(Oaxaca, Mexiko, 02. Januar 2013, amerika21.de).- Der Konflikt um ein Mega-Windkraftprojekt des Konsortiums Mareña Renovables in San Dionisio del Mar an der Küste Oaxacas ist Ende Dezember eskaliert. Die lokalen Behörden erzwangen unter Polizeischutz und mit Unterstützung von zivilen Bewaffneten eine Dorfversammlung, um die Zustimmung zum Großprojekt zu formalisieren.
Die Opposition des indigenen Küstendorfes versuchte, diese unter illegalen Bedingungen abgehaltene Gemeindeversammlung zu verhindern. Bei einer Auseinandersetzung wurden zwölf Personen verletzt. Die Lage in der Gemeinde bleibt angespannt.
Der Konflikt um das Projekt schwelt seit Beginn 2012, als der Gemeindepräsident von der Gemeindeversammlung abgewählt wurde, weil er gegen Zahlung von 20 Millionen Pesos der Mareña Renovables die Projekterlaubnis erteilte, ohne die Versammlung einzubeziehen. Am 2. November vergangenen Jahres verhinderte die oppositionelle Bevölkerung den Baubeginn nach Auseinandersetzungen mit der Polizei. Ende November versuchten die Projektbefürworter*innen, das seit Februar besetzte Regierungsgebäude von San Dionisio zurückerobern. Doch die oppositionelle Dorfbevölkerung, allen voran die Frauen, schlugen die Besetzer*innen in die Flucht. Anfang Dezember erreichte die Opposition die richterliche Suspendierung des Projektes, da die Ikoots-Indigenen nicht befragt wurden. Seither intensivierten die Presse, Unternehmerverbände sowie die Regierung Oaxacas eine Medienkampagne gegen die Dorfbewohner*innen.
Die Gegner*innen des Projektes, welches unter anderem für den Getränkehersteller Heineken mit 132 Rotoren 396 Megawatt Strom produzieren soll, bemängeln die fehlende Befragung der lokalen indigenen Bevölkerung und befürchten massive Auswirkungen auf die Lagune und somit auch auf die Lebensgrundlage der Fischergemeinden. Für den mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto und die Lokalregierung hingegen ist die Investition ein strategisches Entwicklungsprojekt. In Gesprächen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich Peña Nieto zuversichtlich, dass Mexiko auch von der deutschen Pionierleistung beim Thema erneuerbare Energien profitieren könne. In der Region von Tehuantepec sind bisher 14 Windparks in Betrieb, die auch auf Weltbank-Kredite zählen können, da sie gemäß dem Clean-Development-Mechanismus der UN zur Einsparung von Kohlendioxid-Ausstoß beitragen sollen.
Der Betreiber des größten Windkraftprojektes Lateinamerikas, das Konsortium Mareña Renovables, besteht aus der internationalen Investmentbank Macquarie mit Sitz in Australien, der niederländischen Investmentgruppe PGGM und dem japanischen Mitsubishi-Konzern. Beteiligt sind außerdem zwei Windkraft-Unternehmen, die spanische Grupo Preneal und Demex aus Mexiko. Die Turbinen werden vom dänischen Unternehmen Vestas Wind Systems gebaut.
Verletzte bei Auseinandersetzung um Mega-Windkraftprojekt von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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