Deutscher Student von der Polizei angeschossen

von Gerd Goertz

(Mexiko-Stadt, 14. Oktober 2014, poonal).- Die mehr als angespannte Situation im Bundesstaat Guerrero erlebte am vergangenen Sonntagabend (12.10.) auch ein deutscher Austauschstudent, dessen Name mit Kim Fritz Kaiser angegeben wird. Der 25-jährige wurde durch einen von Polizisten abgegeben Schuss am Gesäß verletzt. Nach offizieller Darstellung beschossen die Polizisten bei Guerreros Hauptstadt einen mit zehn Studenten der privaten Technologischen Universität von Monterrey, Campus Mexiko-Stadt, besetzten Kleinbus. Die Behörden führen eine zu spät aufgeklärte Verwechslung an, da es zuvor ein Feuergefecht mit einer Entführerbande gegeben habe. Zudem habe das Auto an einer Straßenkontrolle nicht gehalten. Etwa 20 Polizisten wurden nach der Attacke festgenommen und befragt.

Dem in eine Privatklinik in Mexiko-Stadt verlegten Studenten geht es nach Aussagen der Universität den Umständen entsprechend gut. Das deutsche Außenministerium und die deutsche Botschaft in Mexiko-Stadt haben sich bisher nicht eingehender zu dem Fall geäußert. Sie stehen aber in Kontakt mit dem angeschossenen Deutschen. Die staatliche Nationale Menschenrechtskommission (CNDH) entsendete Berichterstatter an den Ort des Geschehens.

Badeausflug ins Krisengebiet

In dem Kleinbus reisten außer Kim Fritz Kaiser noch ein weiterer deutscher Student sowie zwei Franzosen und sechs Mexikaner. Sie kamen unverletzt davon. Die zehn Kommilitonen kehrten von einem Wochenendausflug zurück, den sie im Badeort Acapulco verbrachten. Dass sie an der Kontrollstelle aus Angst – so ihre Begründung – nicht anhielten, ist nicht verwunderlich. Zu oft sind solche Posten simuliert und werden für Entführung und Raub genutzt.

Eine andere Frage ist: Wie können Studenten in der aktuellen Situation auf die Idee kommen, zu einem Wochenendausflug nach Acapulco zu reisen? Nur wenige hundert Kilometer weiter werden in Iguala 43 verschwundene Studenten in Massengräbern vermutet und große Teile der mexikanischen Studentenschaft mobilisieren sich.

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