von Anayeli García Martínez
(Mexiko-Stadt, 12. September 2011, cimac).- Ein Sarg und ein Blumenkranz waren Symbol dafür, dass der JournalistInnenverband aufs neue trauerte, diesmal wegen der Morde an den Journalistinnen Ana María Marcela Yarce Viveros und Rocío Trápaga.
Nach einer Demonstration von etwa zwei Stunden am 11. September 2011 durch Mexiko-Stadt fand sich eine Gruppe von Journalist*innen, Fotograf*innen, Kameraleuten, Kolummnist*innen, Herausgeber*innen und Führungskräften der Medien vor dem mexikanischen Innenministerium Segob (Secretaría de Gobernación) ein, um das „Schweigen als schlimmstes Verbrechen“ anzuprangern.
An jenem Tag gingen die Journalist*innen auf die Straße, um gegen Gewalt und Straflosigkeit zu protestieren, bei den Angriffen gegen die Verfechter*innen der Meinungsfreiheit, aber vor allem angesichts der jüngsten Morde an den Korrespondentinnen Marcela Yarce und Rocío González.
Gerechtigkeit für Journalist*innen gefordert
Die Entrüstung im Verband war groß, als man am Morgen des 1. September 2011 im Stadtteil Iztapalapa die Körper der Korrespondentinnen mit deutlichen Anzeichen von Gewalt fand.
Elf Tage nach dem Vorfall versammelte sich eine Gruppe von Journalist*innen verschiedener Medien beim Àngel de la Independencia, um Gerechtigkeit für die zwei Journalistinnen und 80 Korrespondent*innen zu fordern, die seit 2000 ermordet worden sind.
Begleitet von ArbeiterInnen- und Bildungsgewerkschaften ließen die Journalist*innen die Avenida Reforma hinter sich und machten einen ersten Halt bei der Mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft PGR (Procuraduría General de la República), wo sie mit der Parole „Meinungsfreiheit, stoppt die Unterdrückung“ Sicherheitsgarantien forderten. Vor der Abteilung der Sonderstaatsanwaltschaft, die sich mit Verbrechen gegen die Meinungsfreiheit beschäftigt, berichteten sie von ermordeten Frauen und Journalist*innen und kritisierten die nicht vorhandenen Resultate dieser Instanz, die diese Verbrechen bis dato nicht aufgeklärt hat.
Welle des Todes
Miguel Badillo, Direktor der Zeitschrift Contralínea, bei der Marcela Yarce Reporterin und Öffentlichkeitsreferentin war, beklagte die Straflosigkeit in Mexiko und dass die beiden Frauenmorde sich zu einer Todeswelle auftürmten, die das ganze Land überschwemme.
Die Männer und Frauen, die an diesen Nachmittag ihre Redaktionen verlassen hatten, trugen Banner und Plakate mit Sätzen wie „Mutige Journalist*innen schweigen nicht, noch verkaufen sie sich“. Bevor sie an ihrem Ziel ankamen, demonstrierten sie die Bucareli entlang, die symbolische Straße der Informationen, in der wichtige nationale Zeitungen ihren Sitz haben.
„Seit einem Jahr gehen wir auf die Straße und es gibt immer noch keine Schutzmaßnahmen“, hörte man unter Murmeln und Kommentaren jemanden, der am 7. August 2010 dieselbe Straße entlang ging – in diesem Fall, um gegen die Entführung von vier Journalist*innen zu protestieren.
Ein Jahr nach dieser erschreckenden Tat, die den JournalistInnenverband zusammengeschweißt hat, gingen sie an diesem Tag wieder auf die Straße. Diesmal, um zu fordern, dass „Marcela Yarce und Rocío González nicht in Vergessenheit geraten… Wir können die Straflosigkeit nicht weiterhin dulden.. Schluss mit den Frauenmorden“.
Journalist*innen in Trauer
In den Gesichtern der trauernden Freund*innen und Arbeitskolleg*innen erkannte man Fassungslosigkeit. Zwei weitere Reporterinnen müssen nun zu den ermordeten Frauen gezählt werden. Der Marsch geht weiter, während Passant*innen sich der empörten Menge anschließen. Irgendwann in der Segob waren nochmals die Stimmen von Miguel Badillo, der Anwältin Perla Gómez, der Journalistin Judith Calderón, dem Schriftsteller Paco Ignacio Taibo II und vielen mehr zu hören.
David Peña, Anwalt von Contralínea, bestätigte, dass die Untersuchung liefen, man keine Ursachen ausschließe und noch glaube man zu wissen, dass ihr Tod in Zusammenhang mit der journalistischen Praxis steht. Die Strecke erreichte ihr Ende. Zurück blieb eine Kommission von Journalist*innen, um in die PGR zu gehen und eine ernsthafte, unabhängige und objektive Untersuchung zu fordern. Der Sarg und der Blumenkranz erreichten ihr letztes Ziel, die Segob, die sich zu Schutzmechanismen für Journalist*innen verpflichtet hat.
„Heute haben wir Mexikaner*innen uns versammelt um zu zeigen, dass wir zusammen für Wahrheit und Gerechtigkeit marschieren“, schloss Miguel Badillo und die Forderung aller war die nach einem Ende von Gewalt, Straflosigkeit und Zynismus der Behörden.
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