Bahn frei für den Genmais

(Lima, 15. August 2012, noticias aliadas).- Als „Attentat auf die bäuerliche Kultur und die Ernährungssouveränität“ bezeichneten bäuerliche Organisationen die Genehmigung des genetisch veränderten Mais VT Triplo Pro für den menschlichen Verzehr am vergangenen 6. August durch das Ministerium für Gesundheit und Volksfürsorge. Die vom US-Unternehmen Monsanto hergestellte Maissorte wird vom Ministerium als harmlos für die menschliche Gesundheit erachtet.

Landwirt*innen fürchten Kontaminierung einheimischer Sorten

„Monsanto wird jetzt sein Saatgut legalisieren können und expandieren“, sagte Tomás Zayas, Vorsitzender der Landwirtschaftlichen Vereinigung von Alta Paraná ASOGRAPA (Asociación de Agricultores de Alto Paraná) gegenüber der Nichtregierungsorganisation Basis Soziale Untersuchungen BaseIS (Base Investigaciones Sociales).

Zayas fügte hinzu, die Bauern und Bäuerinnen seien besorgt darüber, dass der einheimische Mais kontaminiert werden könnte und darüber, welche Auswirkungen der Verzehr dieser genetisch veränderten Maissorte auf die menschliche Gesundheit haben würde.

BaseIS warnte davor, dass die Einfuhr des Genmaises „die gesamte Ernährung, die Wirtschaft, den Genpool sowie die althergebrachte indigene und bäuerliche Kultur tiefgreifende Veränderungsprozesse erfahren könnten, wenn einheimische Sorten verdrängt und eine Abhängigkeit von patentiertem Saatgut entstehen würde“.

Experimenteller Anbau bereits unter Lugo genehmigt

Obwohl die Gensorten durch das Gesetz zur Evaluation der Umweltwirkung von 1993 verboten sind, erlaubte die Regierung des abgesetzten Präsidenten Fernando Lugo (2008-2012) im vergangenen Januar Monsanto den experimentellen Anbau von Genmais. Die neue Führung unter Fernando Franco hat die Genehmigung dieser und anderer genetisch veränderten Sorten nun beschleunigt.

Anfang Juli, nur wenige Tage vor dem Staatstreich, der zur Amtsenthebung des Präsidenten Fernando Lugo am 22. Juli führte, erlaubte die Nationale Behörde für die Qualität und Unbedenklichkeit von Pflanzen und Samen SENAVE (Servicio Nacional de Calidad y Sanidad Vegetal y de Semillas), die für die Regulierung des Einsatzes von Agrochemikalien zuständig ist, den Anbau transgener Baumwolle.

Drohende „Unterjochung“ der Bauern und Bäuerinnen

In einem Kommuniqué erklärte das Netzwerk der Umweltschutzgruppen in Paraguay ROAM (Red de Organizaciones Ambientalistas del Paraguay), dass die derzeitige Führungsspitze der SENAVE ein Landwirtschaftsmodell fördern würde, „das die Bauern und Bäuerinnen wirtschaftlich dadurch unterjocht, dass sie von einem technologischen Paket aus patentiertem Saatgut und dem umfassenden Einsatz von Mitteln, einschließlich toxischer Agrochemikalien abhängig werden. Außerdem sind die möglichen Risiken für die menschliche Gesundheit, die Nahrungssicherheit und die Biodiversität nicht abschließend geklärt“.

Der genetisch veränderte Mais und die Baumwolle gesellen sich nun zum Gensoja hinzu, das bereits seit Jahren im Land angebaut wird. Dem Netzwerk für Maßnahmen zu Spritzmitteln und ihre Alternativen in Lateinamerika RAP-AL (Red de Acción en Plaguicidas y sus Alternativas en América Latina) zufolge beträgt im Fall von Soja der Anteil genmodifizierter Sorten rund 80 Prozent der 3 Millionen Hektar Anbaufläche in Paraguay.

 

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Weiterhören:

Die Sojakette: Von Monokulturen und Schweinemastanlagen | Feature von Laura Zierke und Fritz Zierke | November 2009

Billigfleisch und Biosprit? Soja nun nicht! | Feature von Markus Plate und Birgit Krug | März 2009

 

Filmtipp zum Thema Soja und Paraguay:

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