Vormarsch der Landwirtschaft

(Manaus, 31. August 2023, agenciapulsarbrasil).- Die Verbreitung der Landwirtschaft in Brasilien während der letzten Jahrzehnte hat zwei der wichtigsten Biome des Landes direkt bedroht: den Amazonas und den Cerrado. Laut einer beispiellosen Studie von MapBiomas, die am 31. August veröffentlicht wurde, hat die starke Ausweitung der landwirtschaftlichen Aktivitäten in den letzten 38 Jahren zu einem Verlust der einheimischen Vegetation in allen brasilianischen Biomen geführt. Die Studie hebt jedoch die Konsolidierung von zwei neuen sogenannten Entwaldungsbögen hervor: Der erste umfasst die Region „Amacro“ – die Grenze zwischen Amazonas, Rondônia und Acre – im Westen des Amazonasgebiets; der zweite nimmt die Region „Matopiba“ – die Grenze zwischen Maranhão, Tocantins, Piauí und Bahia – im Nordosten des Cerrado ein. Der Studie zufolge war die Landwirtschaft für die Abholzung von 5,3 Millionen Hektar in Amacro verantwortlich, was 21 Prozent des Territoriums entspricht. In „Matopiba“ hat die durch Plantagen und Weiden ersetzte Waldfläche bereits 25 Millionen Hektar erreicht – rund 35 Prozent des gesamten Gebiets. Die Erhebungsdaten beziehen sich auf den Zeitraum zwischen 1985 und 2022. Nach Angaben von MapBiomas hat Brasilien in diesem Zeitraum 96 Millionen Hektar einheimischer Vegetation verloren – eine Fläche, die der 2,5-fachen Größe von Deutschland entspricht.

Agrobusiness als treibende Kraft für die Abholzung

Laut der Studie hat die Ausbreitung der Landwirtschaft Vorrang vor der Ausdehnung von Waldgebieten, wobei 58,6 Millionen Hektar Wald vernichtet wurden. Im Amazonasgebiet zum Beispiel stieg die landwirtschaftlich genutzte Fläche von 3 Prozent auf 16 Prozent, im Pantanal von 5 Prozent auf 15 Prozent, in der Pampa stieg der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche von 29 Prozent auf 44 Prozent und in der Caatinga von 33 Prozent auf 40 Prozent. Im Cerrado nimmt die Landwirtschaft inzwischen die Hälfte des Bioms ein (50 Prozent). Im Jahr 1985 waren es noch etwas mehr als ein Drittel (34 Prozent). Die von Landwirtschaft und Viehzucht beanspruchte Fläche ist in den letzten 38 Jahren von etwa einem Fünftel (22 Prozent) auf ein Drittel (33 Prozent) des Staatsgebiets gestiegen. Der Sojaanbau stieg von 4,5 Millionen Hektar im Jahr 1985 auf 39,4 Millionen Hektar im Jahr 2022 – die doppelte Größe des gesamten Bundesstaates Paraná. Der Studie zufolge sind Paraná mit 39 Prozent und Rio Grande do Sul mit 36 Prozent die Bundesstaaten mit dem höchsten Anteil der landwirtschaftlich genutzten Landesfläche. Sergipe und Alagoas sind die Bundesstaaten mit dem höchsten Anteil an Weideland (62 Prozent bzw. 52 Prozent).

Waldgesetzbuch zeigt keine Wirkung

Nach Angaben von MapBiomas hat sich der Verlust der einheimischen Vegetation in Brasilien in den letzten 10 Jahren beschleunigt. An dieser Stelle stellt das Netzwerk fest, dass dieser Zeitraum mit der Gültigkeit des neuen Forstgesetzes zusammenfällt, das 2012 vom Parlament verabschiedet wurde. Die Analyse von Satellitenbildern zeigt, dass in den fünf Jahren vor der Verabschiedung des Waldgesetzbuchs (2008-2012) ein Verlust von 5,8 Millionen Hektar zu verzeichnen war. In den folgenden fünf Jahren (2013-2018) stieg der Verlust auf acht Millionen Hektar und in den vergangenen fünf Jahren (2018-2022) auf 12,8 Millionen Hektar. Das ist ein Anstieg um 120 Prozent im Vergleich zu dem Zeitraum vor der Verabschiedung des Gesetzbuchs. „Wir entfernen uns eher von dem Ziel, die einheimische Vegetation Brasiliens zu schützen, als dass wir uns ihm nähern, wie es im Waldgesetzbuch und in der Verpflichtung zur Nullabholzung bis zum Ende dieses Jahrzehnts festgelegt ist“, warnte MapBiomas-Generalkoordinator Tasso Azevedo.

Mapbiomas

MapBiomas ist ein Kooperationsnetzwerk, das sich aus NROs, Universitäten und Technologieunternehmen zusammensetzt. Zu den Hauptaktivitäten der Gruppe gehört die Analyse der Veränderungen des brasilianischen Territoriums durch die Wissenschaft, wobei das Wissen über die Landnutzung zugänglich gemacht wird, um den Naturschutz und die Bekämpfung des Klimawandels zu fördern. Alle Daten, Karten, Methoden und Codes von MapBiomas sind öffentlich und kostenlos über MapBiomas Alerta verfügbar.

 

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