von Nils Brock, Rio de Janeiro
(Buenos Aires, 26. November 2013, púlsar brasil-npl).- Das brasilianische Community Radiogesetz ist eines der restriktivsten seiner Art. Das ist nicht neu. Ein von der brasilianischen Sektion des Weltverbands der Community Radios, Amarc Brasil, veröffentlichtes Mapping von Medien auf dem Land und in traditionellen Gemeinschaften unterstreicht die Dringlichkeit legaler Reformen. Denn die im November veröffentlichte Untersuchung zeigt wie schwer es ist, außerhalb der Stadt gesetzlich anerkannt Radio zu machen.
Kaum Community-Radios im ländlichen Raum
Das partizipative Mapping nahm auf dem Seminar “Community Radio für die gesamte Bevölkerung” seinen Anfang, das im August in der Amazonasmetropole Belém do Pará stattfand. Auch wenn sechs von zehn Brasilianer*innen auf dem Land leben, zeigt die Medienkarte, dass dort nur 32 der in Brasilien genehmigten 4.800 Community Radios auf Sendung sind.
Zahlen von AMARC Brasilien belegen, dass nur ein einziges Radio auf indigenem Territorium legalisiert ist. In den Camps der Landlosenbewegung MST besitzen gerade mal zwei Radios eine Genehmigung und in den Quilombos, den einst von entlaufenen Sklav*innen gegründeten Siedlungen, gibt es keine einzige gesetzlich anerkannte Station.
Amarc: Studie und Mapping soll Regierung sensibilisieren
Pedro Martins von AMARC Brasil bestätigt, dass das Hauptziel der Studien und des neuerlichen Mappings die Sensibilisierung der Regierung ist. Denn diese solle endlich die Besonderheiten der ländlichen und traditionellen Gemeinschaften zur Kenntnis nehmen, die im Kommunikationssektor nicht einfach eine Übertragung von Medienmodellen zulasse. AMARC weist auch darauf hin, dass die bestehenden gesetzlichen Restriktionen bezüglich der Reichweite von Community Radios die zersiedelten ländlichen Räume besonders hart trifft.
Der größte Teil der im Mapping erfassten Community-Medien auf dem Land konzentriert sich im Norden Brasiliens. Dies erkläre sich nicht nur mit dem dortigen geringen Zugang zum Internet, der das Radio so auch zum wichtigsten Medium macht. Die stärkere Präsenz gehe womöglich auch auf den Einfluss spezifischer lokaler Politiken zurück, so AMARC. Weitere Studien seien jedoch nötig.
Interaktive Karte als partizipative Plattform
Das Mapping der Medien auf dem Land und in traditionellen Gemeinden soll auch weiterhin partizipativ bleiben und einen Raum für Interaktionen schaffen. Mit Hilfe einer in Brasilien entwickelten Freien Software ist die Karte inzwischen zu einer Internetplattform ausgebaut worden, auf der die dokumentierten Medien ihre Geschichte künftig selbst fortschreiben und User*innen ihrer Kommentare und Fragen posten können.
Bereits jetzt erlaubt es die Online-Karte, mehr als 40 erfasste Medien nach spezifischen Kategorien zu filtern. Zudem enthalten alle Einträge eine kurze Beschreibung, eine Foto und einen Link um sicher weiter über die einzelnen Initiativen informieren zu können.
Link zum Mapping hier: http://amarcbrasil.org/mapa/
Mehr Informationen zu Community-Radios in Brasilien:
Brasilien – Community Radios auf dem Land und in traditionellen Gemeinschaften // Radiobeitrag von Nils Brock // November 2013
Infoblatt
Community Radio: Brasilien. Kreative Radiolandschaft im Schatten des Medienmonopols. // von Nils Brock und Andreas Behn // Oktober 2012
Interaktive Landkarte und Studie zu Community-Medien im ländlichen Raum von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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