Indigene Gemeinden in Chiapas unter Beschuss

(Berlin/Mexiko-Stadt, 3. Mai 2018, desinformémonos/la jornada/poonal).- Im Landkreis Aldama im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas, in der Nähe des zapatistischen Regierungszentrums Oventic, schwelt seit Februar ein Konflikt um Einfluss und Land, bei dem vermehrt auch hochkalibrige Schusswaffen eingesetzt werden: Bisher wurden drei Menschen erschossen und hunderte vertrieben. Seit dem 15. April befinden sich mehrere Gemeinden in Aldama praktisch täglich unter Beschuss, wie das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas (Frayba) mitteilt. Der Pressemitteilung zufolge seien bereits mehrere Familien vor den Schüssen in die Berge oder andere Dörfer geflohen.

Laut den von Frayba gesammelten Berichten sind die zur Zeit am meisten gefährdeten Dörfer Koko‘, Xuxchen, Cotsilnam, Tabak und das Gemeindezentrum von Aldama. Frayba warnt bereits seit Anfang April vor einem Anstieg der Gewalt im Hochland von Chiapas. Nach Zeug*innenberichten kommen die Schüsse aus den Nachbargemeinden Manuel Utrilla, Santa Marta und anderen Gemeinden aus dem angrenzenden Landkreis Chenalhó. Dort hatte die mexikanische Regierung vor über 20 Jahren paramilitärische Gruppen bewaffnet und trainiert, um Zapatist*innen zu bekämpfen. Eine Folge war das Massaker von Acteal im Dezember 1997. Die versprochene Entwaffnung habe nie stattgefunden, beklagt die mexikanische Tageszeitung La Jornada.

Angst vor weiterem Anstieg der Gewalt

In Manuel Utrilla soll eine bewaffnete Gruppe agieren, die für einen Angriff am 27. Februar auf mehrere Orte in Aldama verantwortlich gemacht wird. Als Konsequenz auf diesen Angriff flüchteten 145 Tzotzil-Familien in die Berge oder in andere Gemeinden in Chiapas. Dieselbe bewaffnete Gruppe soll am 2. April auf eine Gruppe von aus Cotsilnam vertriebener Tzotziles geschossen haben. Dabei starben drei Menschen: der 35-jährige Landwirt Manuel Gómez Pérez und seine zwei minderjährigen Söhne. Dieser Angriff wurde unter anderem vom Mexiko-Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte der UN verurteilt.

Auch das Menschenrechtszentrum Frayba hat bereits mehrere Eilaktionen veröffentlicht. Demnach existieren Zeug*innenaussagen, dass diese bewaffnete Gruppe mit dem Organisierten Verbrechen zusammenhängen und sich mit einer weiteren Gruppe aus Chenalhó koordiniert haben soll. Diese soll Verbindungen zur Gemeindepräsidentin Rosa Pérez Pérez haben. Dieselben Paramilitärs sollen auch für die Vertreibungen von mehr als 5.000 Personen in Chalchihuitán vom 24./25. Nov. 2017 verantwortlich sein. Frayba bewertet die Situation in Aldama und anderen an Chenalhó angrenzenden Gemeinden als äußerst kritisch und macht die Passivität der Behörden dafür verantwortlich, dass die Gewalt in Chiapas immer mehr ansteigt.

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