Fotostrecke: „Antigrita“ in der feministischen Besetzung

(Mexiko-Stadt, 21. September 2020, wambra/poonal).- Seit dem 4. September halten Dutzende Frauen die mexikanische  Menschenrechtskommission im Zentrum von Mexiko-Stadt besetzt. Das Gebäude haben die Frauen inzwischen in „Besetztes Frauenhaus Ni Una Menos Mexiko“ umbenannt. Ni Una Menos, „nicht eine weniger“, ist ein kollektiver Aufschrei gegen die machistische Gewalt und hat seinen Ursprung 2015 in Argentinien.

Zum mexikanischen Nationalfeiertag, dem Tag der Unabhängigkeit, der jedes Jahr am 15. September begangen wird, fand in dem besetzten Gebäude eine besondere Protestaktion unter dem Motto „Antigrita“ statt. Dieser „Gegenschrei“ galt dem Protest gegen die offizielle Zeremonie des „Grito de Independencia”, des „Unabhängigkeitsschreis“. Der zeremonielle Akt wird jedes Jahr zum Nationalfeiertag vom mexikanischen Präsidenten auf dem Balkon des Nationalpalastes begangen. Die Aktion „Antigrita“ wurde von Frauen initiiert: Mütter von Frauen, die Opfer machistischer Gewalt wurden, Mütter von gewaltsam Verschwundenen, Aktivistinnen aus Frauengruppen, Frauen aus dem schwarzen Block, Rapperinnen, Sängerinnen und Stand-up-Künstlerinnen feierten ihren Protest im besetzten Gebäude der Menschenrechtskommission. Vor allem junge Frauen aus verschiedenen Gruppen, die in Mexiko und ganz Lateinamerika trotz der Pandemie weiterhin gegen verschiedene Arten von Gewalt protestieren, nahmen an der Aktion teil.

Vor der Besetzung des gesamten Gebäudes hatten Mütter und Familienangehörige von gewaltsam Verschwundenen am 2. September einen Raum im Gebäude der Menschenrechtskommission besetzt und damit gegen die Untätigkeit der Behörden bei der Aufklärung der angezeigten Fälle protestiert. Zwei Tage später, am 4. September, besetzten verschiedene Gruppen von Frauen und Feministinnen das ganze Gebäude. Sie forderten unter anderem dass Feminizide und Fälle von Opfern von gewaltsamem Verschwindenlassen aufgeklärt werden. Eine der Gruppen ist die Frente Nacional Ni Una Menos, zu der auch Yesenia Zamudio gehört, die Mutter von Maria de Jesús Jaimes Zamudio. María de Jesus war Studentin an der Polytechnischen Hochschule und war 2016 von einem Professor aus dem 3. Stockwerk gestoßen worden, nachdem dieser versucht hatte, sie zu vergewaltigen. Ihr Tod sollte wie Suizid aussehen, aber es war Mord.

Das besetzte Bürogebäude der mexikanischen Menschenrechtskommission wurde nun in ein Frauenhaus für Opfer von Gewalt umgewandelt. Die Besetzung hat eine Reihe von Reaktionen hervorgerufen. Die Leiterin der Menschenrechtskommission Rosario Piedra erklärte, die aktuelle Krise sei auf Versäumnisse in der Vergangenheit zurückzuführen und es sei notwendig in einen Dialog zu treten. Piedra ist die Tochter von Rosario Ibarra de Piedra, einer bekannten Aktivistin und Gründerin des Eureka-Komitees, das in den 1970er Jahren Familienangehörige von gewaltsam verschwundengelassenen Personen zusammenbrachte. Mütter und die Familien von Opfern wiederholten jedoch bei der Protestaktion ihre zwei wichtigsten Kritikpunkte: Dass die Behörden ihnen weder Gehör schenken noch auf ihre Forderungen eingehen.

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CC BY-SA 4.0 Fotostrecke: „Antigrita“ in der feministischen Besetzung von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.

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