(16. Januar 2023, Servindi). Mit mehr als 450.000 gezählten Opfern war 2022 in Kolumbien das Jahr mit den häufigsten gewalttätigen Angriffen gegen indigene Gruppen seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens in 2016.
Dies geht aus dem Jahresbericht der Indigenen Organisation Kolumbiens (Organización Nacional Indígena de Colombia, ONIC) hervor. Dieser verzeichnet einen deutlichen Anstieg von bestimmten Rechtsverletzungen gegenüber indigenen Gemeinschaften. Dazu gehören Freiheitsberaubung, Vertreibung und Schikanierung. Am häufigsten kam es zu Freiheitsberaubung. Hier stieg die Zahl besonders im zweiten Quartal. Insgesamt wurden 433.580 Fälle gezählt, wovon sich die meisten in den Provinzen Antioquia, Chocó, Córdoba und Sucre ereigneten. An zweiter Stelle steht Vertreibung, von der 8.183 Menschen betroffen waren, insbesondere in Córdoba, Nariño und Vichada. Schikanierung haben 7.711 Personen erlebt, vor allem in Nariño und in Norte de Santander. Eine weitere Gruppe von 3.544 Opfern erlitt andere Arten von Gewalt wie Drohungen, Vernachlässigung durch den Staat, Schädigung indigener Territorien, Mord, Zwangsrekrutierung, sexueller Missbrauch, Selbstmord, Erpressung, Verschwindenlassen oder Entführung.
Die Leidtragenden gehören 50 indigenen Gruppen in Kolumbien an, von denen die Zenú, die Emberá und die Awá mit jeweils 238.000, 148.000 und 12.000 Opfern am häufigsten betroffen waren. Die Gesamtzahl von 453.018 registrierten Fällen spiegelt einen exponentiellen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren wider: 2016 (172), 2017 (6.381), 2018 (13.696), 2019 (39.120), 2020 (16.134) und 2021 (19.931). Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte der ONIC weist jedoch darauf hin, dass es „eine hohe Dunkelziffer gibt wegen der vielfältigen Schwierigkeiten, die die staatlichen Behörden bei der Erfassung haben“.
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