Schwarze Kinder und Jugendliche im Visier der Polizei

(Brasilia, 18. Juli 2023, prensa latina).- Schwarze Kinder und Jugendliche zwischen elf und 14 Jahren werden in der brasilianischen Stadt São Paulo mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit von Polizist*innen durchsucht wie weiße Gleichaltrige. Diese Ungleichbehandlung wurde in einer Studie des Zentrums für Gewaltforschung der Universität von São Paulo (USP) aufgedeckt, auf die sich das brasilianische Nachrichtenportal G1 in einem Bericht vom 18. Juli 2023 bezieht.

Studie belegt: Schwarze Kinder und Jugendliche werden häufiger von der Polizei kontrolliert und durchsucht

Die Studie hatte über einen Zeitraum von vier Jahren (2016 bis 2019) 800 Kinder und Jugendliche begleitet. Befragt wurden sowohl Mädchen als auch Jungen, die in den 120 öffentlichen und privaten Schulen São Paulos eingeschrieben waren. Alle Befragten waren gleich alt: Sie kamen im Jahr 2005 auf die Welt und waren somit im Jahr 2016 elf Jahre alt. Einmal im Jahr mussten sie 30 Fragen beantworten. Insgesamt haben 21,51 Prozent der Kinder, die sich selbst als Schwarz bezeichnen, im ersten Jahr der Umfrage angegeben, dass sie von der Polizei durchsucht worden seien. Zu diesem Zeitpunkt waren die 800 befragten Kinder erst elf Jahre alt. Im Vergleich: nur 8,33 Prozent der weißen und 9,74 Prozent der Mestizos gaben an, von der Polizei untersucht worden zu sein. Die Prozentangaben waren in den darauffolgenden Jahren der Untersuchungen einigen Unregelmäßigkeiten ausgesetzt, zeigen im Gesamtbild jedoch das gleiche Ergebnis: Die Schwarzen Kinder führen die Statistik an. Fragen zum Vorgehen der Polizei zeigen des Weiteren eine doppelt so hohe Interaktionsrate mit Schwarzen Kindern und Jugendlichen auf. Als im Jahr 2016 alle 800 Teilnehmenden befragt wurden, gaben 24,47 Prozent derer, die sich selbst als Schwarz bezeichnen, an, von der Polizei angehalten worden zu sein. Im Gegensatz dazu gaben dies nur 18,83 Prozent der weißen und 12,84 Prozent der Mestizen an.

„Es ist befremdlich, dass die Polizei zehn- oder elfjährige Kinder auf der Straße anhält“

„Die weißen Kinder und Jugendlichen werden deutlich weniger häufig (von der Polizei) angehalten als die Schwarzen Kinder und Jugendlichen. Der Bericht macht auf eine langfristige Debatte aufmerksam: der unverhältnismäßige Fokus der Polizei auf bestimmten Personengruppen aufgrund ethnischer Erscheinungsmerkmale.“, betonte Renan Theodoro, einer der Organisatoren der Studie und Soziologie und Forscher an der USP. Er räumt ein, dass die Polizei abhängig von Faktoren wie ethnischer Zugehörigkeit oder Hautfarbe – in Verbindung mit sozioökonomischen Lebensbedingungen – unterschiedlich vorgeht. Es sei befremdlich, dass die Polizei zehn- oder elfjährige Kinder auf der Straße anhält, bemerkt er. Für Theodoro bedeutet das Ergebnis der Studie nicht, dass die Mehrheit der auf der Straße angehaltenen Personen Schwarze sind. Sondern es bedeutet, dass zwar auch weiße Kinder von der Polizei durchsucht werden, jedoch die Wahrscheinlichkeit , dass sie die Schwarzen Kinder herausgreifen und durchsuchen, doppelt so hoch ist. Die Studie hat sich bei der Befragung am prozentualen Anteil Jugendlicher in São Paulo orientiert. Das bedeutet, dass nicht gleich viele Kinder und Jugendliche der drei untersuchten Gruppen befragt wurden, da es mehr Personen in São Paulo gibt, die sich selbst als weiß bezeichnen. Und obwohl mehr weiße Kinder und Jugendliche befragt wurden, ist das Ergebnis immer noch: Die Wahrscheinlichkeit, von der Polizei angesprochen zu werden, ist für Schwarze Kinder wesentlich höher.

CC BY-SA 4.0 Schwarze Kinder und Jugendliche im Visier der Polizei von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert