Zapatismus reorganisiert sich zum Kampf

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Zapatista Puppen in Chamula, Chiapas. Foto: Adam Jones via wikimedia commons, CC BY-SA 2.0 DEED.

(Mexiko-Stadt, 20. November 2023, rebelión).- Im Laufe der Jahre ist der kritische Geist des Zapatismus nicht kleiner geworden. Ganz im Gegenteil – der jahrzehntelange Überlebenswille und der Kampf für eine Welt, „in die viele Welten hineinpassen“, ist stärker denn je. Nun, da 40 Jahre seit der Gründung der Zapatistischen Befreiungsarmee (EZLN) am 17. November 1983, und 30 Jahre seit ihrem öffentlichen Auftreten an jenem historischen 1. Januar 1994 (der EZLN besetzte damals sieben mexikanische Gemeinden in der Chiapas-Region) vergangen sind, beweist sie ihre Geltung als antisystemische Bewegung und als antikapitalistischer Plan. Nun kündigt die Bewegung die Reorganisation ihrer Selbstverwaltungsstrukturen an. Diese bestimmen auch das Leben in den Caracoles (die Organisationsregionen der zapatistischen autonomen Gemeinschaften), welche ihr zwanzigjähriges Jubiläum feiern.

Weniger Hierarchie, mehr Basis-Demokratie

Am 22. Oktober 2023 begannen die Zapatistas mit der Veröffentlichung einer Reihe von Kommuniqués, in denen sie über das Ende ihrer Führungsstrukturen und der sozio-politischen Ordnung in den Caracoles informieren. Darin erklären sie auch, dass sie die Autonomen Zapatistischen Gemeinden (MAREZ) und die „Räte der Guten Regierung“ hinter sich gelassen haben, um nun neuen Organisationsformen Platz zu machen. Diese werden aus mindestens drei Hauptstrukturen bestehen: der Autonomen Lokalregierung (GAL), den Kollektiven der Zapatistischen Autonomen Regierungen (CGAZ), sowie den Vollversammlungen der Kollektive der Zapatistischen Autonomen Regierungen (ACGAZ). Diese neuen Strukturen werden das Fundament der Autonomie sein, die die Zapatistas in ihrer praktischen Arbeit aufgebaut haben und die ihren kollektiven und gemeinschaftlichen Geist formt. Dieser gemeinschaftliche Sinn ist die Stütze der alternativen Demokratie, der alternativen Macht und der neuen Realität, die dem zapatistischen Vorhaben Leben einhaucht. Dieses Vorhaben hat die zapatistische Bewegung in eine antisystemische Avantgarde verwandelt, auch wenn dies nicht die ursprüngliche Absicht ihres Widerstands war.

Eine der Erklärungen, die die Zapatistas bisher für die Neuorganisation ihrer Strukturen gegeben haben, ist der kritische Analyseprozess, der in den Gemeinden und Caracoles kontinuierlich stattfindet. Dieser hat sie zu der Erkenntnis geführt, dass während der Zeit einige vertikale Praktiken entstanden sind, die ihren Idealen widersprechen, und die sich bei der Ausübung der Autonomie manifestiert haben. Als Korrekturmaßnahme und als notwendige Neuorientierung haben sie beschlossen, eine Reihe von internen Veränderungen in der Befehls- und Ordnungsstruktur vorzunehmen. Diese hängen mit der von ihnen gewonnenen Einschätzung der Realität und der kurz-, mittel- und langfristigen Zukunft zusammen, wie sie im Kommuniqué 10 betonen: „Wir müssen weitergehen und das inmitten eines Sturms. Wir wissen genau, dass wir als Volk gemeinsam weitergehen müssen, auch wenn sich alles gegen uns wendet“.

Neue Etappe des antisystemischen Kampfes

Die zapatistische Reorganisation reagiert auf das Muss, die Autonomie weiter zu stärken, um dem entgegenzutreten, was kommen wird. Das bedeute nichts anderes als eine neue Epoche der aufständischen Aggression (die nie wirklich aufgehört hat) und die Entwicklung neuer Kampfstrategien. Hier zeigt sich auch die aufrichtige Selbstevaluation, die so charakteristisch für die zapatistische Bewegung ist. Sie gibt ihnen die moralische Überlegenheit, ohne Zögern behaupten zu können: „Sicherlich haben wir in all diesen Jahren viele Fehler gemacht. Wir werden in den nächsten 120 Jahren sicher noch mehr Fehler machen. Aber wir werden NICHT aufgeben, wir werden unseren Weg NICHT verlassen, wir werden uns NICHT verkaufen. Wir werden unseren Kampf, seine Zeiten und seine Methoden immer mit kritischem Auge betrachten“.

Was auf die Zapatistas zukommt, ist bereits klar: Widerstand und Auseinandersetzung, Verteidigung der Autonomie und die Intensivierung ihres Projekts und antisystemischen und antikapitalistischen Lebensstils. Es beginnt eine neue Etappe im langen Kampf für ein besseres Mexiko und eine bessere Welt, eine ganz andere Welt, von der sie uns bereits gezeigt haben, dass sie möglich ist.

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