UN warnt vor noch nie dagewesener Hungersnot

(Port-au-Prince, 20. Juni , Prensa Latina/Prensa Latina).- Die Vereinten Nationen haben darauf aufmerksam gemacht, dass in Haiti eine beispiellose Hungersnot und Unterernährung herrschen. Es müssten dringend Maßnahmen ergriffen werden, um den Ärmsten zu helfen, die unter der grassierenden Gewalt, Cholera und Naturkatastrophen leiden. Eine Delegation unter Leitung von Catherine Russell, Exekutivdirektorin des UN-Kinderhilfswerks, und Cindy McCain, Leiterin des Welternährungsprogramms, schloss am Dienstag einen Besuch in dem karibischen Land ab und erklärte, dass 5,2 Millionen Menschen, darunter fast drei Millionen Kinder, dringend humanitäre Hilfe benötigen.

„Die Hungerkrise in Haiti ist ungesehen, ungehört und ungelöst.“

„Die Hungerkrise in Haiti ist ungesehen, ungehört und ungelöst. Gewalt und Klimakrisen beherrschen die Schlagzeilen, über die 4,9 Millionen Haitianer, die jeden Tag um ihre Ernährung kämpfen, hört man nicht so viel“, beklagte McCain. Der Anteil der Haitianer*innen, die sich in einer Notsituation befinden, sei der zweithöchste in der Welt. „Wir können sie nicht im Stich lassen“, so McCain. Russell erklärte, der Bedarf an humanitärer Hilfe sei größer als 2010, als ein verheerendes Erdbeben die Hauptstadt zerstörte und mehr als 200.000 Menschenleben forderte. Jetzt stünden jedoch weitaus weniger Ressourcen zur Verfügung, um darauf zu reagieren. Die Vereinten Nationen sagen voraus, dass in diesem Jahr mehr als 115.000 Kinder unter fünf Jahren an lebensbedrohlicher Unterernährung leiden werden – ein Anstieg um 30 Prozent gegenüber 2022. Darüber hinaus steht das Gesundheitssystem kurz vor dem Zusammenbruch, Schulen würden von bewaffneten Gruppen angegriffen,  die Zivilbevölkerung werde terrorisiert und ihrer Lebensgrundlagen beraubt, beklagten die UN-Organisationen. Zudem leiden Frauen und Kinder in den gefährlichsten Vierteln der Hauptstadt unter einem erschreckenden Ausmaß an sexueller Gewalt. Und die Überschwemmungen und das jüngste Erdbeben in diesem Monat erinnerten daran, wie anfällig das Land für den Klimawandel und Naturkatastrophen ist.

Nur 23 Prozent der benötigten Hilfe sind gedeckt

Während ihres Aufenthalts besuchten die UN-Vertreterinnen auch eine von UNICEF und dem Welternährungsprogramm unterstützte Schule. Außerdem reisten sie nach Jeremie im Südwesten des Landes, um sich mit Landwirt*innen und Lebensmittelhersteller*innen sowie mit Menschen zu treffen, die im Rahmen eines Sozialhilfeprogramms finanzielle Unterstützung erhalten. Sie besuchten eine Einrichtung für Menschen, die durch Gewalt vertrieben wurden, und sprachen unter vier Augen mit Kindern und Frauen, die sexuelle Übergriffe durch kriminelle Gruppen überlebt hatten. Sie forderten eine rechtzeitige und flexible Finanzierung, um den dringendsten Bedarf zu decken. Trotz der Krise seien bisher nur 23 Prozent der 720 Millionen Dollar, die für humanitäre Hilfe in diesem Jahr benötigt werden, eingegangen, erklärten die beiden UN-Vertreterinnen.

Frieden und Stabilität: Voraussetzungen für die politische und wirtschaftliche Entwicklung

Zum Abschluss der Besuche traf die UN-Delegation mit Premierminister Ariel Henry zusammen. Laut einer Pressemitteilung bekräftigte Henry dabei die Entschlossenheit der Regierung, Frieden und Stabilität wiederherzustellen, da dies die wesentlichen Voraussetzungen für die politische und wirtschaftliche Entwicklung des Landes seien. WFP- und UNICEF-Beamt*innen lobten ihrerseits die Bemühungen der haitianischen Regierung, die Lieferung von Hilfsgütern in entlegene und gefährdete Gebiete nach den jüngsten Naturkatastrophen zu ermöglichen. Sie äußerten sich auch besorgt über die Sicherheitslage und forderten langfristig eine bessere Abstimmung zwischen den Regierungsorganen und den UN-Organisationen.

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