(Lima, 15. März 2013, noticias aliadas).- Seit zwei Jahren setzen rund 350 indigene Campesinas aus 14 Orten im zentralbolivianischen Departamento Cochabamba ihre ganz eigenen Strategien zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels um. Diese Frauen gehören zu Gemeinden der Kommunen Tapacarí, Arque, Bolívar und Sicaya, die seit einigen Jahren unter einer drastisch gestiegenen Dürre und einem Mangel an Wasserreserven leiden.
Der Tageszeitung „La Opinión“ zufolge liefern von jeweils zehn Quellen nur noch zwei Wasser. Der Mangel an Weideland und Futter hat dazu geführt, dass die Produktion der Viehwirtschaft in der Region um 80 Prozent zurückgegangen ist.
Landwirtschaftlicher Kalender steht Kopf
Der Klimawandel hat den landwirtschaftlichen Kalender durcheinander gebracht, Parasitenplagen und Vieherkrankungen nehmen zu. Es stehen weniger Futter für das Vieh und weniger Lebensmittel für die Familien zur Verfügung. Die bäuerlicen Gemeinden reagieren hierauf mit einer Stärkung ihrer traditionellen Organisationen und der Rückbesinnung auf überlieferte Kenntnisse und Weisheiten.
Die Indígena Feliciana Callata aus der Kommune Arque erklärte in “La Opinión“: „In unseren Gemeinden Quewaylluni und Tanga Tanga ist es sehr kalt, und die Kartoffeln dörren aus. Dann gibt es wieder sehr heiße Jahresabschnitte, in denen die Sonne die Pflanzen austrocknet. Unsere Lamas und unsere Schafe sind von Zecken und Läusen befallen, die sie schwächen.“
Weite Wege für Wasser und Brennholz
In den andinen bäuerlichen Gemeinden fällt der Frau als Symbol der Reproduktion die wichtige Aufgabe zu, nach der Ernte den Samen auszuwählen, und ihn während der Aussaat in die Erde zu legen. Die Frau arbeitet bei den landwirtschaftlichen Aufgaben mit ihrem Ehemann und den Söhnen zusammen. Gemeinsam mit den Töchtern ist sie für die Viehzucht verantwortlich und achtet außerdem auf Ernährung und Gesundheit der Familie.
Die Folgen des Klimawandels zwingen die Frauen, immer weitere Wege zurückzulegen, um Wasser und Brennholz zu holen, aber auch um Vieh zu weiden und Medizinpflanzen zu sammeln, um die Krankheiten ihrer Familien und des Viehs zu heilen. Mit Unterstützung der Stiftung Atica (Fundación Atica) haben diese Campesinas gelernt, mit Vieh und Weideplätzen fachgerecht umzugehen, die Böden zu erhalten und Wasser zu schöpfen mit Hilfe der Anlage so genannter Atajados.
Hierbei handelt es sich um Staubecken, die Wasser speichern und es ermöglichen, Lamas und Schafe in der Trockenzeit von Mai bis August zu tränken. Außerdem haben die Campesinas die Anwendung von Medikamenten für die Behandlung ihrer Tiere erlernt. Sie können die Aussaat von Hafer, Gerste und Luzerne planen, um Futtervorräte für das Vieh anzulegen. All dies hat das Selbstbewusstsein der Indígena-Campesinas gestärkt, einer traditionell verletzlichen Gruppe der bolivianischen Gesellschaft.
Stärkung des Selbstbewusstseins der Campesinas
Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern treten in Wechselwirkung mit den Risiken und Verwundbarkeiten, die der Klimawandel hervorruft, meint Sandra Soliz, Generaldirektorin der Fundación Atica: „Traditionell erleiden die Frauen soziale Nachteile: der Zugang zu Bildung und anderen gesellschaftlichen Ressourcen ist begrenzt, die Rechte von Frauen sind beschränkt, und wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen, wird ihre Stimme schlicht nicht gehört. Somit sind sie in hohem Maße verwundbar.“
Nach Auffassung von Soliz können die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern dafür sorgen, dass sich die Auswirkungen des Klimawandels sogar noch verschlimmern.
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Indigene Campesinas trotzen Klimawandel mit dem Wissen der Ahnen von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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