vor zweieinhalb Jahren begannen.

 

ECUADOR

Gegen Pipeline

(Quito, 04. Juni 2001, na-Poonal). – Internationale Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen haben sich mit ecuadorianischen Organisationen zusammengetan. Sie protestieren gemeinsam gegen die vorgesehene Trasse für eine Öl-Pipeline. Die Organisationen fordern von der J.P. Morgan Chase, der Citigroup und der Deutschen Bank, ihre Kredite und ihre beratende Unterstützung zurückzuziehen. Mehr als 2.000 Menschen nahmen am 11. Mai während einer öffentlichen Anhörung in der Hauptstadt Quito an einer Demonstration gegen das Vorhaben teil. Umweltgruppen erklärten, dass die Pipeline durch Gebiete mit empfindlichen Ökosystemen führen wird. Darunter wird auch das Regenwaldreservat Mindo Nambillo sein, das mehr als 450 Vogelarten beherbergt, von denen 46 vom Aussterben bedroht sind. Außerdem drückten die Organisationen ihre Befürchtung über eine steigende Ölförderung und -Verarbeitung in anliegenden Gebieten aus, unter anderem in angestammten Territorien von Indígena-Völkern. Die Pipeline soll täglich zwischen 390.000 auf 450.000 Barrel Öl transportieren.

 

USA/LATEINAMERIKA

Kissinger verweigert Aussage zum Plan Condor

(Paris, 30. Mai 2001, pulsar-Poonal).- Der ehemalige Außenminister der Vereinigten Staaten, Henry Kissinger, kommt der Forderung des ermittelnden Richters, zu einer Befragung zu erscheinen, nicht nach. Richter Roger Le Loire untersucht die Zusammenhänge des Plan Condor.

Der französische Magistrat forscht der Zeit zum Plan Condor, mit dem verschiedene lateinamerikanische Miltärdiktaturen in den 70er und 80er Jahren die Verfolgung Oppositioneller koordinierte. Die Verfolgung fand länderübergreifend statt.

Richter Le Loire nutzte die Gelegenheit, Kissinger als Zeugen befragen zu wollen, da dieser sich in Paris befand, um einem Akt der UNESCO beizuwohnen. Es wird vermutet, dass Kissinger insbesondere über die Unterdrückung und Ermordung Oppisitioneller in Chile Informationen hat.

Die Antwort auf die Anfrage des Richters erhielt dieser durch die US-amerikanische Botschaft. Darin wurde die Absage erteilt, da „Kissinger seit bereits längerer Zeit festgelegte Termine“ habe. In dem Schreiben erklärte die Botschaft, dass die Daten, über die Kissinger Kenntnis hat, als „offizielle Informationen“ der USA behandelt würden.

Nach der Veröffentlichung von Geheimdokumenten im Jahr 2000 kann davon ausgegangen werden, dass der us-amerikanische Geheimdienst CIA seit 1976 über die Existenz und die Ziele des Plan Condor unterrichtet war.

Seit Februar 2001 ist der französische Richter Le Loire im Besitz einiger dieser Dokumente. Verschiedene Papiere tragen die Unterschrift Kissingers, der von 1973-1977 das Amt des Außenministers inne hatte. Auf Grund dieser Bestandteile erachtete es der Magistrat als notwendig, Zeugenaussagen Kissingers zu seinen Kenntnissen zu erhalten.

Das Antwortschreiben der us-amerikanischen Botschaft deutet klar darauf hin, dass Beiträge des Ex-Außenministers zu den Ermittlungen vermieden werden sollen. Einige Medien sprachen davon, dass Kissinger aus den USA verboten worden wäre, Erklärungen zu dem Thema abzugeben.

Von Seiten der Opposition zur Militärdiktatur General Pinochets und Experten, die zu dem Thema der Geschehnisse in den 70er Jahren forschen wurde frühzeitig auf die Verantwortung der us-amerikanischen Regierung am Putsch in Chile hingewiesen.

 

ARGENTINIEN

Verurteilung des Attentats auf die Tochter einer Menschenrechtlerin

(Buenos Aires, 29. Mai 2001, comcosur-Poonal). – Menschenrechts- und politische Gruppen verurteilen das Attentat, das auf Maria Alejandra, die Tochter der Präsidentin der Menschenrechtsorganisation „Madres de plaza de Mayo,“ Hebe de Bonafini, verübt wurde. Die Tat wurde am 25. Mai in der argentinischen Stadt La Plata, in der Provinz von Buenos Aires, begangen. Verschiedene Sektoren glauben, dass der Verantwortliche des Verbrechens in den Reihen des Militärs zu finden sein könnte.

Maria Alejandra wurde brutal zusammen geschlagen, gefesselt und am ganzen Körper mit glühenden Zigaretten verbrannt. Sprecher der sozialistischen Organisation Libertaria sagten, dass erneut Mörder in Argentinien aufgetaucht seien, die an die Zeiten der Diktatur erinnerten.

Außerdem meinten sie, das es möglich sei, dass weder die Tat gegen Maria Alejandra aufgeklärt werde, noch die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. Um sich mit dem Opfer zu solidarisieren erklärten sie zudem, dass es erst Gerechtigkeit geben werde, wenn das Systems des Herrschens und Befehlens abgeschafft sei.

Die Attentäter drangen in das Haus von Maria Alejandra ein, indem sie sich als Angestellte der Telefongesellschaft ausgaben, und überfielen dann brutal die Tochter Bonafinis. Laut der eingereichten Klage bestand die Gruppe der Attentäter aus drei bewaffneten Jugendlichen. Hebe Bonafini sagte, dass die Attentäter im Stil der mit den Geheimdiensten der Diktatur verbundenen Gruppen agierten.

 

BRASILIEN

Kampagne zum Schutz der atlantischen Wälder gestartet

(Brasilia, 29. Mai 2001, pulsar-Poonal).- Ein Netzwerk von 190 Nichtregierungsorganisationen (NGOs) hat in 17 Staaten Brasiliens die Kampagne „Das Gesetz mit den eigenen Händen machen“ gestartet. Damit soll Druck auf den Kongress ausgeübt werden, damit dieser einem Gesetzentwurf von 1992 zustimmt. Mit diesem Gesetz sollen Nutzung und Schutz der atlantischen Wälder in Brasilien geregelt werden. Die NGOs hoffen, bis September eine Million Unterschriften zu sammeln. So wollen sie versuchen, genügend starken öffentlichen Druck aufzubauen, um die Lobby der Großgrundbesitzer in der Abgeordnetenkammer zu neutralisieren. Diese widersetzt sich dem Projekt.

Studien des Instituto Socioambiental zeigen, dass in der nahen Umgebung der Staudämme von Guarapiranga und Billings bei Sao Paulo, zwischen 1989 und 1996 15 bis 17 Prozent der Vegetation zerstört wurden. In der selben Zeit wuchs in diesem Gebiet, welches Urwaldschutzzone ist, die Bevölkerung sehr stark. 72 Prozent des gesamten Bevölkerungswachstums der ganzen Stadt werden diesem Gebiet zugeordnet. Analysten sagen, das Fehlen von Kontrolle und seriöser Städteplanung führe zum verstärkten illegalen Verkauf von Landstücken an arme Bewohner. Sie bescheinigen der staatlichen wie der städtischen Regierung, keinen Politikansatz zum Schutz der atlantischen Wälder zu haben.

 

Streitkräfte sollen Archive über Guerillabekämpfung öffnen

(Brasilia, 28. Mai 2001, pulsar-Poonal).- Brasilianische Menschenrechtsorganisationen verstärken eine Kampagne, die zum Ziel hat, die Regierung des Präsidenten Fernando Henrique Cardoso dazu zu bringen, die Archive der Streitkräfte zu öffnen und damit Zugang zu Dokumenten über die Militäroperationen zur Bekämpfung der Guerilla von Araguia zu ermöglichen.

Vor kurzem überraschte der Oberst der Reserve der Flugwaffe, Pedro Correa Cabral, bei seinem Erscheinen vor der Menschenrechtskommission der Abgeordnetenkammer die Brasilianer mit der Preisgabe von Einzelheiten über die Funktionsweise der Bekämpfung der Guerillakämpfer von Araguaia. Seinen Angaben zu Folge gab es eine Vernichtungstruppe, die aus Soldaten bestand, deren ausschliessliche Aufgabe in der Vernichtung der Guerilleros lag. Die Guerilla von Araguaia trat in den siebziger Jahren in Erscheinung und war die bewaffnete Oppositionsbewegung gegen die brasilianische Militärdiktatur.

Die Widerstandsgruppe entstand in der Araguaia- Region im Süden des Bundesstaates Pará, im Amazonasgebiet. Mehrere Soldaten, die der Kommunistischen Partei Brasiliens angehörten, schlossen sich der Guerilla an.

Der Parlamentsabgeordnete Luis Eduardo Greenhalgh, der auch als Anwalt die Familienangehörigen der Verschwundenen vertritt, forderte die Wiederaufnaheme der Ermittlungen zur Vorgehensweise der Militärpolizei bei Operationen zur Bekämpfung der Guerilla.

Die Schilderungen des Oberst der Luftwaffen sind für Greenhalgh Anlaß genug, um die vor mehr als zwanzig Jahren auf Grund des Amnestiegesetzes von 1979 eingestellten Ermittlungen wiederaufzunehmen.

 

Die Energiekrise in Brasilien begünstigt Bolivien

(Brasilia, 2.Juni 2001, pulsar-Poonal).- Die Energiekrise, die Brasilien zur Zeit durchläuft, droht einige Industrien stillzulegen und den wirtschaftlichen Aufschwung zu stoppen. Der lachender Gewinner dieser Situation könnte Bolivien sein.

Zur Zeit verkauft das Andenland täglich rund 30.000 m³ Erdgas an Brasilien. Auf Anfrage der brasilianischen Regierung gab Bolivien an, diese Zahl nun zu verfünffachen, um den Bedarf decken zu können.

Die Energiekrise hat nun eine solche Dimension erreicht, dass der Präsident Fernando Henrique Cardoso eine erfolgsversprechende Reise in Russland und der Ukraine unterbrochen hat, um den bolivianischen Präsidenten Hugo Banzer in La Paz, Bolivien, zu treffen.

Der wichtigste Tagespunkt wird die Erhöhung des bolivianischen Erdgas-Exports sein. In Brasilien selbst wurde die obligatorische Einsparung elektrischer Energie unter Androhung von Strafen durchgesetzt.

 

LATEINAMERIKA

Exportartikel Fußballkids

Von Andres Gaudin

(Buenos Aires, 7. Juni 2001, na-Poonal).- Sechs Jungen im Alter von 12 bis 14 Jahren bringen das internationale Fußballgeschäft erneut in Verruf. Anstatt zu ihrem italienischen Klub Arrezo zurück zu kehren, blieben sie einfach in ihrer Heimat, dem Dorf Monteros in der argentinischen Provinz Tucuman. Ihren“Vertragsbruch“ begründen sie damit, dass der Fußballklub das Versprechen, ihren Eltern monatlich 100 Dollar zu zahlen, gebrochen hatte. Die Jungen waren nicht misshandelt worden, aber hatten Heimweh nach ihren Familien.

Die Presse machte den Fall publik und weckte Erinnerung an Leandrode Petris, der als Elfjähriger nach Italien „verkauft“ wurde, um in Nachwuchsmannschaften zu einem Talent heranzureifen. Das argentinische Kind, 1,32 Meter groß und 33 Kilo schwer, wurde von einem Repräsentanten des multinationalen Konzerns International Sports Management (ISM) „entdeckt“. Der Konzern versprach, 20.000Dollar zu zahlen, „wenn er im Klub einschlägt“, berichten die Eltern. Sie hoffen darauf, dass „der Junge sich gut macht und am Ende die ganze Familie rettet“.

Ein anderes argentinisches Kind hat diese Hoffnung bereits erfüllt. Auf der Suche nach einem Nachfolger von Pele und Maradona wetteiferten inzwischen Real Madrid und Barcelona um den 14-jährigen Ariel Huguetti mit Angeboten von über einer Million Dollar.

Aber die Fälle von Leandro und Ariel sind die Ausnahme. Erfahrene Spielerhändler gehen davon aus, dass nur eins von 4.500 nach Italien gebrachten Kindern wirklich Erfolg haben wird. Erfolg heißt, „gutes Geld in einem Alter zu verdienen, in dem sie bei ihrer Familie sein müssten, sich vergnügen müssten, wie es alle Kinder im Alter von 12 oder 14 Jahren machen“, meint der Spielerrepräsentant Michel Basilevtich.

Die Klagen über den wachsenden Handel mit den kleinen Sportlern werden immer lauter. Zielort ist vor allem Italien, die in Südamerika betroffenen Länder Argentinien, Brasilien und Uruguay.“ Skrupellose Unternehmer, die extreme Armut ausnutzen, widmen sichdem Handel mit minderjährigen Fußballern, die gegen das Versprechen von Geldzahlungen an die Eltern aus dem Land gebracht werden“, klagten schon vergangenes Jahr die argentinischen Abgeordneten Alfredo Bravo und Jorge Rivas. Sie forderten ihre eigene Regierung dringend auf, die entsprechenden Berichte zu untersuchen.

Laut einer Untersuchung der Presseagentur Telam wurden im vergangenen Jahr mindestens 200 Fußballkinder zwischen 12 und 16Jahren nach Italien gebracht. Etwa 50 davon aus Argentinien, der Rest aus Brasilien. In dem Maße, wie die Verpflichtung von Weltklassespielern in den vergangenen Jahren extrem teuer geworden ist, suchten die europäischen Klubs verstärkt nach jungen Talenten in Übersee, berichtet Telam.

„Die Einkäufer investieren ein bisschen mehr als die Kosten für das Flugticket und bringen Tausende südamerikanischer und afrikanischer Fußballkids nach Europa. Wenn nur eines von ihnen Erfolg hat, verdienen sie Millionen“, meint der frühere Kicker Guillermo de la Pena, heute Lehrer an einer Fußballschule für Kinder. Die Vereine sind aber ausschließlich an fußballerischen Leistungen interessiert, Ausbildung und Fürsorge erhalten die Kinder kaum. „Und wer nichts taugt, landet bald auf der Straße,“ weiß De la Pena.

Inter Mailand betreibt das Ferngeschäft professionell. Im vergangenen November eröffnete der Klub seine erste Fußballschule m Land der Gauchos, just in Monteros, woher die sechs Jungen stammen, die nicht wieder nach Arezzo zurück wollten. Die Schule nennt sich Intercampus – genau wie andere Kindersportschulen, die der italienische Klub in den Favelas, den Armenvierteln von Rio de Janeiro betreibt.

Die aufgenommenen Kinder verbringen täglich acht Stunden im Intercampus. Ihre Familien erhalten Nahrungsmittel und medizinische Versorgung. Erst einmal müssen sie jedoch einen Vertrag unterschreiben, in dem sie auf die „sportlichen Rechte“ ihrer Kinder verzichten, falls sie „schließlich aus gewählt werden“, so die Formulierung.

Deloitte & Touche, eines der fünf wichtigsten Consulting-Unternehmen weltweit, macht keinen Hehl aus seinen Fußball-Investitionen in Argentinien, Brasilien und Uruguay. Eduardo de Bonis, einer der Direktoren, spricht von „einer Aktion nordamerikanischer und europäischer Unternehmer“. Das erklärte Ziel: „Wir versuchen, eine Art Brutkasten für Fußballer zu entwickeln. Wir wollen keinen Maradona finden, sondern 10 oder 20gute Spieler, die zusammen das wert sind, was Maradona wert war.“ De Bonis fügt hinzu: „Wir haben Verträge mit Klubs im Landesinnern und investieren in Infrastruktur und Sportausrüstung.“

Auch der Investmentfonds The Exxel Group – mit starker Präsenz in den Lebensmittel-, Kommunikations- und Vergnügungsbranchen in Argentinien, Uruguay und Brasilien – hat bereits ein Paket von 40 Millionen Dollar zusammengeschnürt, um Fußballkids zwischen zwölf und 18 Jahren zu kaufen und zu verkaufen. Das Kapital dafür kommt aus den Finanzzentren in den USA und Europa.Gerardo León, verantwortlich für die Sportabteilung von Exxel, gibt zu, dass „das 'target' Spieler nicht über 18 Jahren sind, so dass sie nicht mehr als400.000 Dollar kosten. Wir zielen zuerst auf Uruguay und Brasilien, später auf Argentinien. Drei Steinbrüche, von denen unsere Investoren wissen, dass es dort ein großes Spielerpotential gibt. „Die versprochenen Aussichten sind lukrativ.“ Wer in den Fonds einsteigt, dem sichern wir innerhalb von vier Jahren eine Dividende von 25 Prozent zu“, sagt León.

In Uruguay machen sich die ersten kritischen Stimmen bemerkbar, obwohl kaum jemand den Kinderhandel leugnet. „Wir sehen uns einer Verschwörung gegenüber, an der alle Gruppen des Systems beteiligt sind. Betroffen sind die Jungen ab dem Punkt, an dem sie ihre Fähigkeiten in irgendeiner Kindermannschaft zeigen“, sagt der bekannte Fußballkommentator Juan Carlos Paullier ohne konkret zu werden.

In Brasilien hingegen hat die Sorge schon das Parlament erreicht. Dort wurde letztes Jahr eine Untersuchungskommission einberufen. „Wir wollen wissen, ob es wirklich einen Fußball-Markt gibt, auf dem Minderjährige nach Europa exportiert werden“, sagt der Abgeordnete Pedro Celso, Präsident der Kommission. Celso vermeidet es, Zahlen und Namen zu nennen. Doch liegen der Kommission Anzeigen über Personen vor, „die sich als Unternehmer vorstellen und Hunderte von Kindern und Jugendlichen in den Favelas rekrutiert haben“. Deutliche Worte fand das Fußballidol Pele, als er vor der Kommission über den „widerlichen Handel“ aussagte. „Es gibt schon 830 potentielle Champions, die nach Europa gebracht wurden. Ein niederträchtiges Geschäft.“

 

Globale Erwärmung wirkt sich auf Städte aus

(Quito, 29. Mai 2001, Pulsar).- Nach Angaben der Weltweiten Meteorologieorganisation OMM ist die Temperatur in einigen lateinamerikanische Städten innerhalb der letzten Jahre um ein bis vier Hundertstel Grad angestiegen. Gerardo Lizano vom Planungsbüro der OMM führt den Temperaturanstieg auf kleiner werdende Grünflächen und auf den verstärkten Bau von Gebäuden und Straßen zurück. Mexiko Stadt und Santiago de Chile gehören zu den am meisten betroffen Städten. Hier kommt zu den allgemeinen Problemen durch Wachstum der Städte und Umweltverschmutzung noch die Luftverschmutzung, die der Straßenverkehr verursacht.

Laut OMM kann das Anwachsen der Städte in einigen Fällen Gesundheitsprobleme verschärfen. Um dem Problem zu begegnen, wird empfohlen, die Vegetationsflächen zu vergrößern und dies schon bei der Planung von Stadterweiterungen oder Renovierungen zu berücksichtigen.

 

 

   

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