(Montevideo, 27. Mai 2019, comcosur/poonal).- Die afrokolumbianische Aktivistin und Umweltschützerin Francia Márquez, Trägerin des ŕenommierten Goldman-Umweltpreises 2018 für ihr Engagement für den Umweltschutz in Kolumbien, hat die gegenwärtige Verfolgung von Aktivist*innen in Kolumbien als „Genozid“ bezeichnet. Im Gespräch mit dem Nachrichtenportal France 24 warnte sie zudem vor den Schäden, die die Menschheit auf der Erde anrichtet.
In Kolumbien sind seit 2016 hunderte soziale Aktivist*innen gezielt ermordet worden, weil sie in irgendeiner Form die Menschenrechte oder die Umwelt geschützt, sich in Nachbarschaftsräten engagiert, sich für die Rüchgabe von Land eingesetzt oder sich am staatlichen Programm der Substitution von Mohn- oder Kokapflanzen beteiligt haben. Daher fordern soziale Aktivist*innen einen stärkeren Schutz seitens des Staates.
Die Umweltschützerin Francia Márquez hat für ihre Aktivitäten 2018 den Goldman-Preis erhalten, der auch als „Umwelt-Nobelpreis“ bezeichnet wird. Für ihre Aktivitäten wird sie aber auch bedroht und angegriffen. Zuletzt wurde am 4. Mai 2019 ein Mordanschlag auf sie und ihre Mitstreiter*innen verübt, den sie leicht verletzt überlebt hat. Sie will sich von den Bedrohungen jedoch nicht in ihrem Aktivismus einschränken lassen.
„Was in diesem Land passiert, ist ein Genozid an den sozialen Führungspersonen, die ihre Ländereien verteidigen, die die Umwelt schützen, die dafür kämpfen, dass der Krieg und die Gewalt in diesem Land ein Ende finden“, erklärte sie.
Fortschrittsglaube muss geändert werden
Die Drohungen und Angriffe auf soziale Aktivist*innen seien jedoch nicht allein auf Kolumbien beschränkt, sondern fänden in vielen Ländern Lateinamerikas statt. Daher spricht Márquez von „einer Politik des Rassismus und der Homophobie, die sich auf der Welt breitmacht“.
Die Aktivistin, die sich seit Jahren gegen illegalen Goldbergbau und Landraub einsetzt, kritisierte zudem das gegenwärtige Wirtschaftsmodell. Dies ist ihrer Meinung nach einer der Gründe dafür, dass so viele Umweltschützer*innen verfolgt werden. Sie forderte von den Führungen der Staaten und Unternehmen weltweit ein Umdenken im Fortschrittsglauben. „Das Wirtschaftsmodell muss geändert werden. Die Menschheit fügt unserem ‚großen Haus‘ schweren Schaden zu (…) Im Namen des Fortschritts wurden unsere Völker ausgebeutet, sie haben die Umwelt zerstört und meist hat die Bevölkerung von diesem Eingriff keinen Nutzen gehabt“, so Márquez.
Obwohl sie die Politik des aktuellen kolumbianischen Präsidenten Iván Duque nicht unterstützt, hofft sie darauf, dass der Friedensprozess weitergeht und die Mordrate abnimmt, denn „der Fortschritt eines Landes lässt sich nicht allein am wirtschaftlichen Fortschritt messen“, betont Márquez.
Francia Márquez: „In Kolumbien findet ein Genozid statt“ von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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