Jambaló – Cauca: Präsident Santos hat uns noch mehr Krieg gebracht

von Radio „Voces de Nuestra Tierra“

(Berlin, 11. Juli 2012, acin-poonal).- Während Präsident Juan Manuel Santos sich am heutigen Mittwoch, 11. Juli mit seinem Kabinett zu einem Sicherheitsrat in der 35.000 Einwohner*innen zählenden Kleinstadt Toribío (Provinz Cauca) eingefunden hat, gehen die schweren Kämpfe in den Gemeinden Jámbalo und im Norden der Region Cauca weiter und die Bedrohung der Gemeinden hält an. Eine Situation, die Besorgnis in den Gemeinden auf dem Gebiet von Jambaló auslöst. Wir fordern das Respektieren der Menschenrechte.

In einer ständigen Versammlung leisten unsere Familien Widerstand, denn wir wissen sehr genau, dass wir uns auf Territorien befinden, die uns gehören und die wir nicht verlassen werden. Denn das Einzige, was die bewaffneten Gruppen erreichen wollen, ist Angst unter unserer Bevölkerung zu schüren, damit sie sich dann unserer Reichtümer bemächtigen können.

Hubschrauber und Gewehrsalven – Kein Telefon, kein Internet

Mitten im bewaffneten Konflikt erhalten wir weiterhin Hilfe von anderen Menschenrechtsorganisationen. Wir wiederholen: Am 11. Juli gehen die schweren Kämpfe auf den Wegen in den Gemeinden von Jámbalo weiter: In San Antonio, Loma Larga, Paletón und in den städtischen Gebieten dieses Gemeindebezirks. Momentan kreisen Hubschrauber über uns und die Schüsse aus den Gewehren der Armee, der Polizei und der Guerilla sind im ganzen Territorium zu hören. Unser Sender funktioniert nach großen Anstrengungen schließlich wieder, aber wir haben große Schwierigkeiten gehabt, unsere Informationen aus diesem Gebiet heraus zu bringen: das Internet funktioniert nicht und es gibt keine öffentlichen Telefone.

Viele Medien haben in ihren Kolumnen die Auffassung vertreten, dass mit dem Besuch von Präsident Santos im Gemeindebezirk Toribío „versucht werde, den Konflikt in dieser Zone zu lösen“. Doch unsere Gemeindeführer*innen und die Bewohner*innen im Norden der Region Cauca, die von dem Konflikt betroffen sind, kommen in ihrer politischen Analyse zu dem Schluss, dass „das einzige, was uns dieser Regierungsbesuch bringt, noch mehr Krieg ist. Denn es geht darum, dass das Militär hier einen Fuß in die Tür kriegen soll.“

Angriffe statt Schutz

Am 11. Juli hat es mehrere Ereignisse gegeben, die unter den Bewohner*innen von Jámbalo Besorgnis ausgelöst haben. Als das Militärflugzeug vor dem Dorf abstürzte, nahmen die Gefechte und Drohungen in den ländlichen Weilern und am Stadtrand zu. Der Polizeiinspektor Arsenio Dagua stand gemeinsam mit den Feuerwehrleuten vor dem Krankenhaus, als ihn eine Kugel in den Magen traf. Alle waren völlig fassungslos, denn der Schuss galt ihm. Der Inspektor wird momentan vom medizinischen Personal in Popayán ärztlich versorgt.

Bisher haben uns weder die Polizei noch die Guerilla noch die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) oder die Armee Schutz geboten. Im Gegenteil: Sie haben uns bedroht, umgebracht und vertrieben. Sie haben uns noch mehr Probleme bereitet, mit ihren schweren Kämpfen in diesem Gebiet, weil die Familien nicht arbeiten können, ihre Felder nicht bestellen – was die Armut weiter verschlimmert.

Keinen Krieg mehr!

Deshalb sind wir sehr entschieden und unterstreichen immer wieder unsere Sicht auf den Kampf und sowie unsere Autonomie. Als indigene Völker sehen wir uns weder durch die staatlichen Sicherheitskräfte repräsentiert, noch durch irgendeine bewaffnete Gruppe. Wir selbst schützen durch unsere friedlichen Aktionen unsere Territorien. Mit der Indigenen Wache, mit unseren eigenen Führungspersonen, die Schutz für unsere Bevölkerung und unsere Mutter Erde erreichen wollen.

Die Schreie jener, die die Ermordung ihrer Familie mit ansehen und aus ihren Gemeinden vertrieben werden, halten an. Dieses Mal haben sie sich jedoch friedlich erhoben um zu sagen: Keinen Krieg mehr! Es sind klare und entschiedene Aktionen der indigenen Gemeinden des von Toribío. Seit mehr als acht Tagen wehren sie sich gegen den bewaffneten Konflikt und haben Maßnahmen ergriffen, wie das Abbauen der aus Sandsäcken bestehenden mobilen Wehranlagen der Armee. Sie haben die bewaffneten Gruppen der FARC aufgesucht, um von ihnen zu fordern, dass sie unser Territorium verlassen.

Deshalb werden die Indigene Wache, die Bürgermeister*innen des Gebiets und die Vorsitzenden der Gemeinden in Koordination mit den traditionellen Führungspersonen am Freitag, den 13. Juli am Ortsrand von Jambaló eine Versammlung abhalten. Um gemeinsam zu analysieren, welche Maßnahmen die Gemeinde ergreifen kann, um für eine Harmonisierung auf ihrem Territorium zu sorgen. Es soll eine konkrete Entscheidung getroffen werden, die von der Gemeinde getragen wird.

 

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