von Harald Neuber
(Darmstadt, 22. September 2009, amerika21.de).- Auch einen Tag nach der Rückkehr von Präsident Manuel Zelaya nach Honduras ist die Lage unübersichtlich. Der 57-jährige Politiker war am Montagvormittag (21.9) überraschend in der Hauptstadt Tegucigalpa aufgetaucht. Nachdem es zunächst hieß, Zelaya halte sich im Sitz der Organisation der Vereinten Nationen auf, bestätigte wenig später die brasilianische Botschaft seine Präsenz auf ihrem Gelände. Offenbar war der am 28. Juni gestürzte Staatschef auf dem Landweg wieder nach Honduras eingereist. Zuvor waren zwei Rückkehrversuche gescheitert.
Tausende Menschen strömten am Nachmittag (Ortszeit) zur Botschaft Brasiliens. “Wir haben es geschafft”, skandierten sie, und: “Putschisten raus.” Das Putschregime unter Führung des ehemaligen Parlamentspräsidenten Roberto Micheletti reagierte wie gehabt: Die Machthaber erließen eine neue Ausgangssperre bis zum Dienstagmorgen. Soldaten riegelten zudem die Zugänge zur Hauptstadt ab, nachdem die letzten unabhängigen Medien von großen Autokarawanen berichtet hatten, die sich von Land in Richtung Tegucigalpa bewegten.
Nach Angaben des Protestbündnisses Nationale Widerstandsfront gegen den Staatsstreich in Honduras wurden mindestens 2000 Menschen nahe einer Tankstelle im Ortsteil Villa Nueva am Rande der Hauptstadt von Militärs interniert. Die Menschenrechtsorganisation COFADEH beklagte die Sperrung der Mobilfunknetze des Anbieters TIGO. Der Empfang sei um 15.40 Uhr abgebrochen.
Nach Angaben der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina rief der gewählte Präsident Zelaya zum Dialog auf. Ähnliche Forderungen kamen vom US-amerikanischen Außenministerium und von der Organisation Amerikanischer Staaten. Zudem appellierte Zelaya an die Militärs, den Machthabern die Gefolgschaft zu verweigern.
Am Dienstag den 22. September sollte Zelaya vor der Vollversammlung der Organisation der Vereinten Nationen in New York eine Rede halten. Der Präsident kündigte an, sich von einem “Funktionär meiner Regierung” vertreten zu lassen.
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