(Lima, 24. November 2019, servindi). – Als am 6. November 2019 ein Reporter den Präsidenten von Kolumbien, Iván Duque, zur Bombardierung von Dissidenten der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) im südlichen Departamento Caquetá befragte, antwortet dieser: „Wovon redest du, Alter?“ und beschleunigte seine Schritte. Seine Antwort könnte als eine weitere, unglücklich formulierte Erwiderung in Erinnerung bleiben – sie wurde jedoch zu einem der Sätze, der in Kolumbien für die meiste Empörung sorgte, da bei dem Einsatz acht Minderjährige starben und diese Tatsache außerdem noch vor der Öffentlichkeit verborgen werden sollte.
Iván Duque wird als ein Präsident gesehen, der zwar hört, aber nicht zuhört. Die Kundgebungen, die am 21. November 2019 begonnen haben, als das Land sich in einem landesweiten Streik befand, werden nicht aufhören, bis die Regierung Kolumbiens aus dieser Lethargie erwacht ist. Die Unzufriedenheit über die Regierung sitzt tief, besonders, was deren wirtschaftspolitische Agenda betrifft, als auch hinsichtlich der Art und Weise, wie die Umsetzung des Friedensabkommens herausgezögert wurde, von dem Duque ein eiserner Gegner ist.
Die Forderungen der breiten Bewegung sind klar
Die wichtigsten Hauptforderungen lauten wie folgt: Größere Investitionen in öffentliche Universitäten, die Ablehnung der unzähligen Morde von sozialen Anführer*innen und Indigenen, ein Abbau der Arbeitslosigkeit und ein ‚Nein‘ zu Arbeitsmarkt- und Rentenreformen. Kurz gesagt: eine nicht zu verschiebende Agenda für Kolumbien, die den Schritt hin zur Entwicklung von politischen Maßnahmen aufzeigen soll, die die Interessen der Mehrheiten des Landes widerspiegelt und nicht die unternehmerischen Privilegien abbildet.
Daher könnten diese gemeinsamen Demonstrationen, die Gewerkschaften, Landwirte, indigene Gemeinschaften, Student*innen und weitere soziale Organisationen mobilisieren, das Erwachen einer neuen Gruppe von Bürger*innen bedeuten, die gestärkt aus einem aus einem Schattendasein hervorgeht, das sie aufgrund des bewaffneten Konfliktes führen musste. Die Tage des Protestes gelten als historisch, ihre Durchführung als friedlich und fröhlich – trotz der Verwirrung und der Panik, die in der Nacht vom 22. November 2019 ausgebrochen war, als die Ausgangssperre verhängt und im Netz eine Warnung vor angeblichem Vandalismus verbreitet wurde. Jedoch konnten weder die Ausgangssperre noch die gewaltsame Unterdrückung oder die Helikopter, mit denen Tag und Nacht patrouilliert wurde, die Demonstrationen zum Schweigen bringen, in denen mit dem Schlagen auf Töpfe und Pfannen versucht wurde, den Aufbruch zu einem Wandel zu erreichen.
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