Dokumentarfilm über den Fall Haydee Oberreuter feiert Premiere

(Santiago de Chile, 26. Juni 2020, Medio a Medio).- Mehrmals war die Premiere wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben worden. Nun ist der chilenische Dokumentarfilm Haydee und der fliegende Fisch (Haydee y el pez volador) über die Folter einer schwangeren Frau während der Pinochet-Diktatur (1973 – 1988) auf verschiedenen Video-Plattformen im Internet veröffentlicht worden. Die Dokumentation erzählt die Geschichte der Verurteilung vier ehemaliger Geheimdienstagenten der chilenischen Marine. Sie hatten die damalige Widerstandskämpferin Haydee Oberreuter so heftig gefoltert, dass die im vierten Monat schwangere Frau ihr ungeborenes Kind verlor. Es war seinerzeit das erste Urteil wegen Folter an einer Schwangeren in Chile gewesen.

„Die chilenische Regisseurin Pachi Bustos hat diesen Film gedreht, um einen Teil meiner sehr persönlichen Geschichte in Bildern zu erzählen“, sagte die Protagonistin Haydee Oberreuter gegenüber Prensa Latina. Oberreuter hatte ihre Erlebnisse während der Militärdiktatur erst der chilenischen Journalistin Alejandra Matus erzählt. Der Anwalt Vicente Bárzana war von ihrer Geschichte so bewegt, dass er, ohne Oberreuter zu kennen, Anzeige wegen Verbrechen gegen die Menschheit stellte.

„Chile steht bei einer ganzen Generation in der Schuld.“

Der Prozess zwischen Oberreuter und der Marine dauerte 10 Jahre. Das Gericht entschied damals zugunsten der chilenischen Menschenrechtsaktivistin, die 1975 gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer einjährigen Tochter verhaftet worden war.

Oberreuter erzählte, wie die ehemaligen Geheimdienstagenten, nachdem ihre Folter für den Schwangerschaftsabbruch gesorgt hatte, ihr mit einem Messer den Körper aufschnitten, um ihr noch weiteren möglichst großen Schaden zuzufügen. „Doch das hat mir weder Angst eingejagt noch Schmerzen bereitet, sondern mir die Kraft gegeben, mich der Diktatur entgegenzustellen. Deshalb habe ich für Gerechtigkeit für die Opfer von  Menschenrechtsverletzungen gekämpft, die  während der Militärdiktatur begangen wurden“, sagte sie. „Chile steht bei einer ganzen Generation in der Schuld. Im Gegensatz zu anderen Ländern des Conosur wurde in Chile nie nach den Kindern gesucht, die Opfer der Diktatur wurden“, hob Oberreuter hervor.

Der 75-minütige Film Haydee und der fliegende Fisch (Trailer) wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Primer Premio, dem Großen Preis der Cátedra de Periodismo. Beim diesjährigen Internationalen Dokumentarfilm-Festival Santiago Álvarez auf Kuba erhielt er zudem den Preis für das beste Drehbuch, die beste Regie und die beste Musik, auf dem Festival de Cine Chileno 2020 bekam er die Auszeichnung der Jury und den Publikumspreis.

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