Chiapas – gewaltsame Vertreibung durch Organisierte Kriminalität

Chiapas Vertreibung
Die Konfliktzone im Grenzgebiet von Chiapas. Grafik aus dem von zivilgesellschaftlichen Organisationen veröffentlichten Bericht. Grafik: Desinformémonos

(Mexiko-Stadt, 14. Februar 2024, prensa latina).- Das mexikanische UN-Menschenrechtsbüro hat bestätigt, dass Aktionen des Organisierten Verbrechens im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas zu gewaltsamen Vertreibungen führen und rief dazu auf, die Menschenrechte zu garantieren.

Demnach sind von Juni 2021 bis jetzt über 10.000 Menschen aus der chiapanekischen Grenzregion zu Guatemala gewaltsam vertrieben worden. Zu der von Drogenbanden ausgeübten Gewalt gehören Morde, Verschwindenlassen, Schutzgelderpressung, Zwangsrekrutierung und die allgemeine Kontrolle über das Gebiet.

Organisationen sprechen von einem bewaffneten Konflikt

Mehrere zivilgesellschaftliche Organisationen bestätigten diesen Bericht. Das Netzwerk „Alle Rechte für alle“ (Red TDT), das Kollektiv zur Beobachtung der Südgrenze und andere betonten in einer gemeinsamen Erklärung, die Kämpfe, die Gruppen der Organisierten Kriminalität um das Gebiet führen würden, hätten das Ausmaß eines bewaffneten Konflikts. Dazu gehören immer wiederkehrende Gefechte, der Einsatz von Sprengsätzen und bewaffneten Drohnen sowie das Anzünden von Fahrzeugen und Straßenblockaden.

Die Zivilbevölkerung sei dadurch einer beständigen Angst ausgesetzt, die sie daran hindere, ihrem Alltag nachzugehen, beklagte Carlos Ogaz von der Arbeitsgruppe Grenzregion (Grupo de Trabajo Región Frontera). Demnach unterliege die Zivilbevölkerung einer strengen Kontrolle und lebe unter Drohungen und direkter physischer Gewalt, die bis hin zur Zwangsrekrutierung Minderjähriger reiche.

Laut Ogaz werde die Bevölkerung als Geiseln oder Schutzschild gehalten und werde auch gezwungen, an Kundgebungen, Blockaden und Auseinandersetzungen zu Gunsten einer der konkurrierenden Banden teilzunehmen.

Humanitäre Krise

Vor allem in der Grenzregion von Chiapas sei dies der Fall, unterstrich Sandra Suaste von der Gruppe Red TDT. Dazu gehören die Gemeinden La Trinitaria, Frontera Comalapa, Chicomuselo, Siltepec, Honduras de la Sierra, Motozintla, Mazapa de Madero, El Porvenir, La Grandeza, Bejucal de Ocampo, Amatenango de la Frontera und Bella Vista. Suaste sprach von einer humanitären Krise.

Der Bericht dokumentiert das Verschwindenlassen von 183 Personen zwischen Juni 2021 und Dezember 2023. Er beschreibt zudem, dass in den Gemeinden ständige Bewachung und allgemeines Misstrauen vorherrscht.

Die über 300 zivilgesellschaftlichen Organisationen betonten, ein Schlüsselelement der territorialen Herrschaft sei die Kontrolle über Güter und natürliche Ressourcen. Sie wiesen daher darauf hin, dass die kriminellen Gruppen an extraktiven Projekten beteiligt seien, in Absprache mit Unternehmen und mit Zustimmung der verschiedenen Regierungsebenen. Beweise dafür konnten sie allerdings nicht vorlegen.

Die Organisationen warnten, die Organisierte Kriminalität habe sich im Gesundheitswesen, in Regierungsbehörden, der Müllverwertung, Lebensmittelversorgung, in Bildungseinrichtungen bis hin zu Freizeitveranstaltungen eingenistet.

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