Buen Vivir – Das Recht auf ein erfülltes Leben in den Städten

(Lima, 07. Februar 2013, noticias aliadas-poonal).- „Jede Person hat das Recht, die Stadt und ihren öffentlichen Raum unter Einhaltung des Prinzips der Nachhaltigkeit, der sozialen Gerechtigkeit, dem Respekt gegenüber verschiedenen städtischen Kulturen und dem Gleichgewicht zwischen Stadt und Land in Anspruch zu nehmen.

 

Die Ausübung des Rechts auf Stadt basiert auf der demokratischen Verwaltung des Stadtgebietes, der sozialen und umweltbezogenen Funktion des Eigentums und der Stadt selbst, sowie der vollen Entfaltung der Staatsbürgerschaft“, heißt es in Artikel 31 der ecuadorianischen Verfassung von 2008.

Initiative für ein Erfülltes Leben in der Stadt

Das Recht auf einen sicheren und gesunden Lebensraum ist Teil des Konzepts des „Erfüllten Lebens“ (auf Spanisch Buen Vivir oder Sumak Kawsay in Kichwa), das neben Grundrechten wie dem Recht auf Wasser, angemessene Ernährung, eine intakte Umwelt und dem Recht auf Gesundheit in der Verfassung verankert ist.

Ausgehend von diesem Recht, startete das Ministerium zur Koordination des Nationalerbes am vergangenen 10. Januar das Projekt Ciudades del Buen Vivir (Städte des Erfüllten Lebens), das sich dem Schutz, der Erhaltung und Nutzung des kulturellen Erbes widmet und gleichzeitig Planungs-, Forschungs- und Schutzmechanismen entwickelt, die in Verbindung mit dem Stadtmanagement stehen.

Bewahrung der Identität und Verbesserung der Lebensqualität

Die Ministerin zur Koordination des Nationalerbes, María Belén Moncayo, erklärte, dass die Initiative „die Schaffung eines gerechten und integrativen Landes“ zum Ziel habe, das die Identität der Bevölkerung bewahrt und deren Lebensqualität verbessert werde. Die Kosten der Initiative, die bis zum Jahr 2017 laufen soll, lägen bei 933 Millionen US-Dollar.

In einem Radiointerview betonte Moncayo, dass „es darum geht, die Stadt als ein Recht zu stärken. Dabei wird berücksichtigt, dass auch Identität zu diesem Recht gehört, das wir garantieren müssen“.

In Städten, in denen die Durchführung des Projekts geplant ist, soll zur Aufwertung des öffentlichen Raumes mit den lokalen Behörden zusammengearbeitet werden. Dabei soll Anstoß zum Bau von Fahrradwegen und Fußgängerzonen, zum Pflanzen von Bäumen und zum Erhalt vorhandener Werte gegeben. Auch sollen Vorhaben im Erwerbsbereich, so etwa verantwortungsbewusster Tourismus und die Gastronomie, zum Erhalt des Kulturerbes angeregt werden.

Nationaler Plan für ein Erfülltes Leben

Diese Aspekte sind im Nationalen Plan für das erfüllte Leben 2009-2013 (Plan Nacional para el Buen Vivir 2009-2013) vorgesehen, der die Politik, die Programme sowie die öffentlichen Projekte festlegt und das Erfüllte Leben als „komplexes, lebendiges, nicht-lineares Konzept, das historisch entstanden ist und daher einem ständigen Bedeutungswandel unterliegt“, beschreibt.

Das Erfüllte Leben „steht für die Erfüllung der menschlichen Bedürfnisse, eine würdevolle Lebensqualität und einen würdigen Tod, die Liebe und das Geliebt werden und die gesunde und friedliche Entfaltung aller im Einklang mit der Natur, sowie das dauerhafte Fortbestehen der menschlichen Kulturen. Das erfüllte Leben bedeutet ebenso, freie Zeit zu haben für Besinnlichkeit und Emanzipation. Es setzt voraus, dass die Freiheiten, Möglichkeiten, realen Fähigkeiten und Potentiale der Individuen auf eine Art und Weise wachsen und gedeihen, die es ermöglicht, das zu erreichen, was die Gesellschaft, die Regionen, die verschiedenen kollektiven Identitäten und jede einzelne Person als Ziel eines wünschenswerten Lebens erachtet (sowohl materiell als auch subjektiv und ohne, dass dies zu irgendeiner Art von Herrschaft über eine andere Person führt).

Jede einzelne Person wird dabei als universeller Mensch und als Einzelperson betrachtet. Unser Konzept des Erfüllten Lebens verpflichtet uns dazu, den öffentlichen Bereich neu zu gestalten, um uns darin als verschiedene aber gleichberechtigte Personen zu akzeptieren, zu verstehen und wertzuschätzen. Ziel dessen ist, das Potential der Wechselseitigkeit und gegenseitigen Anerkennung zu entfalten und somit die Selbstverwirklichung und das Errichten einer gemeinsamen sozialen Zukunft zu ermöglichen“, heißt es in diesem Dokument.

 

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