von Laura Mc Quiddy und Laura Zierke
(San José, 06. September 2010, voces nuestras).- Bürger*innen und Umweltschützer*innen Costa Ricas riefen vergangene Woche zu einem Protestmarsch gegen das Goldminentagebauprojekt „Las Crucitas” auf. Die Demonstrant*innen liefen vom gleichnamigen Ort Las Crucitas im Norden des Landes ca. 200 Kilometer weit bis in die Hauptstadt San José. In den Demonstrationszug reihten sich ebenfalls Vertreter*innen der Vereinigung der Campesinos und Indigenen Panamas (Unión de Campesinos e Indígenas de Panamá) ein. Unter dem Motto „Ja zum Leben! Nein zum Bergbau!“ setzten die Demonstrant*innen gemeinsam ein Zeichen gegen die Ausbeutung und Verschmutzung der natürlichen Ressourcen in Lateinamerika und Costa Rica.
Maßnahmen der neuen Regierung
Seit Jahren wehren sich Costaricaner*innen gegen das Goldminenprojekt der kanadischen Firma Infinito Gold Ltd. Die im Mai abgewählte Regierung Oscar Arias PLN (Partido Liberal Nacional) hatte die Interessen des Konzerns unterstützt und den Minenbau in Las Crucitas zu einem Projekt von nationalem Interesse erklärt. Die neue Präsidentin Laura Chinchilla von der PLN erließ zwar ein Dekret, dass die Neuzulassung von Minen verbietet. Diese Entscheidung hat jedoch aufgrund zuvor geschlossener Verträge für den Ausbau der Mine in Las Crucitas keine Konsequenzen. Anwohner*innen und Umweltschützer*innen fordern deshalb weiterhin vom Staat die Erklärung, dass es von nationalem Interesse sei, „Las Crucitas“ außer Kraft zu setzen und das Bauprojekt zu stoppen.
Konzern will Entschädigung bei Baustopp
Zurzeit können die Protestierenden zumindest einen Teilerfolg verzeichnen. Ein Moratorium der Regierung Chinchilla brachte die Arbeiten in Las Crucitas vorübergehend zum Erliegen, um die Konzessionen vom Verfassungsgericht überprüfen zu lassen. Gleichzeitig ist der costaricanischen, überwiegend regierungsnahen Tagespresse zu entnehmen, dass Infinito Gold Ltd. eine Entschädigungssumme von 1.700 Mio. US-Dollar vom Staat fordern würde, wenn dieser dem Unternehmen die Förderlizenzen entziehe. Diese Ankündigung übt massiven Druck auf die Bevölkerung aus und könnte dazu führen, dass ein breiter Widerstand in der Bevölkerung erstickt wird.
Fehlende Umweltstudien für Las Crucitas
Bislang gibt es keine Untersuchungen zu möglichen Umweltschäden, die der Ausbau des Goldminentagebaus und die Förderung des Edelmetalls in der Region verursachen würden. Ein Vertreter der „Frente Norte de Oposición a la Minería“, Edgardo Araya, macht darauf aufmerksam, dass der nahegelegene Fluss Río San Juan stark in Mitleidenschaft gezogen würde.
Generell ist davon auszugehen, dass Indigene und Campesinos, die das Gebiet bewohnen, unter den bekannten Auswirkungen von Goldtagebau leiden werden. Die Wasserverschmutzung sowie die Vernichtung von Wald, Fischbeständen und Anbauflächen werden neben gesundheitlichen Beeinträchtigungen gravierende sozio-ökonomische Probleme mit sich bringen. Migration in die Städte, Verlust der kulturellen Vielfalt und Armut sind die Folgen.
Protestmarsch zeigt internationalen Widerstand
Der Protestmarsch sollte nicht nur der Regierung und dem Unternehmen Infinito Gold Ltd. demonstrieren, dass sich Widerstand auf internationaler Ebene regt. Die Demonstrierenden wollten gleichzeitig weitere costaricanische und lateinamerikanische Bürger*innen dazu motivieren, sich gegen die Ausbeutung und Verschmutzung ihrer natürlichen Umwelt und die daraus resultierenden sozio-ökonomischen Probleme stark zu machen und sich nicht von offiziellen Stellen einschüchtern zu lassen.
(Foto: Voces Nuestras)
Mittelamerikaner*innen protestieren gemeinsam gegen Minenprojekt von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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