Mitzy Cortés ist eine junge Klimaaktivistin aus dem südmexikanischen Bundesstaat Oaxaca. Sie ist Teil der „Red de Futuros Indigenas“, ein Netzwerk indigener Gruppen, das versucht, verschiedene Widerstandsformen zur Verteidigung indigener Gebiete mit dem Kampf gegen den Klimawandel zu verbinden und so um ihre Zukunft zu kämpfen.
„Im Angesicht einer Klimakrise, die unsere Zukunft auf dem Planeten bedroht, die unser Leben und unsere Territorien in Gefahr bringt, organisieren sich Vertretende von mehr als 20 indigenen Völkern, um dieser Notlage zu begegnen. In Zeiten des aufgezwungenen Todes organisieren wir uns.“ (aus dem Manifest der Red de Futuros Indígenas)
Mitzy Cortés ist außerdem Teil der Kampagne „Milpamérica resiste“, die länderübergreifend mit Kollektiven aus Zentralamerika zusammenarbeitet. Die Kampagne engagiert sich gegen Megaprojekte wie den Tren Maya oder den sogenannten „Corredor Transístmico“, ein geplantes, riesiges Industriegebiet mit einer Zugverbindung vom mexikanischen Pazifik zum Atlantik. Mit ihrer Arbeit versucht die junge Aktivistin, verschiedene Kämpfe und Aktionsfelder auch international zu vernetzen. „Es ist für den ganzen Planeten von Bedeutung, wenn sich die Gemeinschaften gegen Megaprojekte und gegen den Bergbau wehren; denn diese großen Megaprojekte kennen keine Grenzen!“, erklärt Cortés bei einem Gespräch in Berlin. „ Der Transístmico soll zum Beispiel mit anderen Industriegebieten in Zentralamerika verknüpft werden. Das sind also keine vereinzelten Probleme, sondern Probleme ganzer Regionen, wie es sie überall auf der Welt gibt. Deswegen versuchen wir auch, gemeinsam dagegen anzukämpfen und den Kampf um die Ländereien mit dem Klimawandel zu verbinden.“
Militarisierung zum Wohl der Industrie
In Oaxaca und im Isthmus von Tehuantepec gibt es zudem eine ganze Menge an Umweltproblemen, die mit Großprojekten zusammenhängen. Neben dem Corredor Transistmico sind das vor allem Bergbauprojekte. Allein in Oaxaca gebe es über 100 Bergbaukonzessionen, viele davon würden etwa 100 Jahre gelten, so Cortés. Doch das ist nicht das einzige Problem: „Überall im Land verbünden sich die großen Industriezweige mit Lokalregierungen, kriminellen Organisationen und Unternehmen. Und fast immer mit der Armee. Der Corredor Transistmico zum Beispiel wird von der Marine geleitet. Damit wird also die ganze Gegend militarisiert.“
Die 24-jährige Cortés studiert mittlerweile in Mexiko-Stadt, ist aber in der mixtekischen Gemeinde San Sebastián Tecomaxtlahuaca aufgewachsen. Sie lacht, als sie danach gefragt wird. Groß geworden ist sie mit dem Gemeindeleben und den traditionellen Gemeindeversammlungen. Doch inzwischen haben Organisationen Wählerstimmen gekauft, um damit wirtschaftlichen und politischen Einfluss zu bekommen. Damit können sie die Gemeinden kontrollieren und die herkömmlichen Organisationsstrukturen zerstören. Auch die Gewalt habe zugenommen.
In der Gemeinde von Mitzy Cortés selbst gibt es zwar keine Großprojekte; allerdings wird dort Sand aus den Flüssen abgebaggert, der für Baustellen benötigt wird. Dadurch werden die Flussbette beschädigt, oft fehlt dann Wasser für die Bewässerung der Felder. Was man gegen den Raubbau an der Natur tun könnte, da hat sie schon einige Vorschläge. Die Gemeinschaften müssten stärker zusammenarbeiten und sich weiter organisieren: „Nur eine organisierte Bevölkerung kann Widerstand gegen das alles leisten“, so Cortés enthusiastisch. „Wenn man organisiert ist, kann man etwa die Gemeindegüter verteidigen, das Gemeindeland; man kann verhindern, dass das Land privatisiert wird. Die Gemeindestrukturen zu bewahren kann ein Mittel sein, um sich zu verteidigen.“ Eine Vernetzung zwischen den Gemeinschaften würde die eigene Autonomie stärken, glaubt Cortés.
Ausgezeichnet mit dem Global Citizens Award
Für ihr Engagement hat Mitzy Cortés sogar schon international Anerkennung gekriegt. 2022 erhielt sie den Global Citizens Award. Die Preisverleihung war begleitet von einem Megaevent im New Yorker Central Park: Mitzy Cortés sprach vor zehntausenden jungen Menschen, auch Politiker*innen wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ließen es sich nicht nehmen, ein paar schöne Worte zu sagen, sogar das US-Präsidentenpaar Biden war für ein müdes Statement zugeschaltet. Anschließend spielten Megastars wie Mariah Carey und Metallica.
Der renommierte Preis ist sicherlich eine wichtige Anerkennung für ihre politische Arbeit. Aber damit allein kann die Klimakatastrophe nicht gestoppt werden, das weiß auch Cortés: „Zunächst einmal wollen wir, dass anerkannt wird, wer verantwortlich ist: Die Privilegien der Menschen im globalen Norden haben Menschenleben im Süden gekostet!“ Die Menschen im Globalen Süden, die Widerstand gegen Megaprojekte und Bergbau leisteten, seien diejenigen, die wirklich gegen den Klimawandel kämpften, findet Cortés: „Wir wollen, dass gesehen wird, wer wirklich dafür kämpft, dass diese ganze Zerstörung gestoppt wird. Deshalb sagen wir, dass wir lebendige Lösungen sind. Wer gegen diese Vernichtungsmaschinerie, die die Klimakrise verursacht, Widerstand leistet, leistet Widerstand für den Planeten!“
Zuletzt hat das Netzwerk Futuros Indigenas am Weltkongress für Klimagerechtigkeit in Mailand im Oktober teilgenommen. „Wir wollen Klimagerechtigkeit und Wiedergutmachung, und keinen grünen Kapitalismus!“, sagt Mitzy Cortés zum Abschluss des Gesprächs. Ihr ist es wichtig, die Hoffnung zu bewahren. Sie sieht sich als Teil des Kampfes für die Erde und sie hofft, dass sich mehr Menschen an diesem Kampf beteiligen.
Zu diesem Artikel gibt es auch einen Podcast bei Radio onda.
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