(Buenos Aires, 08. Juli 2008, alc-poonal).- Das indigene Volk der Inkal Awá im Departement Nariño im Süden Kolumbiens hat der kolumbianischen und internationalen Öffentlichkeit besorgt mitgeteilt, dass am 27. Juni drei Minderjährige durch Antipersonenminen ums Leben gekommen seien. Die drei Jugendlichen lebten auf dem indigenen Territorium Las Planadas Telembi im Landkreis Samaniego. Wie die Organisation des Volkes der Awá UNIPA (Unidad Indígena del Pueblo Awá) erklärte, handelt es sich bei den Opfern um die Brüder Dumar Alexander Paí Nastacuas (15 Jahre), Leibar Paí Nastacuas (12 Jahre) und José Edilmer Paí Nastacuas (8 Jahre). Die drei Schüler waren am Abend des 27. Juni in der Nähe des Flusses Río Telembi beim Jagen und Fischen in ein von irregulären bewaffneten Gruppen gelegtes Minenfeld geraten. Die explodierenden Minen töteten die Kinder auf der Stelle.
In der Erklärung teilt die UNIPA ihren Schmerz mit den Angehörigen der drei Brüder. Sie drückt ihre tiefe Trauer aus angesichts des nicht wiedergutzumachenden Verlusts der drei Jugendlichen, die, wie es in der Erklärung heißt, „gerade erst am Anfang ihres Lebens standen und die mit uns eine bessere Zukunft für unser Volk aufbauen wollten“. UNIPA solidarisiert sich auch mit dem 51jährigen Efraín Villota Cortés, der am Tag darauf (am 28. Juni) auf einem anderen Minenfeld in derselben Gegend seinen rechten Fuß verlor.
In der Region werden immer wieder Menschen durch Landminen getötet. Im vergangenen Jahr hatte die indigene Gemeinschaft der Awá 13 Todesopfer durch Landminen zu beklagen, dieses Jahr waren es schon sieben. Angesichts dieser unhaltbaren Zustände ruft die UNIPA die kolumbianische und die internationale Öffentlichkeit auf, von den zuständigen staatlichen Stellen zu fordern:
1.die Resolution Nr. 53 der kolumbianischen Ombudsstelle für Menschenrechte vom 5. Juni 2008 umzusetzen. Diese Resolution fordert von der Regierung u. a. die Entfernung der in dem Gebiet befindlichen Landminen und von den bewaffneten Gruppen die Beendigung des Einsatzes solcher Minen.
2.Ermittlungen zu den beschriebenen Vorfällen und Untersuchungen zur Lebenssituation der betroffenen Bevölkerung anzustrengen.
3.eine Garantie der körperlichen und psychischen Unversehrtheit der Bevölkerung sowie eine Entschädigung für die Familien der Opfer.
4.die Durchführung aller notwendigen Maßnahmen, um zu verhindern, dass sich solche Vorfälle wiederholen, und um das Leben und die Umsetzung des Entwicklungsplans für das indigene Volk der Awá zu garantieren.
Der Aufruf, der von der christlichen Menschenrechtsorganisation CPT (Christian Peacemaker Teams) unterstützt wird, ersucht alle staatlichen und nichtstaatlichen Stellen, insbesondere die kolumbianische Behörde für Soziale Aktion und Entwicklungszusammenarbeit (Agencia Presidencial para la Acción Social y la Cooperación Internacional), die Ombudsstelle für Menschenrechte (Defensoría del Pueblo), die kolumbianische Disziplinarbehörde (Procuraduría General de la Nación), das kolumbianische Amt für Familien- und Jugendfürsorge (Instituto Colombiano de Bienestar Familiar), das Internationale Komitee des Roten Kreuzes sowie weitere kompetente und solidarische Institutionen, die notwendigen Maßnahmen für eine baldige Beseitigung der kritischen Zustände einzuleiten.
Die Friedensteams der CPT haben das Volk der Awá im Departement Nariño in den letzten zwei Jahren begleitet. Im Mai dieses Jahres hatte CPT einen internationalen Solidaritätsbesuch in die Region organisiert, um die dort lebenden Indígenas und Afrokolumbianer*innen zu unterstützen.
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