Berta Cáceres (Copinh): „Ich lasse mich nicht unterkriegen!“

von Giorgio Trucchi, LINyM

(Managua, 11. Juni 2013, LINyM).- Am 24. Mai 2013 wurde Bertha Cáceres, Generalkoordinatorin des Zivilen Rates der zivilgesellschaftlichen und indigenen Organisation von Honduras Copinh (Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras) zusammen mit dem Community Journalisten und Mitglied derselben Organisation, Tomás Gómez, bei einer Kontrolle widerrechtlich verhaftet.

 

Zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung befanden sie sich im Auto auf dem Weg in die Region Río Blanco, wo seit mehr als 70 Tagen Lenca-Indigene mit vorbehaltloser Unterstützung von Copinh gegen das Staudammprojekt „Agua Zarca“ protestieren.

Während der Durchsuchung behandelte man Cáceres und Gómez unverhältnismäßig hart. Die Anführerin der Lenca-Indigenen wurde zuerst des illegalen Waffenbesitzes bezichtigt, später jedoch, auch auf internationalen Druck hin und im Zuge zahlreicher nationaler und internationaler Solidaritätsbekundungen, unter Auflagen freigelassen.

Am 13. Juni 2013 musste Cáceres vor Gericht erscheinen, um zum Straftatbestand des illegalen Waffenbesitzes Stellung zu nehmen. Diesen habe sie laut Copinh nicht nur nicht begangen. Die Anschuldigung sei auch Teil eines gut durchdachten Plans, so die Organisation. Er ziele darauf ab, die Kriminalisierung und die unverhältnismäßigen Aktionen der Justiz angesichts des Kampfes der Indigenen, der Landarbeiter*innen und generell der Bevölkerung, weiter auszuweiten.

Einige Tage vor der ersten Vernehmung hat die Lista Informativa „Nicaragua y más“ LINyM mit Berta Cáceres gesprochen.

Es sind nur noch wenige Tage bis zum Beginn der Gerichtsverhandlung in Santa Bárbara. Wie bereitest du dich vor?

Bertha Cáceres: Zunächst möchte ich wiederholen, dass es sich um ein politisches Verfahren handelt, mit dem man die Kriminalisierung des historischen Kampfes des Volkes der Lenca fortführt. Unser Kampf richtet sich gegen die Plünderung von Rohstoffen und den Raub unserer Territorien. Und im konkreten Fall gegen das Staudammprojekt von Agua Zarca. Dieser Kampf dauert schon länger als 70 Tage an – 70 Tage, in denen das Volk der Lenca und Copinh sich stark und unnachgiebig gezeigt haben.

Wie lautet die Anklage gegen dich?

Bertha Cáceres: Zuerst klagte mich der Staatsanwalt und nun auch Generalstaatsanwaltschaft des illegalen Waffenbesitzes an. Außerdem werde ich beschuldigt, die interne Sicherheit des Landes Honduras zu gefährden.

Bertha Cáceres: Wir tragen überhaupt keine Waffen. Es handelt sich hier um eine Verfolgung durch die Justiz. Sie ist Teil der permanenten Schikanen gegen Copinh, mittels Verfolgungen per Auto, Todesdrohungen, Übergriffen und widerrechtlichen Festnahmen, Verleumdungs- und Einschüchterungskampagnen. Und das alles inmitten einer ständig wachsenden Militarisierung, wodurch sich die Verletzung der Menschenrechte immer mehr verstärkt.

Weshalb konzentrieren sich die Angriffe auf deine Person?

Bertha Cáceres: Ich bin Generalkoordinatoren von Copinh, war bei allen Protesten dabei und habe den Kampf des Volkes der Lenca unterstützt. Wir wissen aus vertraulichen Quellen, dass das Unternehmen, welches das Staudammprojekt betreibt, einen Plan ausgearbeitet hat, um mich anzugreifen. Bis hin zu der Aussage: „Wenn sie fällt, werden die anderen schon klein beigeben.“

Sie unterliegen jedoch einem gewaltigen Irrtum, weil es sich hier nicht um den Kampf einer Person handelt, sondern um den von hunderten Bewohner*innen einer Gemeinschaft, die autonom in ihren Entscheidungen sind. Sie haben in dieser Zeit mehr als 30 indigene Versammlungen abgehalten und besitzen ihre eigenen Vertreter*innen und Entscheidungsmechanismen.

Sie können uns ins Gefängnis sperren oder sogar umbringen – der Kampf wird nicht aufhören. Die Gemeinschaften sind bereit und entschlossen und werden keinen weiteren Übergriff auf das Gebiet ihrer Vorfahren dulden.

Und wie geht es dir in dieser Situation?

Bertha Cáceres: Ich fühle mich stark und stolz. Sie werden mich mit diesen repressiven Maßnahmen nicht einschüchtern. Und noch mehr Kraft ziehe ich aus dem Widerstand von Copinh und aus dem der Gemeinschaften. Ebenso wie aus der nationalen und internationalen Solidarität. Während meines ganzen Lebens war mir bewusst, was passieren kann, wenn man kämpft. Mir ist auch klar, dass wir uns hier der Macht der Oligarchie, der Banken, des Finanzsektors und transnationalen Unternehmen entgegenstellen. Ebenso wie dem Staat Honduras und seinen repressiven Organen, die sich in der Vergangenheit immer den Interessen der großen, multinationalen Unternehmen gebeugt haben.

Am 13. Juni 2013 werden sich verschiedene Gruppen für deine uneingeschränkte Freiheit einsetzen. Es gibt schon eine starke Bewegung und wir sind dabei, ein Forum zum Schutz der Flüsse und der Gemeingüter umzusetzen, an der Delegationen und Delegierte aus dem ganzen Land teilnehmen werden. Am 13. Juni 2013 wird es eine Demonstration vor dem Gericht von Santa Bárbara geben, wenn die erste Anhörung beginnt. Ich lasse mich nicht unterkriegen!

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