(Mexiko-Stadt, 10. Oktober 2024, Desinformémonos).- Vertreter*innen der Maya-Völker haben bei den Bundesbehörden einen Antrag auf Ausrufung des sozio-ökologischen Notstands auf der Halbinsel Yucatan gestellt. Damit könnten dringende Maßnahmen ergriffen werden, um „die schwerwiegenden Schäden zu stoppen, die durch ein Entwicklungsmodell verursacht werden, das durch Megaprojekte wie den Tren Maya [ein Infrastrukturprojekt zweier Eisenbahnstrecken im Süden Mexikos], die Agrarindustrie und die Ausweitung des Immobilienmarktes zu erheblichen Verlusten an Land und Ökosystemen in der Region geführt hat“.
Umweltzerstörung und Kulturverlust durch Megaprojekte
Sie wiesen darauf hin, dass die Maya-Völker bereits bei mehreren Gelegenheiten die Abholzung der Wälder, die Verschmutzung des Wassers, das massive Bienensterben, den Verlust der Bio-Zertifizierung des Honigs aufgrund der Nähe von Schweine- und Geflügelfarmen, den Verlust einheimischen Saatguts und indigener Gebiete angeprangert haben. Die Zerstörung des sozialen Gefüges und die Verschlechterung des Gesundheitszustands der Völker und Gemeinschaften seien „das Ergebnis der Durchführung verschiedener Megaprojekte auf der Halbinsel, die zusammen eine noch nie dagewesene sozio-ökologische Krise hervorrufen, deren Folgen unumkehrbar sein könnten“.
„Die Bundesverwaltung, die kürzlich ihre Amtszeit beendet hat, hat weder unser Recht auf Selbstbestimmung garantiert, noch hat sie angemessene Maßnahmen ergriffen, um diese sozio-ökologische Krise anzugehen, obwohl die Maya-Völker über verschiedene Kanäle und bei verschiedenen Gelegenheiten darauf bestanden haben“, so das Menschenrechtszentrum Utsil Kuxtal und die Maya-Allianz für die Bienen der Halbinsel Yucatán Kabnáalo’on in einer Erklärung.
Die Organisationen fassen zusammen, dass zu den Beschwerden der Maya-Völker die Zerstörung von Cenoten und die Abholzung von Millionen Bäumen durch das Projekt Tren Maya zählen. Zudem führe der Bau von Brauereien, die das Grundwasser austrocknen und versalzen, zu weiteren Problemen. Auch die territoriale Enteignung und die Zerstörung ihrer kulturellen Integrität durch Megaprojekte gehören zu den schweren Vorwürfen.
Sie fügten hinzu, dass die industrielle Landwirtschaft, zu der auch „der illegale Anbau von gentechnisch verändertem Mais und Soja“ gehört, zum Verlust großer Wald- und Forstflächen geführt hat. Gleichzeitig tötet der massive Einsatz von Agrochemikalien (insbesondere Fipronil, Neocotinoide und Glyphosat) Bienen, was „die Bestäubung beeinträchtigt und eine wesentliche Lebensgrundlage der Maya zerstört“.
Die Gemeinden wiesen auch auf die Existenz von mehr als 800 Schweine- und Geflügelfabriken hin, „von denen viele ohne Umweltverträglichkeitsprüfung betrieben werden“. Diese verschmutzen das Wasser und führen zu einem Verlust von Waldflächen und zur Verseuchung von Bienenstöcken. Außerdem habe das „unkontrollierte“ Wachstum der Bergbaukonzessionen sowie die Ausdehnung des Immobilienmarktes, „der sich die Küste der Halbinsel aneignet“, wie sie betonten, die „Gemeinden zu Kolonien der Großstädte degradiert, was nur dank der geheimen Absprachen der landwirtschaftlichen Institutionen zu verstehen ist, die den Verkauf und die Enteignung der Ejidos ermöglichen“.
Maya-Gemeinschaften fordern Maßnahmen
Angesichts der Probleme, mit denen die Maya Völker und die gesamte Region im Süden des Landes konfrontiert sind, forderten die Gemeinden die Behörden auf, Maßnahmen zu ergreifen, um „die schwerwiegenden sozio-ökologischen Auswirkungen der Megaprojekte“ anzugehen und die Schäden zu untersuchen, zu bestrafen und zu beheben, um die Krise zu überwinden.
Der Antrag wurde der Präsidentin Claudia Sheinbaum, dem Umweltministerium, der Bundesanwaltschaft für Umweltschutz, der Nationalen Wasserkommission und dem Ministerium für Stadtentwicklung sowie dem Gesundheitsministerium vorgelegt und wird auch den Gouverneur*innen von Campeche, Yucatan und Quintana Roo zugestellt, so die Organisationen.
Mayas fordern sozio-ökologischen Notstand auf Yucatán von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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