Protestmarsch gegen Ermordung und Verschwindenlassen von Frauen

von Guadalupe Cruz Jaimes

(Mexiko-Stadt, 08. März 2012, cimac).- Von den Aktivistinnen Norma Andrade und Malu García Andrade angeführt, demonstrierten am 8. März über hundert Mexikanerinnen vom Zócalo (dem Hauptplatz der Stadt) zur Regierungsbehörde Segob (Secretaría de Gobernación). Dabei forderten sie vom Allem zwei Dinge: „Keine einzige Ermordete mehr!“ und „Keine einzige Vermisste mehr!“

 

Anlässlich des Internationalen Frauentags forderten die Demonstrantinnen Gerechtigkeit für die Opfer des Feminizids und den Stopp von Aggressionen gegen soziale Aktivistinnen wie die Mitglieder der Organisation „Unsere Töchter sollen nach Hause zurückkehren“ NHRC (Nuestras Hijas de Regreso a Casa).

Untätigkeit der Behörden

Während der Mobilisierung, an der Frauen, Mädchen und Arbeiterinnen aus ungefähr 20 Organisationen und Gruppen teilnahmen, beklagte Norma Andrade den mangelnden Willen der Behörden, um die Frauenmorde und die Fälle von vermissten Mexikanerinnen aufzuklären.

Als sich die Demonstration der Segob näherte, fragte Norma Andrade die dort eingesetzten Bundespolizisten: „Warum warten sie damit, mir zu helfen den Mörder meiner Tochter zu fassen?“. Dabei zeigte sie das Foto ihrer Tochter Lilia Alejandra García, die vor elf Jahren in Ciudad Juárez, Chihuahua missbraucht und ermordet wurde.

Die Aktivistin selbst wurde in den letzten Monaten zweimal angegriffen. Sie erklärte, dass dieser Tag ein weiterer Trauertag um den Tod ihrer Tochter und um die anderen heimtückischen Morde an Frauen und deren Verschwindenlassen sei. Diese fänden weiterhin nicht nur in Ciudad Juárez, sondern im ganzen Land statt. Dabei hob sie vor Allem die Bundesstaaten Mexiko und Veracruz hervor.

Norma Andrade beklagte, dass die Ermordung ihrer Tochter immer noch unbestraft sei. Dutzende Polizeibeamte würden das Gebäude der Segob bewachen, kritisierte sie empört, doch in der Staatsanwaltschaft von Juárez, die sich mit den Fällen von Feminizid befasst, seien lediglich zwei Personen angestellt.

“Esta marcha no es de fiesta, es de lucha y de protesta!”

Die Demonstrantinnen skandierten währenddessen „Dieser Marsch ist kein Spaß, sondern Kampf und Protest!“. Organisiert in Kollektive und Gruppen forderten sie ein Ende der Gewalt und des Drucks gegen diejenigen sozialen Aktivistinnen, die engagiert für ein Ende des Feminizids kämpfen.

Alejandra Sepúlveda, Gründerin des Kollektivs Pan y Rosas, erklärte im Interview, dass an diesem Internationalen Frauentag der mexikanische Staat aufgerufen sei, für Gerechtigkeit zu sorgen. Allerdings habe sie das Vertrauen in die Behörden verloren, denn diese seien “gleichgültig” und ließen „die Frauenmorde unaufgeklärt, wie erst kürzlich im Bundesstaat Mexiko geschehen.“ Deshalb rief die junge Aktivistin die Frauen und Arbeiterinnen des Landes auf, ihre Kräfte zu bündeln, um die Einhaltung ihrer Rechte und die Respektierung ihres Lebens zu fordern.

Forderung nach Trennung von Kirche und Staat

Sepúlveda ergänzte, dass diese Forderung ebenfalls eine „wirkliche und absolute Trennung von Kirche und Staat“ beinhalte, um die sexuellen und reproduktiven Rechte der Mexikanerinnen zu garantieren.

Wie Sepúlveda abschließend betonte, beweise die Reform des Artikels 24 der Verfassung, die am 15. Dezember 2011 in der Abgeordnetenkammer bewilligt wurde, „die existierenden Verstrickungen zwischen Politiker*innen und den obersten katholischen Rängen“. Unter dem Vorwand, das Recht auf Religionsfreiheit zu erweitern, bekäme die Kirche noch mehr Möglichkeiten, um gegen Frauenrechte wie Zugang zu sexueller Aufklärung und zu Empfängnisverhütungsmitteln vorzugehen.

 

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