(Montreal, 22. Dezember 2022, servindi) Nach knapp zweiwöchigen Verhandlungen endete die Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen (COP 15) in Montreal mit einer Vereinbarung, die die Bedeutung indigener Gemeinschaften für den Erhalt der Artenvielfalt betont. Ein zentraler Bestandteil der Vereinbarungen ist, dass indigene Territorien nun eine eigene Schutzkategorie bilden. Diese hat sowohl den Schutz der Natur als auch der indigenen Gruppen selbst zum Ziel. Der Abschlusstext beschreibt zudem die explizite Anerkennung der Rechte, der Territorien und des Wissens indigener Gruppen und lokaler Gemeinschaften sowie ihrer Rolle als Bewahrer*innen ihrer Lebensräume als effektivstes Mittel zur Begrenzung der Erderwärmung und für den Erhalt der Artenvielfalt. Für diese Anerkennung haben die Gemeinschaften lange gekämpft. Im Hinblick auf die weiteren, allgemeinen Vereinbarungen der COP 15 sind dies die vielversprechendsten Fortschritte. „Maßnahmen, die auch die Rechte Indigener einbeziehen, sind die Zukunft des Naturschutzes. Die direkte finanzielle Unterstützung indigener Gemeinschaften wird dann der nächste kritische Schritt sein”, sagte An Lambrechts, Leiterin der Greenpeace-Delegation auf der COP 15.
Das 30×30-Ziel allein reicht nicht
Die Verhandlungen endeten in einem Abkommen, das als historisch angesehen wird: mindestens 30 Prozent der Land- und Wassermasse der Erde sollen bis 2030 unter Schutz stehen. Kritiker*innen weisen jedoch darauf hin, dass keine konkreten Maßnahmen zur Erreichung des Ziels vereinbart wurden. „Auch wenn das Abkommen ein wichtiger und notwendiger Schritt nach vorne ist, sind die Vereinbarungen nicht das, was wir erwartet hatten”, heißt es in einer Stellungnahme der spanischen Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción. Das 30×30-Ziel lasse die eigentlichen Ursachen des Artensterbens außer Acht und ergreife keine Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung, warnt diese.
Stattdessen fordern die Aktivist*innen, über den bloßen Schutzstatus hinauszugehen und für die Gebiete konkrete Pläne zu entwickeln, die auch eingehalten werden. Dies hätte bereits in dem Abkommen festgehalten werden müssen. Außerdem stellen sie infrage, ob es eine ausreichende Finanzierung zur Umsetzung gibt und weisen darauf hin, dass Interessengruppen, die keine Ausweitung des Naturschutzes wollen, immer wieder versucht hätten, auf die Verhandlungen der COP 15 Einfluss zu nehmen.
Aufruf an Amazonasregierungen
Der Dachverband der indigenen Organisationen im Amazonasbecken (Coordinadora de las Organizaciones Indígenas de la Cuenca Amazónica, COICA) rief die Regierungen der zur Amazonasregion gehörenden Länder auf, konkrete Strategien zu entwickeln, um die vereinbarten Ziele zu erreichen. Diese sollten in die schon bestehenden Strategien und Aktionspläne zur Biodiversität (Estrategias y Planes de Acción Nacionales sobre Biodiversidad) der jeweiligen Länder integriert werden. Denn diese seien die geeigneten „Instrumente der einzelnen Regierungen, die globalen Ziele zum Erhalt der Artenvielfalt umzusetzen.” In diesem Sinn fordert der Verband die Regierungen auf “Pioniere zu sein, in der Formulierung regionaler Ziele zum Schutz von Ökosystemen, die, wie zum Beispiel das Amazonasgebiet, für den Erhalt der Biodiversität sowie der Wasserkreisläufe des Planeten wichtig sind und eine klimaregulierende Wirkung haben.” Auch der COICA betont, dass dies nur gelingen könne, wenn die indigenen Gemeinschaften einbezogen werden.
Indigene Territorien sind neue Schutzgebietskategorie von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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