Verkauf von Umwelt-Zertifikaten, um Erdölförderung zu verhindern?

(Lima, 08. Oktober 2008, noticias aliadas).- Die ecuadorianische Regierung will auf dem europäischen Markt möglicherweise Zertifikate anbieten, um eine Ausbeutung der Ölvorkommen im Gebiet Ishpingo-Tambococha-Tiputini (ITT) zu verhindern. Dies kündigte Präsident Rafael Correa im Hinblick auf die im Januar ablaufende Schonfrist an, die das Gebiet in den Amazonasprovinzen Napo und Pastaza vor Erdölbohrungen schützt.

Das ITT-Gebiet liegt im Yasuní-Nationalpark, der 1989 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt wurde. Die Erdölvorkommen des Gebiets werden auf eine Milliarde Barrel geschätzt. Damit sind sie das größte Ölfeld des Landes und bieten, so wird geschätzt, eine rentable Förderung für die Dauer von zwanzig Jahren.

Im Juni des vergangenen Jahres hatte Correa der internationalen Gemeinschaft vorgeschlagen, 350 Millionen US-Dollar an Ecuador zu zahlen, damit das „Kronjuwel“ der nationalen Ölreserven unangetastet bleiben könne. Bislang wurden jedoch keine konkreten Ergebnisse erzielt, so dass es jetzt zu einem neuen Vorstoß der ecuadorianischen Regierung kommt.

Am 4. Oktober hatte sich Correa in seiner wöchentlichen Radiosendung zum Thema geäußert: „Wir betreiben die neue Initiative und die Verhandlungen mit der Europäischen Union mit dem Ziel, dass sie nicht nur die verhinderte Entwaldung, sondern auch die verhinderten Emissionen anerkennt.“

Nach offiziellen Angaben bildet der 982.000 Hektar große Yasuní-Nationalpark den Lebensraum von 2.000 Baum- und Straucharten, etwa 800 Vogel-, Lurch- und Reptilienarten sowie mehr als 160.000 Insektenarten. Außerdem leben in der Region indigene Huaorani-Gemeinschaften, die sich für die Isolation von der Außenwelt entschieden haben, wie etwa die Tagaeri und die Taromenane.

Bergbau- und Erdölminister Galo Chiriboga äußerte in einem Interview mit dem Fernsehsender Teleamazonas kritisch über das Projekt. Auch wenn die Regierung versuche, die Vorkommen unangetastet zu lassen, müsse sie „realistisch“ bleiben, so Chiriboga. „Sollten wir bis Januar nicht über die von der internationalen Gemeinschaft in Aussicht gestellten Mittel verfügen, werden wir mit dem Projekt beginnen: entweder durch Ausschreibung von Konzessionen oder durch die Beauftragung des [staatlichen Ölunternehmens] Petroecuador, damit die Förderung angegangen werde kann“.

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