Iden des März: Den Transgenen droht Unbill

von Silvia Ribeiro*

(Mexico-Stadt, 22. März 2014, la jornada).- In den vergangenen Wochen haben wir wichtige Erfolge im Widerstand gegen die gentechnisch veränderten Organismen gesehen. Gleichzeitig häufen sich die Belege für ihre negativen Auswirkungen auf Gesundheit, Umwelt und Wirtschaft. Am 7. März erteilte ein Gerichtshof im mexikanischen Bundesstaat Campeche eine einstweilige Verfügung gegen die Aussaat von Gensoja.

Klage von indigenen Gemeinden und Imkervereinigungen gegen Gensoja-Aussaat

Das Landwirtschaftsministerium hatte 2012 einen Antrag Monsantos auf die Aussaat genehmigt. Der Prozess geht auf eine gemeinsame Initiative der Maya-Gemeinden Pac-Chen und Cancabchen aus dem Landkreis Hopelchén in Campeche und verschiedener Imkervereinigungen zurück. Die einstweilige Verfügung gilt für den gesamten Bundesstaat.

Die Gemeinden führen an, dass ihr Recht als indigene Völker auf eine freie, vorherige und informierte Konsultation verletzt wurde. Ebenso sehen sie ihr Recht auf eine gesunde Umwelt verletzt. Hierzu führen sie die mit der Gensoja einhergehenden Anwendung großer Mengen von Agrargiften, die Entwaldung und die verheerenden Auswirkungen auf die Bienenzucht an. Letztere ist eine traditionelle Aktivität und Lebensgrundlage für mehr als 25.000 Bauernfamilien auf der Halbinsel Yucatán.

Die Kläger*innen belegten, dass sowohl das Umwelt- wie auch das Landwirtschaftsministerium negativ ausfallende Gutachten der Nationalen Kommission für die Erforschung und Nutzung der Biodiversität Conabio, der Nationalen Kommission für Naturschutzgebiete Conanp und des Nationalen Ökologie-Institutes INE über Gensaaten in der Zone absichtlich ignorierte. Dies hat sich in vielen anderen Fällen wiederholt. So genehmigte die Bundesregierung die Aussaat von Genmais auf Versuchs- und sogenannten Pilotfeldern. Systematisch haben die Regierungsfunktionäre die für die Transgene kritisch ausfallenden Gutachten der eigenen Fachbehörden nicht beachtet.

Gentechnisch verunreinigter Honig gefährdet Export

Im selben Monat fand ein wissenschaftlicher Artikel Verbreitung, der die Verunreinigung von Honig mit Pollen von Gensoja in Hopelchén nachweist. Dies hat starke Auswirkungen auf die Gemeinden, da es den Export ihres Honigs nach Europa, ihrem wichtigsten Absatzmarkt, verhindert.

Der Artikel erschien ursprünglich am 7. Februar in der Online-Zeitschrift Scientific Reports, die zur Verlagsgruppe Nature gehört. Hauptautor ist Rogel Villanueva, Forscher des Zentrums Ecosur.

Er legt eine weitere Lüge der Gentechnikindustrie offen: da die Soja sich selbst bestäube und die Bienen ihre Blüten nicht besuchen würden, gäbe es kein Risiko. Stattdessen ist nun belegt, dass die Gensoja eine schwerwiegende Bedrohung für die Biodiversität und die bäuerlichen Lebensgrundlagen bedeutet.

Am 15. März verbot das französische Landwirtschaftsministerium die Aussaat des Genmais Mon810 von Monsanto, der mit dem Gift der Bt-Bakterie (Bacillus thuringiensis) manipuliert ist. Das Dekret, das sich ausdrücklich auf das Vorsorgeprinzip stützt, wurde aufgrund der unmittelbar bevorstehenden Saatzeit erlassen, obwohl das Parlament im April über das Thema diskutieren wird. In der Begründung werden zuverlässige wissenschaftliche Daten und jüngste internationale Untersuchungen angeführt, nach denen der Anbau von Mais der Sorte Mon810 schwerwiegende Risiken für die Umwelt sowie hinsichtlich der Verbreitung schädlicher und resistent gewordener Organismen bergen würde.

Bio(un)sicherheits-Regeln in Mexiko

Frankreich ist das zehnte europäische Land, das diesen Mais verbietet. Im Januar stimmte das Europäische Parlament gegen den Konsum des Genmais 1507 durch Mensch und Tier. Bei diesem Mais von Dupont-Pioneer, ebenfalls mit dem Bt-Giftstoff und tolerant gegen das Agrargift Glufosinat, werden die hohen Risiken und unzureichende Evaluierungsmethoden angeführt.

Obwohl jedes europäische Land die Transgene auch für den Fall einer Genehmigung durch die Europäische Union verbieten kann, schlägt Frankreich vor, dass die Unternehmen aufgrund des Kontaminierungsrisikos die Genehmigung jedes Landes getrennt beantragen müssen. Ein weiterer Beleg, der die Bio(un)sicherheits-Regeln in Mexiko offenlegt, nach denen eine Aussaat in einigen Zonen ohne die Kontaminierung anderer Gebiete möglich ist. Eine Angabe, die von der nationalen und weltweiten Realität durch Kontaminierungsfunde über große Distanzen hinweg widerlegt ist.

Erfolge gegen Gen-Saatgut in Brasilien und Chile

In Brasilien fällte am 13. März ein Richter ein historisches Urteil gegen die Freisetzung des gegen Glufosinat toleranten Genmais Liberty Link von Bayer. Den siebenjährigen Prozess hatten die Organisationen Terra de Direitos, Idec, die KleinbäuerInnenvereinigung und der Verein AS-PTA angestoßen. Der Richter entschied, die Umweltverträglichkeitsprüfung tauge nichts, da sie nicht angemessen auf die verschiedenen brasilianischen Ökosysteme eingehe.

Das Urteil stellt in der Praxis alle Genehmigungen für gentechnisch veränderte Pflanzen in Brasilien infrage, die die Risikounterschiede je nach Ökosystem nicht berücksichtigen. In Mexiko ist die angebliche Evaluierung noch laxer, obwohl es sich um ein megadiverses Land mit Dutzenden unterschiedlicher Ökosysteme handelt.

Chilenische Regierung zog Monsanto-Gesetz zurück

Im selben Monat März zog die chilenische Regierung einen Gesetzesentwurf zu Saatgut zurück. Dieser sah vor, die Gesetzgebung über Pflanzensorten der Konvention UPOV 91 anzugleichen. Das internationale Übereinkommen stellt die Rechte der transnationalen Unternehmen zum Nachteil des kleinbäuerlichen und öffentlichen Saatgutes sicher.

In Chile wird es daher auch Monsanto-Gesetz genannt. Eine enorme gesellschaftliche Opposition von Anamuri, der Via Campesina und vielen anderen Organisationen erzwang diesen Rückzug.

Und erneut: Teile des Gesetzesinhaltes sind in Mexiko Bestandteil von Gesetzen, die das Saatgut regulieren. Hier scheiterte 2012 dank des Widerstandes von Organisationen und Wissenschaftler*innen der Versuch, das Gesetz über Pflanzensorten mit der UPOV 91 zu harmonisieren.

Umweltbehörde von Córdoba (Argentinien) wies Umweltstudie von Monsanto zurück

In der Provinz Córdoba, Argentinien, wies das örtliche Umweltministerium die von Monsanto präsentierte Umweltverträglichlichkeitsstudie für einen Standort zurück, der zum größten Erzeuger von Genmais-Saatgut auf dem Kontinent geworden wäre. Das Ministerium beurteilte die Studie als unzureichend, wiederholend und oberflächlich. Eine Auswirkung des großen Widerstandes von Organisationen und Anwohner*innen, die bereits schwer durch die in Zusammenhang mit Gensaaten benutzten Agrargiften geschädigt wurden. Unter anderem verdreifachten sich die Krebsfälle.

Angesichts der enormen mit ihnen verbundenen Risiken, macht es absolut keinen Sinn, die Aussaat und den Konsum von Transgenen zu erlauben. Es gibt eine Vielzahl von Alternativen, die hinsichtlich der Gesundheit, des Ertrags und der Wirtschaftlichkeit überlegen sind.

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