von Karol Assunção
(Fortaleza, 19. Juli 2010, adital).- Knapp eine Woche lang besuchte eine europäische Delegation im Juli mehrere Gemeinden im Territorium der Zapatist*innen, welches über Mexikos südlichsten Bundesstaat Chiapas verstreut liegt. In einer Pressekonferenz schilderten die Vertreter*innen nichtstaatlicher Organisationen und Vereine ihre Eindrücke. Demnach habe es Verbesserungen innerhalb der Organisation und autonomen Struktur der zapatistischen Bewegung gegeben.
Nach eigenen Angaben hatte die Delegation während ihres Besuchs in Chiapas die Gelegenheit, sich selbst ein Bild von den vielen Fortschritten der zapatistischen Aktivitäten zu machen, wie zum Beispiel im Gesundheitssektor. In dem Bericht der Gruppe heißt es, die zapatistischen Gebiete hätten es geschafft, ein unabhängiges Gesundheitssystem aufzubauen, mit dessen Hilfe die Sterblichkeit sowohl von Müttern als auch Kindern reduziert worden sei.
Neben Präventionsarbeit und Impfkampagnen spiele im Gesundheitssystem das Wiederaufleben der traditionellen Medizin eine wichtige Rolle. Gleichzeitig werde die konventionelle Medizin jedoch nicht vernachlässigt. In der zapatistischen Verwaltungsregion La Realidad gibt es beispielsweise ein Krankenhaus mit Ultraschall-Geräten, einem Analyse-Labor und Operationssälen.
Einen weiteren Fortschritt im Territorium der Zapatist*innen verzeichnete die Delegation im Bildungssektor. Dort sei Bildung „bis ins hohe Alter Pflicht“. Die Gemeinden betrachteten Bildung als grundlegende Voraussetzung für die Emanzipation. Auch Frauen verfügten in den Gemeinden über Möglichkeiten zur Mitbestimmung. Schon mit dem 1993 erlassenen „Revolutionären Frauengesetz“ (Ley Revolucionaria de las Mujeres) hätten die Zapatist*innen auf die Marginalisierung von Frauen aufmerksam gemacht und die Anerkennung fundamentaler Gleichheitsrechte erreicht.
Der Bericht hebt außerdem die zapatistische Vision von Land und Territorium hervor, das als Arbeitsgrundlage diene und nicht für kommerzielle Zwecke missbraucht werden dürfe. Die Delegation machte deutlich, dass die zapatistische Autonomie demzufolge „auf dem historischen Grundprinzip des Schutzes der Erde und der natürlichen Ressourcen wie Wasser, Wald und Tiere“ basiere.
Die an natürlichen Ressourcen wie Wasser, Heilpflanzen und Mineralien reichen Gemeinden seien dennoch Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt, welche versuchten die zapatistische Bewegung zu schwächen und zu behindern. In dem Bericht heißt es: „Der Versuch, die zapatistische Bewegung zurückzudrängen, entspricht zwei wesentlichen Zielen der Regierung; die Kontrolle der Bevölkerung mittels landwirtschaftlicher Subventionen und die Privatisierung von Land zugunsten multinationaler Investoren im Bereich ‚Ökotourismus‘, sowie die Ausbeutung natürlicher Ressourcen in Zusammenhang mit dem Freihandelsabkommen NAFTA, dem Projekt Mesoamérica (voher Plan Puebla-Panamá) und der Initiative Merída“.
Geschichtliches
Die zapatistische Bewegung, repräsentiert durch die „Zapatistische Befreiungsarmee“ EZLN (Ejercito Zapatista de Liberación Nacional), begann ihren Aufstand am 1. Januar 1994. Indígenas und Landbevölkerung reagierten damit auf das Freihandelsabkommen der mexikanischen Regierung mit den USA. Auf diese Weise forderten sie Respekt für die traditionellen Gemeinden ein, welche das Rückgrat der mexikanischen Bevölkerung bilden und dennoch seit langem durch soziale Ausgrenzung gekennzeichnet sind.
Im Laufe der Jahre gründeten sie die so genannten „Juntas der Guten Regierung“ (Juntas del Buen Gobierno), die als selbständige Verwaltungszentren agieren. Seitdem findet die zapatistische Bewegung als Beispiel für wirkliche Demokratie Nachahmer*innen und Befürworter*innen in vielen Teilen der Welt.
Delegation würdigt Fortschritte in zapatistischen Gebieten von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Schreibe einen Kommentar