(Mexiko-Stadt, 18. Juni 2022, La Jornada/poonal).- Wie die brasilianische Bundespolizei am 17. Juni mitteilte, wurden in einem abgelegenen Gebiet der brasilianischen Amazonasregion die menschlichen Überreste des britischen Journalisten Dom Phillips gefunden. Philips war Anfang Juni zusammen mit dem brasilianischen Experten Bruno Pereira bei Recherchen verschwunden.
Die beiden Männer wurden zuletzt am 5. Juni in ihrem Boot auf dem Itaguaí-Fluss in der Nähe des Eingangs zum indigenen Territorium des Javari-Tals an der Grenze zu Peru und Kolumbien gesehen. Ihr Verschwinden hatte weltweit Aufmerksamkeit erregt. Andere Überreste, die in der Nähe der Stadt Atalaia do Norte gefunden wurden, sind noch nicht identifiziert worden. Man geht jedoch davon aus, dass es sich um die Überreste des indigenen Experten Bruno Pereira, handelt.
Todesursache noch unklar, zwei Tatverdächtige verhaftet
„Die Bestätigung (von Phillips‘ Überresten) erfolgte durch zahnmedizinische und forensisch-anthropologische Untersuchungen“, teilte die Bundespolizei in einer Erklärung mit. „Wir arbeiten an der vollständigen Identifizierung der Überreste, um die Todesursache, die Dynamik des Geschehens und das Verstecken der Leichen zu klären“.
Die Leichen waren am 15. Juni gefunden worden, nachdem der Fischer Amarildo da Costa de Oliveira, genannt Pelado, gestanden hatte, Phillips und Pereira getötet zu haben. Pelado hatte die Polizei zum Aufenthaltsort der Leichen geführt und ausgesagt, dass er bei der Tat eine Schusswaffe benutzt habe. Die Polizei verhaftete auch Pelados Bruder, den Fischer Oseney da Costa de Oliveira. Die sterblichen Überreste trafen am 16. Juni zur gerichtsmedizinischen Untersuchung in der Hauptstadt Brasilia ein.
Journalist war für Recherchen in Brasilien und mit einem Indigenen-Experten unterwegs
Phillips, ein freiberuflicher Reporter, der für The Guardian und The Washington Post geschrieben hatte, hatte sich für Recherchen für ein Buch in der Region aufgehalten, um die Bedrohungen für Umwelt und indigene Gemeinschaften zu dokumentieren. Sein Begleiter Pereira hatte zuvor als Beamter für isolierte und kürzlich kontaktierte indigene Gemeinschaften bei der brasilianischen Bundesbehörde für indigene Angelegenheiten Funai gearbeitet.
Zuvor hatte die Polizei erklärt, dass ihre Ermittlungen darauf hindeuten, dass neben dem Verdächtigen, der ein Geständnis abgelegt hat, noch weitere Angreifer beteiligt waren. Es werde aber bisher davon ausgegangen, dass die Mörder ohne Beteiligung einer kriminellen Vereinigung gehandelt haben.
Beileidsbekundungen und Protest weltweit
Der Sprecher des brasilianischen Außenministeriums, Ned Price, sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus und sagte, sie seien „getötet worden, weil sie sich für den Schutz des Regenwaldes und der dortigen Indigenen eingesetzt haben“. „Wir fordern Rechenschaftspflicht und Gerechtigkeit: Wir müssen gemeinsam die Bemühungen zum Schutz von Umweltschützern und Journalisten verstärken“, twitterte Price.
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch und Greenpeace forderten die brasilianischen Behörden auf, die Tat sowie dahinterliegende Motive lupenrein aufzuklären. Präsident Bolsonaro äußerte sich hingegen nur abfällig über den getöteten Journalisten und seinen Begleiter: „Dieser Engländer war in dieser Gegend schlecht angesehen, weil er über den illegalen Bergbau und Umweltthemen berichtete“, so Bolsonaro.
Nicht nur in Brasilien organisierten indigene Organisationen Demonstrationen und Trauermärsche. Unter dem Ruf „Vergossenes Blut wird nie vergessen“ demonstrierten etwa peruanische Indigene in Lima, um den Schutz von Land und Wasser zu fordern und sich mit der Forderung nach Gerechtigkeit für die Verbrechen an Phillips und Pereira zu solidarisieren.
Leiche des verschwundenen Journalisten Phillips identifiziert von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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