Bevölkerung von Chiapas demonstriert gegen Mafiagewalt

(Siltepec, 29. september 2023, amerika21).- In der Kleinstadt Siltepec im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas haben mehrere tausend Personen gegen die eskalierende Gewalt mehrerer Drogenkartelle in der Grenzregion zu Guatemala demonstriert. Der Marsch am 26. September konnte stattfinden, nachdem am Vortag 800 Militärs und Polizisten in die Region vorgedrungen sind.

Seit mehreren Wochen terrorisieren Gruppen der organisierten Kriminalität in ihrem Kampf um die Vorherrschaft über die Grenzregion die Bevölkerung. Zwangsrekrutierung, Kontrollpunkte auf den Straßen und Unterbrechungen der Stromversorgung gehören seitdem zum Alltag. Rund 280.000 Bewohner*innen in acht Gemeinden der Region leiden unter der Gewalt, die sich zu einer humanitären Krise mit Fluchtbewegungen und Nahrungsmittelknappheit ausgeweitet hat.

Kürzlich haben auch andere Ortschaften wie Chicomuselo, Palenque und mehrere Dörfer im lakandonischen Urwald gegen Erpressungen, gewaltsames Verschwindenlassen und andere Verbrechen der organisierten Kriminalität demonstriert. Nach diesen Kundgebungen wurden mehrere Anführer der Gemeinden aufgrund neuer Morddrohungen der Mafia per Regierungshelikopter ausgeflogen.

Gemeinden im Belagerungszustand

Kirchliche und zivilgesellschaftliche Organisationen werfen der mexikanischen Regierung vor, keine Strategie gegen die zunehmende Unsicherheit zu haben. „Kriminelle Gruppen haben unser Territorium übernommen und wir befinden uns in einem Belagerungszustand, in einer sozialen Psychose“, bekräftigte die katholische Diözese in einem Aufruf. Die Situation sei von „Drogenblockaden“ geprägt, „die die Lokalbevölkerung als menschliche Barriere benutzen und sie zwingen, zu bleiben und ihr Leben und das ihrer Familien aufs Spiel zu setzen“.

Die Situation in Chiapas fand erneut in die Schlagzeilen, nachdem am vorangegangenen Wochenende ein Drogenkartell ein Video einer Autokolonne mit bewaffneten Kriminellen veröffentlichte, denen am Straßenrand mehrere hundert Personen zujubelten, meist offenbar nicht freiwillig. Der mexikanische Präsident, Andrés Manuel López Obrador, gibt zwar eine Präsenz der organisierten Kriminalität in der Grenzregion zu, betont aber gleichzeitig, dass Chiapas gemäß den offiziellen Statistiken zu den sichersten Bundesstaaten des Landes gehöre. Inzwischen berichten jedoch auch regierungsnahe Medien sowie die internationale Presse vermehrt über die Situation in Chiapas.

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