Drohungen gegen internationale Menschenrechtsbeobachter*innen

(Chiapas, 3. Juli 2022, amerika21).- Verteidiger*innen der Menschenrechte haben im Zusammenhang mit ihrer Beobachtungsarbeit in der chiapanekischen Gemeinde Nuevo San Gregorio mehrfach Morddrohungen erhalten. Dies gab das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas (Frayba) aus San Cristóbal de Las Casas im südostmexikanischen Bundesstaat Chiapas bekannt. Die Drohungen gingen von Kräften aus, die seit geraumer Zeit versuchen, die zapatistischen Familien in dieser Gemeinde zu enteignen.

Aufgrund der Drohungen hat Frayba das Beobachtungscamp in Nuevo San Gregorio ausgesetzt, „um das Leben und die Unversehrtheit der nationalen und internationalen Beobachter zu schützen“. Dies bedeutet, dass die bedrohte Gemeinde nicht mehr auf die Präsenz mexikanischer und internationaler Beobachtung zählen kann. Gleichzeitig betonte das Frayba, sie würden die Situation der betroffenen Familien weiterhin dokumentieren. Frayba betreibt mithilfe der Zivilen Beobachtungsbrigaden (BriCO) erfolgreiche Friedensarbeit, die auf Wunsch der aufständischen Gemeinden 1995 in Chiapas begann und seither mit der Präsenz der Brigadistas ununterbrochen zivilen Schutz bot.

Unterschiedlichste Formen von Gewalt und Schikane

Die Brigadistas haben in Nuevo San Gregorio allein in diesem Jahr bisher 21 Übergriffe gegen fünf Familien dokumentiert, die „von Einschüchterung, Todesdrohungen, sexueller Gewalt und Folter über physische Übergriffe, Diebstahl von Vieh und Zerstörung von Eigentum bis hin zur Zerstörung von Wasserleitungen, Überwachung, Störung, Kontrolle und Einziehung des freien Verkehrs sowie Entführung von Personen reichen“, so das Frayba in seinem Bericht. Antoine Dibon, ein Beobachter des BriCO-Programms, bestätigte in einem Videointerview mit der französischen Agentur RFI die Schikanen und Angriffe, denen die zapatistischen Familien in dem Gebiet ausgeliefert sind.

Die Gemeinde wurde 1994 auf Ländereien gegründet, das indigene Familien von den Großgrundbesitzer*innen im Zuge des zapatistischen Aufstands zurückerobert hatten. Heute werden Teile des kommunalen Gebietes der Zapatistas wie zum Beispiel Felder oder sogar eine Schule durch Kräfte des Großgrundbesitzes mit Stacheldraht umzäunt, wodurch das Recht auf ein würdiges Leben, auf Nahrung, Gesundheit und Bildung verweigert wird. Die zapatistischen Autonomiebehörden haben Verhandlungslösungen angeboten, um den Landkonflikt beizulegen, jedoch erfolglos. Die zuständigen mexikanischen Behörden ignorieren diese und andere Konflikte in Chiapas.

Das Menschenrechtszentrum weist darauf hin, dass die Beobachtungscamps in den 28 Jahren, in denen die internationalen Brigadistas tätig sind, nur selten aufgrund von Drohungen und der Gefahr für das Leben der Beobachter*innen unterbrochen werden mussten.

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