Gemeinschaft der Asháninka fordert Aufklärung

(10. April 2023, Servindi) Die Vereinigung der indigenen Gemeinschaft der Asháninka (Central Asháninka del Río Tambo, CART) fordert die peruanischen Behörden auf, zu verhindern, dass der Mord an dem indigenen Anführer Santiago Contoricón straffrei bleibt. Die Generalstaatsanwaltschaft solle innerhalb von 48 Stunden über den Stand der Ermittlungen berichten. Andernfalls werde man „radikale Maßnahmen“ ergreifen, so die Warnung. Außerdem fordert die CART den sofortigen Abzug aller Offiziere des Marinestützpunktes in der indigenen Gemeinde Puerto Ocopa im Bezirk Río Tambo, wo der Mord geschah. Letztere seien ihrer Verantwortung für die Sicherheit und den Schutz der Bevölkerung nicht nachgekommen und hätten den Verkehr von Schiffen zugelassen, die Kokain und Chemikalien für die Drogenproduktion transportierten. Des Weiteren fordern sie den Premierminister und den Minister für Verteidigung, Inneres und Kultur auf, sich in die Gemeinde zu begeben und vor Ort zu erklären, warum der Staat die Asháninka vernachlässige.
„Wenn die Regierung, die Marine und die Staatsanwaltschaft die vereinbarten Punkte nicht einhalten, sehen wir uns zu radikalen Maßnahmen gezwungen, um unser Leben, unser Land und unsere Familien zu verteidigen“, kündigen die CART-Vertreter*innen an. Gleichzeitig erklärten sie, dass sie ab dem 11. April die Durchfahrt für Boote auf dem Tambo-Fluss blockieren werden bis die Verantwortlichen gefasst sind. Die Organisation fordert zudem alle Personen auf, die nicht in Puerto Ocopa und Puerto Chat ansässig sind, die Region innerhalb von 48 Stunden zu verlassen. Weiterhin kündigte sie an, dass Kinder oder Ehepartner, die keine Asháninka sind, registriert werden müssen.
Die Erklärung der CART erfolgte nach der Ermordung von Santiago Contoricón Antúnez, einem Asháninka-Anführer, der in der Nacht zum 8. April von Unbekannten in seinem Haus erschossen wurde. Nach Angaben von CART sei das Motiv Contoricóns Kampf gegen Drogenhändler. Zusammen mit verschiedenen Selbstverteidigungskomitees wollte er verhindern, dass die Region und ihre Flüsse für den Transport von Kokain nach Ucayali genutzt werden. Contoricón arbeitete eng mit der Polizei und den Streitkräften zusammen, um den Narkoterrorismus im Tal der Flüsse Apurímac, Ene und Mantaro zu bekämpfen. Dass er deswegen bedroht wurde, war auch den Ministerien für Kultur, Justiz und Inneres bekannt. Sie hatten jedoch keine Maßnahmen ergriffen, um diesen und andere Todesfälle zu verhindern, heißt es.
Contoricón ist bereits der dritte Asháninka-Anführer, der seit 2021 ermordet wurde, weil er das Gebiet der Selva Central verteidigte. Zuvor wurden bereits Estela Casancho (2021) und Ulises Rumiche (2022) getötet. Auch die Nationale Menschenrechtskommission (Coordinadora Nacional de Derechos Humanos, CNDDHH) hat das jüngste Verbrechen scharf verurteilt. Laut Daten der Organisation wurden von 2012 bis 2022 im peruanischen Amazonasgebiet 20 Indigene ermordet.
Santiago Contoricón war ein angesehener Anführer. Er leitete den Widerstand gegen die militante Organisation Leuchtender Pfad und trug dazu bei, dass in seiner Gemeinde wieder Frieden herrschte. Für die Ergreifung seiner Mörder wurde eine Belohnung von 150.000 Soles ausgesetzt.

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