(Concepción, 06. Dezember 2014, medio a medio/colombiainforma).- Es ist kaum möglich, einen Bereich der Gesellschaft zu finden, der noch nicht zum Ziel von Drohungen des Paramilitarismus in Kolumbien geworden ist. Der jüngste Angriff war gegen diejenigen gerichtet, die für einen politischen Ausweg aus dem kolumbianischen Konflikt arbeiten und gegen diejenigen, die betonen, dass ein Frieden nur mit sozialer Gerechtigkeit möglich ist.
Jetzt sind die alternativen Medien zum Ziel der Paramilitärs geworden. Der „Bloque Capital D.C.“ der paramilitärischen Organisation Águilas Negras (Schwarze Adler) hat in einem mit Beschimpfungen, Rechtschreibfehlern und Großbuchstaben durchsetzten Pamphlet insgesamt 13 Medien und 16 Journalist*innen mit dem Tod bedroht. Sie seien eine „Brutstätte der Terroristen der FARC und der ELN“, heißt es unter anderem in dem zwei Seiten langen Text. Er wurde am 4. Dezember per E-Mail verschickt. Eine Woche zuvor hat dieselbe Organisation Journalist*innen und Mitarbeiter*innen von Fernsehkanälen wie Telesur und Canal Capital bedroht, sowie die Organisation Reporter ohne Grenzen.
Wie auch andere paramilitärische Gruppierungen versuchen auch die Águilas Negras, mit ihrer Strategie der Einschüchterung auf jede politische oder soziale Äußerung Druck auszuüben, die der Kriegslogik kritisch gegenübersteht und die Friedensgespräche unterstützt. Die Águilas Negras haben während des Wahlkampfes die Kandidat*innen der Parteien UP (Unión Patiótica) und PDA (Polo Democrático Alternativo) bedroht. Während der Agrarstreiks widerfuhr dasselbe vielen Bauernorganisationen und deren AnführerInnen; und wenn es mal universitäre Debatten gibt, werfen die Schwarzen Adler ihre Blicke auf die studentische Bewegung.
Frist bis zum 1. Januar
Das Netzwerk alternativer und kommunitärer Medien REMAP (Red de Medios Alternativos y Populares) hat sich in einer Erklärung mit den bedrohten Journalist*innen und Medien solidarisiert. Die fehlenden Garantien für die Ausübung der Meinungs- und Pressefreiheit im Land gipfelten nun in diesen Drohungen, so REMAP. Zudem zeigten sie, dass die kolumbianische Regierung keine Strategie zum Umgang mit den ständigen Bedrohungen habe, denen hunderte soziale Aktivist*innen im Land ausgesetzt sind.
In dem Drohbrief sind die Opfer mit Namen und Adressen aufgelistet. Speziell erwähnt wird die Familie des Journalisten Carlos Alberto Castaño, der mit einer Fotogalerie auf Missbrauchsfälle seitens der Sicherheitskräfte aufmerksam gemacht hatte. Er würde die „Ehre unserer Soldaten und Polizisten beschmutzen“, so die Águilas Negras. Die erwähnten Journalist*innen werden aufgefordert, bis zum 1. Januar ihre Wohnorte zu verlassen.
Staat ebnet den Weg für Drohungen
Für REMAP gibt es indes einen Zusammenhang zwischen diesen Drohungen und den Umgang des Staates mit der unabhängigen Presse und alternativen Medien. Die Sicherheitskräfte und Behörden würden Journalist*innen und alternative Medien diskreditieren, angreifen und verhaften und so eine Nachricht aussenden, an deren Ende nun diese Drohungen stünden. Mit dieser staatlichen Vorgehensweise würden die alternativen Medien zum Ziel von Angriffen und Morden gemacht.
In der Solidaritätserklärung schreibt REMAP, die Arbeit der bedrohten alternativen Medien und Journalist*innen sei „fundamental, um ein betrogenes und desinformiertes Land aus der Verdunkelung zu holen“. Diese Arbeit, heißt es weiter, sei „eine Aufgabe, welche die alternativen Medien zu etwas Unerwünschtem für die Mächtigen macht. Doch diejenigen, die heute ihre Drohungen feiern und unser Exil fordern, werden schon morgen eine Niederlage erleiden, wenn das Leben über sie siegt“.
Bedrohte JournalistInnen:
Nelson Lombana Silva, Hollman Moris, Luis Alberto Castaño, Oscar Castaño, Silvia Oviedo, Leandro Murillo, Oskar Will, Ricardo Murcia, Diego Sánchez, Dachi Vedea, Pacho Restrepo, Milena Galvis, Omar Vera, Ernesto Che Mercado, Andrés Gómez, Camila Ramírez.
Bedrohte alternative Medien:
Reporte Colombia, Colectivo Brecha, La Tribu Medios Populares de Comunicación, El Rebelde Medios, Trochando Sin Fronteras, Revista El Salmón, Alternativa Latinoamericana, Periódico El Turbión, Contagio Radio, El Macarenazoo, Colectivo Dejando Huella Haciendo Memoria, Kino Rama, Indivisibles.
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