Gewalt und Drogenhandel in Mexiko führen zu massiven Vertreibungen

(Venezuela, 29. März 2011, telesur).- In den vergangenen Jahren waren ungefähr 230.000 Mexikaner*innen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Das geht aus einem Bericht des IDMC (Internal Displacement Monitoring Centre) hervor. Grund dafür sei die Ausweitung der Gewalt durch den Drogenhandel. Der IDMC-Bericht mit dem Titel „Mexiko: Erzwungene Vertreibung durch die von Drogenkartellen ausgeübte Gewalt“ informiert zudem darüber, wie viele Menschen weltweit im vergangenen Jahr aufgrund von internen Konflikten in ihren Ländern fliehen mussten. Diese Zahl liegt bei 27,5 Millionen und damit höher als in den vergangenen zehn Jahren.

Grundlage der in dem Bericht veröffentlichten Daten sind lokale Untersuchungen zu Vertreibungen, die auf interne Machtkämpfe der verschiedenen Kartelle zurückgehen. Offizielle Daten der mexikanischen Regierung zum Thema gibt es kaum.

Von den ca. 230.000 Vertriebenen sei laut dem Bericht ungefähr die Hälfte in die USA und die andere Hälfte in andere mexikanische Staaten wie Chihuahua, Durango, Coahuila und Veracruz geflohen. Laut des IDCM sind Chihuahua (im Norden) und Tamaulipas (im Nordosten) die Bundesstaaten, die am stärksten von der durch Drogenkriege verursachten Vertreibung betroffen sind. Doch auch in Sinaloa (Nordosten) und Michoacán (Westen) sei die Zahl der Betroffenen sehr hoch.

Ciudad Juárez gewalttätigste Stadt Mexikos

Die beiden Städte mit der höchsten Zahl an Vertriebenen aufgrund von Gewalt im Zusammenhang mit dem Drogenkrieg seien Ciudad Juárez (Chihuahua) und Ciudad Mier (Tamaulipas). Laut zivilgesellschaftlichen Organisationen werden in Ciudad Juárez die ungefähr 70.000 indirekt von der Gewalt betroffenen Menschen von 20 Psycholog*innen, 18 Sozialarbeiter*innen, acht Anwält*innen und einem Arzt betreut.

In Ciudad Mier tobt ein Machtkampf zwischen den einst verbündeten Kartellen Los Zetas und dem Cartel del Golfo. 2010 drohte das Kartell Los Zetas damit, alle Einwohner*innen der kleinen Grenzstadt zu ermorden, um die Kontrille über den Drogenhandel zu erlangen. Daraufhin floh der größte Teil der Bewohner*innen aus der Stadt. Aufgrund der erzwungenen Vertreibung sei auch die Wasser- und Stromversorgung und die Abfallentsorgung in den jeweiligen Gebieten stark eingeschränkt, so der Bericht weiter. Zudem würden die mexikanischen Behörden die Bevölkerung nicht ausreichend schützen und es gebe keine Unterstützung für die Opfer des Drogenkrieges.

Kein Schutz durch den Staat

Eine Mitte 2010 von der mexikanischen Regierung durchgeführte Volkszählung deutet auf eine Landflucht zumindest in einigen Teilen des Landes hin. Aus einer Volkszählung der mexikanischen Regierung des Jahres 2010 geht hervor, dass in der Gemeinde Praxedis G. Guerrero (im Osten von Ciudad Juárez) 61 Prozent des verfügbaren Wohnraums leer steht. In Ciudad Juárez sind mindestens 111.103 Wohnungen verlassen – das sind 23 Prozent der gesamten Stadt. In Reynosa (Tamaulipas) steht fast ein Drittel der 160.171 Häuser leer. Die Zahl der verlassenen Häuser und Wohnungen in ganz Mexiko wird auf 14 Prozent geschätzt.

„Die Zahl der im Jahr 2010 aus Mexiko Vertriebenen ist höher als die der Vertriebenen in Afghanistan im gleichen Zeitraum.“ so Elisabeth Rasmusson vom Norwegischen Flüchtlingsrat, der das IDMC im Jahr 1998 gründete. Die Zahl der Vertriebenen sei im Vergleich zu Kolumbien zwar deutlich niedriger (3,6 Millionen gegenüber 5,2 Millionen in Kolumbien). Allerdings „haben die Menschen, die aufgrund des Drogenkrieges in Mexiko fliehen mussten, bisher wenig Unterstützung erhalten.“

 

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