Radfahrer*innen fordern mehr Verkehrssicherheit

Radwege
Weniger Verkehrstote, mehr Radwege!
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(Oaxaca, 23. Februar 2024, educaoaxaca).- Oaxaca präsentiert sich der Welt als eines der beliebtesten Reiseziele; erst letzten Monat feierte der Tourismusminister die Stadt als wichtigsten Urlaubsort Mexikos. Die Realität vor Ort spricht zwar eine andere Sprache, die desolate Menschenrechtslage beeinträchtigt jedoch vor allem das Leben der Einheimischen, nicht die Beliebtheit Oaxacas vor allem bei ausländischen Reisenden. In der Ausübung ihres Rechts auf Straßennutzung konkurrieren nicht nur Auto- und Motorradfahrer*innen. Auch Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und Menschen mit Behinderungen sind täglich auf den Straßen unterwegs und machen von ihrem derzeit ohnehin stark gefährdeten Recht auf öffentlichen Raum Gebrauch, denn auch in Oaxaca sind längst die Folgen der zunehmenden Gentrifizierung spürbar. Die Radwege sind nicht selten zugeparkt von PKWs und befinden sich in schlechtem Zustand; die Infrastruktur des Straßennetzes bietet zu wenig Sicherheit für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen und macht die Straßennutzung für sie lebensgefährlich.

Gentrifizierung beeinträchtigt Infrastruktur des Straßennetzes

Amada ist 28 Jahre alt und stammt ursprünglich aus Mexiko-Stadt- Seit zehn Jahren nutzt sie das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel. Als sie vor etwas mehr als einem Jahr nach Oaxaca kam, musste sie feststellen, dass die Straßen nur in den Bereichen in gutem Zustand sind, in denen sich Handel und Tourismus bewegen, und kam zu dem Schluss, dass Gentrifizierung sich auch deutlich auf den Verkehr auswirkt. „Ich denke, die Verkehrspolitik ist vor allem auf touristische Strecken ausgerichtet, ich meine, ja, natürlich gibt es Fahrradwege, aber im Zentrum, wo die Touristen ihre Räder benutzen… wenn man sich ein wenig mehr in Richtung Stadtrand bewegt, zum Beispiel in Richtung El Rosario, wo ich wohne, sieht das ganz anders aus“. Dort sei sie zum ersten Mal von einem Taxifahrer über den Haufen gefahren worden, der behauptete, sie nicht gesehen zu haben… aber wo meldet man das? Fühle ich mich überhaupt sicher genug, um so etwas anzuzeigen? Wären die Straßen in einem besseren Zustand und besser beleuchtet, könnte so mancher tödliche Unfall vermieden werden, meint Amada.

„Als würde unser Leben keine Rolle spielen“

María Alfaréz ist Fotografin. Auch sie ist viel mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs, Ihr seien schon verschiedene Formen von Gewalt untergekommen, erzählt sie. Das Recht, auf einer durchgehenden Fahrspur zu fahren, sei gesetzlich verankert, werde jedoch von Autofahrer*innen ignoriert, ständig erlebt sie geschlechtsspezifische Gewalt durch Taxifahrer, immer gibt es irgendwo Motorradfahrer*innen, die auf den Radwegen fahren, Autos, die auf den Radwegen parken. „Für mich drückt sich darin eine grundsätzliche Geringschätzung und Verachtung gegenüber Radfahrer*innen aus“, so Alfaréz.

Eine andere Radfahrerin, die schon in mehreren Teilen der Welt Erfahrungen mit dem Radfahren gesammelt hat, empfindet die Autofahrer*innen in Oaxaca als vergleichsweise aggressiv gegenüber Radfahrenden. „Hier im Straßenverkehr erlebt man ständig Situationen, die mit Spannungen behaftet sind. Es macht wütend zu traurig zugleich, zu erleben, wie unser Leben keine Rolle spielt. Man muss ständig fürchten, dass motorisierte Verkehrsmittel uns über den Haufen fahren und die Fahrer uns dann am besten noch anschreien.“ Es gebe kein Bewusstsein dafür, dass die Nutzung des Fahrrads auch eine politische Entscheidung ist. „Dabei fehlt es komplett an öffentlichen Maßnahmen zu unserem Schutz.“

Ni una muerte via más

Nach Angaben des Projekts „Ni una muerte vial más” (Nicht noch ein Verkehrstoter) sind bereits mehr als 16.000 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, in den letzten vier Jahren starben in Oaxaca mindestens 19 Radfahrer*innen. Es ist also dringend erforderlich, dass auf gesetzliche Regeln praktische Maßnahmen folgen, dass motorisierte Fahrzeuge , die durch die Stadt fahren und die Verkehrsschilder nicht beachten, mehr in ihre Schranken verwiesen werden und sich eine Verkehrskultur entwickelt, die auch das Leben von Radfahrer*innen, Fußgänger*innen und allen anderen respektiert, die keine motorisierten Verkehrsmittel benutzen.

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