Venezuela vor genau fünf Jahren:
Demonstrationen, Streiks und mediales Bombardement markierten den Beginn einer gigantischen Verschwörung. Eine Verschwörung, die am 11. April 2002 in einem Staatsstreich gipfelte – gegen den gewählten Präsidenten Hugo Rafel Chávez Frías und seine Regierung.
Ein Coup, der von der geballten Macht der Unternehmer, der privaten Medien, der traditionellen Parteien, von Teilen der Erdölarbeiter und sogar von der Kirchenführung getragen wurde. Mitorgansisiert oder zumindest gutgeheißen von den Regierungen der USA und Spaniens. Der zynisch und minutiös vorbereitete Versuch eines Staatsstreiches, der dennoch scheitern sollte.
In diesem Ondainfo wollen wir an die Ereignisse in Venezuela vor fünf Jahren erinnern. Wir greifen dabei auf zwei venezolanische Filmprduktionen zurück, die die Ereignisse vor, während und nach dem Staatsstreich dokumentieren. Crónica de un golpe de estado und Puente Llaguno, Claves de una masacre.
Beide Dokus könnt Ihr Euch in der Originalversion in guter Qualität auch aus dem Netz saugen, z.B. bei http://es.arcoiris.tv mit dem Suchbegriff Venezuela. Wir streuen außerdem Meldungen und Kommentare der oppositionellen Presse ein.
Welche Auswirkungen hat der Erfolg der bolivarischen Revolution und der fehlgeschlagene Putschversuch auf die Entwicklung in Lateinamerika. Darüber sprachen wir mit Simon Ramírez-Voltaire, Lehrbeauftragter am Berliner Lateinamerika-Institut.
Der Wahlsieg von Hugo Chávez beendete 1998 eine knapp vier Jahrzente dauernde Zweiparteienherrschaft aus Christsozialen und Sozialdemokraten. Angetreten war diese „große venezolanische Koalition“ mit dem Versprechen, Venezuela in die Moderne führen und den Venezolanern zu Wohlstand zu verhelfen.
Doch schon Ende der siebziger Jahre zeigte sich, dass dieses Modernitäts- und Wohlstandsmodell Europäischer Prägung längst nicht für alle offen war. Obzön zur Schau getragener Reichtum gegenüber massiver Verarmung.
Proteste gegen diese Politik wurden wie beim Aufstand von 1989, dem sogenannten Caracazo, blutig unterdrückt. Mit Chávez Wahlsieg 1998 verlor das reiche Venezuela die politische Macht – und ging geschlossen in die Opposition: das traditionelle Parteienspektrum von Christsozialen über Sozialdemokraten bis zu Sozialisten, die Unternehmervereinigung wie der Gewerkschaftsdachverband, die großen Zeitungen, die privaten Fernsehkanäle, die meisten Beamten in den Ministerien, die staatliche Ölgeselschaft PDVESA, sogar der Klerus.
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