Zertifizierungen müssen Natur und indigene Rechte besser schützen

Aquakultur
Lachszuchtfarm in Chile
Foto: wikimedia
CC BY-SA 4.0

(Jakarta, 17. März 2025, pressenza).- Indigene Repräsentant*innen aus mehr als 15 Ländern sowie Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen widmeten sich in Jakarta (Indonesien) den Auswirkungen von Umweltzertifizierungen in diversen Sektoren, unter anderem der Aquakultur. Sie warnten vor Unregelmäßigkeiten im chilenischen Patagonien, wo internationale Zertifizierungen Rechtsverletzungen legitimieren und den Ökosystemen schaden. Die Teilnehmenden fordern unabhängige Überprüfungen und effektive Teilnahme an Entscheidungsfindungen.

Legitimation ökologischer Schäden und Verletzung indigener Rechte in Patagonien

Das Treffen zur Erarbeitung eines Globalen Übereinkommens über Zertifizierungssysteme und damit verbundene Auditsysteme fand vom 10. bis zum 12. März 2025 statt. Themen wie Bergbau, Palmöl, Holz, Zellstoff und Papier, Kredite für Karbon-Biodiversität, erneuerbare Energien und Aquakultur, aber auch die Menschenrechte waren zentrale Themen. Die Anwesenden nutzten das Treffen zum Erfahrungsaustausch mit dem Ziel, die verschiedenen Zertifizierungswege für Industriesektoren mit Zugang zu internationalen Märkten kennenzulernen. Im Rahmen des Treffens wurden die negativen Auswirkungen auf Menschenrechte und die Umwelt erörtert, denen sich zahlreiche Gemeinschaften aufgrund der extraaktivistischen Produktion für nationale Märkte stellen müssen. Im Fall von Südamerika standen Bergbau, Forstwirtschaft und Aquakultur-Industrie im Vordergrund. Bemängelt wurden die Unzulänglichkeiten bei den Zertifizierungssystemen, Überprüfungsmechanismen und Beschwerdeverfahren. „Diese Probleme führten zum Scheitern der Zertifizierungssysteme, die eigentlich der Verletzung unserer kollektiven Rechte bezüglich der Rohstofflieferketten von Grundprodukten vorbeugen sollten. In vielen Fällen wurden die anhaltenden und nicht behobenen Verstöße legitimiert, indem ein Nachhaltigkeitssiegel auf die Produkte aus unserer Region platziert wurde, jedoch ohne uns zuvor zu informieren und unsere Zustimmung einzuholen“, heißt es in dem Abschlussdokument des Treffens. Gleichermaßen wurde erneut bestätigt, dass, abgesehen von normativen Fortschritten, die Mechanismen der Überprüfung und Steuerung einen Mangel an Unabhängigkeit, Transparenz und Effektivität aufweisen und somit Missbräuche weiterhin ermöglichen. „Die indigenen Völker fordern grundlegende Reformen mit effektiver Beteiligung bei Entscheidungsfindungen, unabhängige Überprüfungen und zugängliche Beschwerdeverfahren. Außerdem lehnen sie die Kommerzialisierung ihres Landes und ihrer Ressourcen unter Berufung auf falsche Klimalösungen ab und bestehen auf ihrem Recht auf Selbstbestimmung und Schutz der Region“, heißt es in ihrer Erklärung.

Umweltzertifizierungen im chilenischen Patagonien

Während des Treffens in Jakarta wurde auch über internationale Umweltzertifizierungen wie die von Best Aquaculture Practices (BAP) und Marine Stewardship Council (MSC) gesprochen, mit denen die Produzenten von Zuchtlachs im chilenischen Patagonien arbeiten. „Von diesen Zertifizierungen profitieren lokale und transnationale Firmen, die in geschützten Bereichen und unberührten Gewässern (fundamental für die Biodiversität!) arbeiten. Außerdem missachten sie die Rechte der indigenen Gemeinschaften und der Menschen in den Küstengebieten in den Regionen Los Lagos, Aysén y Magallanes. Die industrielle Aquakultur bedeutet eine ernsthafte Schädigung der Espacios Costeros Marinos de Uso Consuetudinario, der gewohnheitsmäßig genutzten Küstengebiete, die für die Bewohner*innen der Region die Lebensgrundlage darstellen. Es sei daher dringend notwendig, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um die Umsetzung der Umweltstandards und den Erhalt der marinen Ökosysteme garantieren, indigene Rechte zu schützen und das Wohlbefinden der Gemeinschaften zu sichern. „Patagonien ist ein Schatz dieser Welt, seine marinen Wälder sind essentiell für den Planeten. Dieses Erbe zu schützen ist eine unausweichliche Verpflichtung der jetzigen und zukünftigen Generationen“, mahnten sie.

Einhaltung von Auflagen besser überwachen

Die Zertifizierungsstellen wurden dazu aufgefordert, ihre Kriterien neu zu evaluieren und die Einhaltung internationaler Standards durch die Konzerne zu überprüfen. Die Transparenz und Strenge in diesen Prozessen sind fundamental, um die ökologische und soziale Integrität von Patagonien zu erhalten und den unschätzbaren Wert dieses Naturerbes für die Menschheit zu bewahren. „Es ist dringend notwendig, die Praktiken der Aquakultur-Industrie zu überprüfen und die Wahrung der indigenen Rechte und insbesondere der im Gesetz der marinen Küstenregionen der indigenen Völker (sp.: Ley de Espacios Costeros Marinos de Pueblos Originarios (ECMPO)) garantierten Rechte zu überwachen“, fassten die teilnehmenden Repräsentant*innen in Jakarta zusammen.

Übersetzung: Lucy Weiler

 

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