von Ceccam
(Berlin, 23. Januar 2015, poonal).- Nach Recherchen der mexikanischen Zeitschrift Contralínea setzten Multis bei Transportunfällen in Mexiko binnen weniger Jahre 800 Tonnen genveränderten Mais und Reis frei. So habe es von 2010 bis 2013 mindestens sieben Transportunfälle in Mexiko gegeben, bei denen signifikante Mengen von genverändertem Mais und Reis mit der freien Natur in Berührung kamen. Contralínea beruft sich auf Angaben und Berichte der Interministeriellen Kommission für die Biosicherheit der gentechnisch veränderter Organismen CIBIOGEM (Comisión Intersecretarial de Bioseguridad de los Organismos Genéticamente Modificados).
Unfälle in Chihuahua, Guanajuato und Veracruz
Die Unfälle geschahen demnach in den drei Bundesstaaten Chihuahua, Guanajuato und Veracruz. Sie wurden von den verantwortlichen Unternehmen – Monsanto Comercial, Bayer de México, Almidones Mexicanos und CPIngredientes – per E-Mail oder telefonisch der zuständigen Abteilung im mexikanischen Landwirtschaftsministerium gemeldet. Spezifischere Ortsdaten bekam die Zeitschrift nicht.
Bei den freigesetzten Mengen handelte es sich um insgesamt 712,5 Tonnen gentechnisch veränderten Mais sowie etwas mehr als 90 Tonnen Genreis. In der Mehrheit der Fälle wird die Entgleisung von Zugwaggons als Ursache angegeben. Auch beim Transport über Fernstraßen gab es Zwischenfälle. Beim größten Unfall wurde eine Fracht von 631 Tonnen Futtermais aus zwölf Güterwaggons ausgeschüttet, als am 30. März 2010 ein Zug in Veracruz entgleiste.
Dieser Genmais kam aus den USA. Es handelte sich um einen Transport, für den das Unternehmen CPIngredientes verantwortlich war. Bei einem weiteren Vorfall unter der Mitverantwortung von Bayer de México wurden am 7. Januar 2011 gut 66 Tonnen gentechnisch veränderte Baumwollsamen im Bundesstaat Chihuahua ausgeschüttet. Der letzte registrierte Unfall dieser Art geschah im Dezember 2013.
„Mich wunderte die Menge“
Contralínea zitiert aus dem COBIOGEM-Bericht, dass Vertreter*innen des Agrarministeriums die Unfallorte jeweils inspizierten und die „notwendigen Sicherheitsmaßnahmen“ bestimmten, um Schäden abzuwenden. Nach offiziellen Angaben handelt sich um die einzigen registrierten Unfälle dieser Art auf nationalem Territorium. Über mögliche Dunkelziffern spekulierte Contralínea nicht.
Die Zeitschrift fragte auch den Experten in Biotechnologie, José Antonio Serratos, nach seiner Einschätzung der Vorfälle. Serratos ist Mitglied der Vereinigung gesellschaftlich engagierter Wissenschaftler UCCS (Unión de Científicos Comprometidos con la Sociedad). Für ihn stellen die Unfälle die Existenz minimaler Parameter für die Biosicherheit im Land infrage. Sie seien als Verunreinigungspunkte Risikofaktoren, die zur Reproduktion von transgenem Saatgut führen könnten. Die Unfälle kämen den Interessen der Multis sehr entgegen. „Mich wunderte die Menge“, so Serratos.
Gentechnisch veränderter Futtermais wird aus den USA importiert
Mexiko ist Ursprungs- und Vielfaltszentrum von Mais und auch von Baumwolle. Die kommerzielle Aussaat von Genmais ist bisher noch verboten. Der aus den USA importierte und prinzipiell saatfähige Futtermais ist jedoch überwiegend gentechnisch verändert. Genbaumwolle wird vor allem im Norden Mexikos bereits auf größeren Flächen produziert. (Der – auf Spanisch verfasste – Artikel von Contralínea ist einzusehen unter: http://contralinea.info/archivo-revista/index.php/2015/01/18/trasnacionales-liberan-por-accidente-800-toneladas-de-transgenicos/
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