Erinnerung an Militärputsch vor 60 Jahren

Gedenkmarsch Brasilien
Der Gedenkmarsch führte zum Mahnmal für die Toten und Verschwundenen der Diktatur im Ibirapuera-Park. Foto: Paulo Pinto/Agência Brasil

(Berlin, 2. April 2024, agenciabrasil/npla).- Am 31. März jährte sich in Brasilien zum 60. Mal ein folgenschwerer Militärputsch. Er markierte den Beginn einer zwei Jahrzehnte andauernden Diktatur, von 1964 bis 1985. Der gewaltsame Umsturz der damaligen linken Regierung von João Goulart wurde forciert von der brasilianischen Oberschicht und unterstützt von US-Geheimdiensten. Der Bericht einer Wahrheitskommission aus dem Jahr 2014 belegt hunderte von dem autoritären Regime begangene Verbrechen. Mindestens 434 Menschen wurden Opfer von Mord oder gewaltsamem Verschwindenlassens, Tausende weitere wurden inhaftiert und gefoltert. Bürgerliche Freiheiten wurden eingeschränkt, über 100.000 Brasilianer*innen flüchteten damals ins Exil.

Die Aufarbeitung der militärisch-zivilen Diktatur ist bis heute umkämpft. So feiert die brasilianische Rechte den Putsch immer noch als „Revolution“. Auch der rechtsextreme Politiker Jair Bolsonaro, bis letztes Jahr Präsident Brasiliens, verherrlicht das Gewaltregime und verhöhnt weiterhin die Opfer.

Brasilianische Rechte feiert Putsch als „Revolution“

Umso bizarrer deshalb, dass sein Amtsnachfolgers Luiz Inácio Lula da Silva alle Regierungsmaßnahmen in Gedenken an die Opfer des Putsches untersagen ließ. Die Stimmung zwischen Regierung und Streitkräften solle nicht unnötig angeheizt werden, so der Präsident. Mindestens sieben seiner Minister*innen übten jedoch zivilen Ungehorsam und verurteilten die Militärdiktatur in sozialen Netzwerken.

Auch in der brasilianischen Metropole São Paulo fand eine große Demonstration unter dem Motto „Damit wir nicht vergessen, damit es nicht weiter passiert“ statt. Die bereits 4. Auflage des Marsches führte zum Denkmal zu Ehren der politischen Toten und Verschwundenen im Ibirapuera-Park.

An der Veranstaltung am Sonntag, 31. März, nahm auch die bekannte Bundesabgeordnete Luiza Erundina der linken Partei PSOL teil. Für die fast 90-jährige Erundina ist die Erinnerung an den 60. Jahrestag des Putsches wichtig, damit die Bevölkerung „nie vergisst, was die Brasilianer durchgemacht haben“. Ihrer Meinung nach hat Brasilien noch immer keine Wiedergutmachung oder Gerechtigkeit für die Geschehnisse in dieser Zeit geleistet. „Wir werden nicht vergessen, was passiert ist und den neuen Generationen die Realität von damals nahe bringen, damit auch sie uns helfen können, diesen Kampf fortzusetzen,“ sagt vor der versammelten Menge. „Wir können nicht zulassen, dass die Verbrechen der Diktatur ungestraft bleiben. Solange diese nicht aufgeklärt sind, wird die Diktatur nicht enden.“

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