8.000 Vertriebene in Medellín

von Tatiana Félix

(Fortaleza, 11. Dezember 2012, adital).- Anlässlich des Internationalen Tages der Menschenrechte haben Organisationen der kolumbianischen Zivilgesellschaft am 10. Dezember ihre Berichte über die schwierige Menschenrechtslage in Kolumbiens zweitgrößter Stadt Medellín vorgestellt. Nach diesen Berichten wurden zwischen dem 1. Januar und dem 20. November dieses Jahres 8.387 Menschen innerhalb des Stadtgebietes vertrieben; über tausend Menschen sind infolge der Gewalt in dieser Region gestorben.

Folgende Nichtregierungsorganisationen haben ihre Berichte vorgestellt: die ONG Convivamos, das bürgerliche Biildungsinstitut IPC (Instituto Popular de Capacitación), die Beobachtungsstelle für Sicherheit (Observatorio de Seguridad Humana), die Nationale Gewerkschaftsschule und die Frauenorganisationen Mujeres que Crean und Vamos Mujer.

Gewalt in Comuna 13 am höchsten

Demnach ist der am meisten von der Gewalt betroffene Bezirk die Comuna 13, gefolgt von den Vierteln Comuna acht, neun, eins und drei. Darüber hinaus sind die indigenen und afrokolumbianischen Gemeinden der Stadt besonders von den Vertreibungen betroffen.

Als Hauptgründe für die innerstädtische Vertreibung benennen die Analysen die Mordrate, den innerstädtischen bewaffneten Konflikt, die Zwangsrekrutierungen, die Drohungen, das gewaltsame Verschwindenlassen, körperliche Angriffe, die territoriale und soziale Kontrolle sowie Vergehen gegen die körperliche Unversehrtheit und die sexuelle Freiheit der Frauen.

Banden kämpfen im Auftrag der Paramilitärs

Das Problem der Gewalt und der Menschenrechtsverletzungen ist in Medellín nichts neues. Genausowenig überrascht es, dass die Comuna 13 die Mordrate in Medellín anführt (mit 13,9 Prozent der registrierten Fälle). Trotz der großen Polizeipräsenz führt die Comuna 13 die Statistik auch bei anderen Vergehen und Angriffen an. Laut dem IPC kämpfen elf Gruppen um die Vorherrschaft in der Comuna 13, die im Auftrag von Banden wie „la Oficina“, „los Urabeños“ und „los Pesebreros“ arbeiten. Auch in der Comuna acht sei die Situation gravierend, betonte die Beobachtungsstelle für Sicherheit. Das Viertel sei besonders von gewaltsamen Verschwindenlassen betroffen und auch hier agierten Gruppen, die „la Oficina“ und den paramilitärischen „los Urabeños“ zugerechnet werden.

Die Organisationen kritisierten die schwachen Versuche der öffentlichen Sicherheitskräfte, diese „schwere humanitäre Krise“ zu entschärfen. Die Nicht-Anerkennung des bewaffneten Konflikts und die Kontinuität dieser sogenannten Combos und der kriminellen Banden mit dem Paramilitarismus ließen die Opfer des bewaffneten Konflikten in der Stadt wie auf dem Land ohne Schutz und ohne konkrete Zusicherungen. Dadurch würden die Menschenrechtsverletzungen noch verschärft. Der bewaffnete Konflikt werde nicht als solcher anerkannt; da zudem die Sicherheitskräfte die Gewalt mit gewöhnlicher Kriminalität gleichsetzten, hätten diese neuen Opfer keine Möglichkeit, von gesetzlichen Bestimmungen wie dem Opfergesetz zu profitieren.

 

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