(Venezuela, 28. Dezember 2012, telesur).- Am 28. Dezember erließ der chilenische Richter Miguel Vásquez Haftbefehl gegen sieben ehemalige Militärs, die für die Ermordung des chilenischen Volkssängers Víctor Jara verantwortlich sein sollen. Dieser war vor mehr als 39 Jahren, am 16. September 1973 unmittelbar nach dem von Augusto Pinochet angeführten Putsch gegen Präsident Salvador Allende erschossen worden.
Laut Informationen aus dem Umfeld der Strafverfolgung waren die sieben Angeklagten für Hunderte gefangene Oppositionelle verantwortlich, die in einem Sportstadion in der chilenischen Hauptstadt, dem „Estadio Chile“ festgehalten wurden. Gegen den Angeklagten Pedro Barrientos Núñez wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen, da sich der der Verdächtige in den USA aufhalten soll. Im Fall der übrigen sechs wurde die Verhaftung durch eine Einheit der Militärpolizei angeordnet.
Fernsehsendung löst Ermittlungen aus
Eine Reportage im Programm “En la Mira” des Fernsehsenders Chilevisión hatte Mitte Mai berichtet, dass Jara vermutlich durch die Hand von Pedro Barrientos gestorben sei, welcher sich 1990 in Florida im Süden der Vereinigten Staaten niedergelassen hatte. Nachdem diese Informationen bekannt geworden waren, forderte der Anwalt der Familie Víctor Jaras das chilenische Militär auf, sich an der Aufklärung des Mordes an dem Liedermacher zu beteiligen. „Wir warten seit 38 Jahren darauf, dass das chilenische Militär die Hintergründe der Ermordung offen legt, aber bisher ist das nie geschehen“, so der Anwalt Nelson Cuacoto. „Es ist beschämend, wie sich die Institution Militär komplett aus der Aufklärung der Verbrechen heraushält. Wir haben von dieser Seite nicht einen einzigen Namen erhalten.“
In der von Chilevisión ausgestrahlten Reportage tritt der chilenische Ex-Militär José Paredes vor die Kamera und erklärt, Barrientos habe „aus kürzester Distanz auf Jara geschossen, weil dieser nicht auf seine Fragen antwortete, das hat ihn wohl aus der Fassung gebracht”. Zu jenem Zeitpunkt war Pedro Barrientos Leutnant des Regiments Tejas Verdes. Unter Oberst Manuel Contreras war seine Einheit im September 1973 in die Hauptstadt Santiago gezogen, um den von Augusto Pinochet geführten Putsch gegen Salvador Allende zu unterstützen. Laut der Erklärung von Paredes hatten sich zum Zeitpunkt der Ermordung Jaras mehrere weitere Militärs in unmittelbarer Nähe von Barrientos aufgehalten, die ebenfalls auf den Sänger geschossen oder ihm die Folterungen zugefügt haben könnten, deren Spuren der Leichnam des Künstlers aufwies.
In der Reportage ist ferner zu sehen, wie Barrientos Anfang Mai vom US-amerikanischen FBI (Federal Bureau of Investigation, deutsch etwa: Bundesamt für Ermittlung) verhört wird und jede Beteiligung an der Ermordung Jaras abstreitet. „Ich muss mich nicht gerichtlich verantworten, weil ich niemanden umgebracht habe. Ich bin ein paar Mal nach Chile gereist, aber um es klipp und klar zu sagen: Ich werde jetzt nicht fahren“, so Barrientos in der von Chilevisión ausgestrahlten Reportage.
Die Vorsitzende der Stiftung Víctor Jara, Gloria Konig, forderte daraufhin die Auslieferung des Ex-Militärs durch die USA und erklärte, der mutmaßliche Mörder Jaras müsse sich vor einem chilenischen Gericht verantworten.
Mit 33 Schüssen getötet
Víctor Jara wurde am 12. September 1973, einen Tag nach dem Militärputsch gegen Präsident Salvador Allende, vor der Technischen Universität verhaftet und ins Estadio Nacional verbracht, das man mittlerweile zum Folterzentrum und Gefängnis der Diktatur Pinochets umgewandelt hatte. Vier Tage nach seiner Verhaftung wurde Jara auf einer Landstraße in Santiago tot aufgefunden. Sein Leichnam wies 33 Einschüsse sowie 53 Verletzungen am ganzen Körper auf. Der offiziellen Autopsie zufolge hatte ein Schuss in den Kopf den Tod herbeigeführt.
2009 wurde der ehemalige Rekrut José Paredes beschuldigt, Jara ermordet zu haben. Das Berufungsgericht Santiago ordnete seine Verhaftung an. Zum Zeitpunkt der Ermordung Víctor Jaras war Paredes 18 Jahre alt.
Haftbefehl wegen Mordes an Víctor Jara von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Schreibe einen Kommentar