Weiterer Aktivist der Rarámuri ermordet

(Mexiko-Stadt, 9. Februar 2017, poonal).- Nur zwei Wochen nach der Ermordung des bekannten indigenen Umweltschützers Isidro Baldenegro López im nordmexikanischen Bundesstaat Chihuahua wurde mit Juan Ontiveros Ramos ein weiterer Verteidiger der Rechte der Rarámuri ermordet. Der 32-jährige Ontiveros, in seiner Gemeinde Choreachi Polizeibeauftragter, war mit seinem Bruder am 31. Januar im Landkreis Guadalupe y Calvo in einem Auto unterwegs, als er von einer Gruppe schwerbewaffneter Männer gestoppt wurde. Während der Bruder offenbar geschlagen und dann freigelassen wurde, nahmen die Männer Juan Ontiveros mit. Einen Tag später wurde seine Leiche gefunden.

Staatsanwaltschaft: Mord geschah in Folge „persönlicher Streitereien“

Wenige Tage zuvor hatte Ontiveros in der Landeshauptstadt Chihuahua noch an einem Treffen von Menschenrechtsorganisationen mit dem Innenministerium des Bundesstaates teilgenommen, um über die Unsicherheit und Landkonflikte in seiner Region zu sprechen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist inzwischen einer der mutmaßlichen Täter gefasst, ein weiterer bekannt. Sie versuchte, den Mord als Ergebnis „persönlicher Streitereien“ darzustellen. Eine Version, die offiziell von Ontiveros Bruder stammen soll. Die mexikanischen Behörden verfallen aber oft auf diese Erklärungsstrategie von Gewalttaten, wenn politische oder ökonomische Hintergründe von Verbrechen naheliegen.

Mehr als hundert nationale und internationale Organisationen sowie zahlreiche Einzelpersonen verurteilten den Mord und wiesen in einer Erklärung auf die Untätigkeit des mexikanischen Staates angesichts der „Verwundbarkeit der indigenen Gemeinden in der Sierra Tarahumara“, dem Territorium der Rarámuri, hin. Der Nationale Indígenakongress CNI und die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung EZLN solidarisierten sich in einem eigenen Kommuniqué mit dem Volk der Rarámuri und dessen jahrzehntelangen Widerstand gegen Viehzüchter*innen und die organisierte Kriminalität, die sich das Territorium mit Gewalt aneignen.

Mordserie als Kampfansage an neue Regierung unter Gouverneur Corral

Die nicht enden wollenden Morde in der Region und im gesamten Bundesstaat Chihuahua können auch als Kampfansage an die neue Regierung unter Gouverneur Javier Corral gewertet werden. Corral, Mitglied der konservativen Partei der Nationalen Aktion PAN, wurde im vergangenen Jahr als Kandidat eines breiten Bündnisses der Zivilgesellschaft ins Amt gewählt. Seine durchaus widersprüchliche Regierung ist parteiübergreifend und mit anerkannten sozialen Aktivist*innen Chihuahuas gebildet. Der Gouverneur ist wenig repräsentativ für seine eigene Partei und gilt bisher als integer. Die Schwierigkeiten, effektiv die Korruption der Vorgängerregierung aufzuarbeiten und die organisierte Kriminalität im Bundesstaat zu bekämpfen, haben jedoch bereits zu ersten Enttäuschungen in der Bevölkerung geführt. Genau darauf dürfte die unausgesprochene Allianz aus Drogen- und Holzmafia, Viehzüchter*innen und anderen besitzstandssichernden ökonomischen Machteliten in Chihuahua setzen.

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