(Mexiko-Stadt, 4. Dezember 2019, cimacnoticias).- Die nicaraguanische Aktivistin Amaya Coppens sitzt erneut im Gefängnis. Am 14. November 2019 wurde Coppens gemeinsam mit weiteren 15 Menschenrechtsverteidiger*innen festgenommen, als sie Müttern von politischen Gefangenen Wasser brachten, die in der Kirche San Miguel Arcángel in der Stadt Masaya einen Hungerstreik begonnen hatten. Es ist das zweite Mal, dass Coppens ihrer Freiheit beraubt wurde: Nachdem die Medizinstudentin eine führende Rolle bei den Protesten gegen die Regierung Daniel Ortega innehatte, wurde sie im September 2018 festgenommen und strafrechtlich verfolgt. Sie verbrachte neun Monate im Gefängnis, in dem sie nach Angaben der Frauenrechtsinitiative IM-Defensoras (Iniciative Mesoamericana de Mujeres Defensoras de Derechos Humanos) gefoltert und und unmenschlich behandelt wurde.
Im Juni 2019 wurde Coppens gemeinsam mit weiteren politischen Gefangenen freigelassen – das Ergebnis einer umstrittenen Amnestie. Aber die Freiheit währte nur fünf Monate. Eines der Vergehen, die man ihr nun vorwirft, ist illegaler Waffenbesitz.
Eltern berichten von Folter
Die Eltern von Amaya Coppens berichteten, dass ihre Tochter in dem berüchtigten Gefängnis El Chipote in Managua von einer Beamtin geschlagen wurde. Ihre Mutter, Tamara Zamora, erklärte lokalen Medien, dass die Aufseher*innen der Tochter nicht das von dieser benötigte und von den Eltern gekaufte Blutdruck-Medikament übergeben hätten. „Es geht ihr nicht gut“, erzählte sie nach einem Besuch bei ihrer Tochter. Außerdem „hat man uns erzählt, dass eine aggressive Beamtin sie gewürgt hat und diese Würgemale jetzt zu sehen sind“. Zamora hatte die Begleitung des Internationalen Roten Kreuzes beantragt, um den physischen Zustand ihrer Tochter zu untersuchen.
Der Vater, Federico Coppens, sprach in einem Radiointerview über die Bedingungen im Gefängnis, die einer Folter gleichen: „Licht, das 24 Stunden lang eingeschaltet ist; das Essen wird den Gefangenen zugeworfen, es wird zertreten.“ Bevor sie geschlagen wurde, habe sich seine Tochter über die unmenschliche Behandlung eines Vaters und dessen Sohnes aus Masaya beschwert, die sich in einer gegenüberliegenden Zelle befänden: „Sie schleifen beide über den Boden, schlagen und treten sie – eine absolut erniedrigende Behandlung“, so der Vater.
Opposition fordert Freilassung der politischen Gefangenen
Die Dachorganisation der sozialen Bewegungen und Organisationen der Zivilgesellschaft (Articulación de Movimientos Sociales y Organizaciones de la Sociedad Civil) verurteilte die brutale und unmenschliche Behandlung, denen die Gefangenen von El Chipote unterworfen sind. Sie beklagte, dass die Aufseher*innen die jungen Menschen dazu zwinge, in Anspielung auf die Regierungspartei FSLN (Sandinistische Nationale Befreiungsfront) von Tellern in den Farben rot und schwarz zu essen. Dies sei von den Gefangenen abgelehnt worden, die stattdessen die Teller „mit Zahnpasta in den Farben blau und weiß bedeckten.“ Außerdem „werden sie ständig misshandelt und mit dem Tode bedroht. Familienangehörige informieren darüber, dass Polizeibeamte bei mehr als einer Gelegenheit gedroht haben, die Gefangenen in eine Schlucht zu werfen, wenn diese ihre mündlichen und öffentlichen Anhörungen haben“, berichtete die Organisation über soziale Netzwerke.
Andere Organisationen, wie das Nicaraguanische Zentrum für Menschenrechte Cenidh (Centro Nicaragüense de Derechos Humanos) und die Menschenrechtsstiftung Bianca Jagger, verurteilten die Misshandlung ebenfalls und forderten die Freilassung von Coppens und anderen politischen Gefangenen in Nicaragua.
Anm. der Redaktion: Amaya Coppens war Ende September in Deutschland und anderen Ländern Europas. Interviews von ihrem Besuch in Berlin findet ihr sowohl bei Radio onda als auch bei unseren Kolleg*innen der Lateinamerika Nachrichten.
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